Franz Welser-Möst mit den Wiener Philharmonikern und Mahler im Konzerthaus.
Franz Welser-Möst mit den Wiener Philharmonikern und Mahler im Konzerthaus.
Wiener Konzerthaus / Andrea Hume

Läuft alles nach Plan, kann er den Krebsärzten noch heuer Adieu sagen. Im vorigen Sommer hat sich Franz Welser-Möst tumorbedingt unters Messer begeben und eine Folgebehandlung begonnen. Die guten Prognosen von damals scheinen sich zu bestätigen: Noch im Vorjahr hat der Stardirigent zwischen seinen Therapieterminen eine Mahler-Symphonie geleitet, jetzt schultert der 63-Jährige eine Konzertreihe. Nicht weniger als sieben Werke nimmt er sich im Verbund mit den Wiener Philharmonikern zur Brust – zu hören dieser Tage in den hiesigen Konzerthallen, im März dann auf einer US-Tour. Dass ihn derzeit ein Hocker bei der Arbeit stützt, ist nicht dem Krebs geschuldet: Der humpelnde Pultstar hat sich einen Fußknochen gebrochen.

Davon unbeeindruckt, formen seine Arme am Donnerstag im Konzerthaus gewohnt raumgreifende Gesten. Sie gelten am ersten Abend der Spielserie Mahlers neunter Symphonie, diesem Schwanengesang aus schwelgerischen, schrillen und satirischen Tönen. Mit der Landei-Plumpheit des Scherzos fremdelt diese Aufführung ein wenig: So derb die Geigen anfangs poltern, will sich insgesamt kein zünftiges Klangbild einstellen. Zu sehr scheint der philharmonische Sound an dem Abend auf eine trockene Transparenz gepolt.

Springteufelhafte Energie

Diese kommt dafür der Rondo-Burleske zugute: Welser-Möst lässt dieses Stimmengewirr mit springteufelhafter Energie wüten. Und der epische Schlusssatz? Beginnt unverhofft zügig, setzt allmählich aber erfolgreich zur Tiefenbohrung an und beglückt mit delikaten Holzbläserensembles. Standing Ovations. (Christoph Irrgeher, 23.2.2024)