Doskozil und Babler
Der SPÖ-Parteitag hat sich gegen den Ex-Polizisten Doskozil und für den mit einem linken Image versehenen Babler entschieden. Das kann man Letzterem nun schwer vorwerfen.
APA/HELMUT FOHRINGER

Ab durch die Mitte: Das raten, grob zusammengefasst, namhafte Genossen ihrem Parteichef Andreas Babler. Mit einem ausgeprägten linken Profil, so die Befürchtung im Hintergrund, werde die SPÖ in einem Land wie Österreich keinen großen Wahlerfolg einfahren.

Der Gedankengang hat seine Logik, aber auch etwas von der sprichwörtlichen Klage über die vergossene Milch. Denn die Sozialdemokraten hatten ja unlängst die Möglichkeit zu einer Richtungsentscheidung. Mit Hans Peter Doskozil stand dabei ein Kandidat für den Parteivorsitz zur Wahl, dem eine stärkere Strahlkraft über linke Wählerschichten hinaus zuzutrauen war. Doch die Delegierten des Parteitags entschieden sich gegen den Ex-Polizisten und für den allein schon aus seiner Vita heraus eindeutig geprägten Rivalen.

Destruktiver Vorwurf

Babler nach gefallener Entscheidung nun ständig das eigene Image vorzuhalten ist nicht nur destruktiv, sondern auch ungerecht. Denn geht es nach den vertretenen Positionen, ist der unterstellte Linksruck ein Mythos: Im Kern propagiert Babler das, was die SPÖ stets im Programm hatte.

Natürlich täten mehr Signale an die Mitte gut, doch so simpel ist die Übung nicht – denn gleichzeitig droht die SPÖ nach links, zur Bierpartei oder KPÖ, auszurinnen. Was aber garantiert ins Unglück führt: Streuen Parteikollegen die Botschaft, dass der Vorsitzende eigentlich eine Fehlbesetzung sei, läuft das auf eine sich selbst erfüllende Prophezeiung hinaus. (Gerald John, 27.2.2024)