Albedo Satellit
Die Satelliten von Albedo sollen relativ nah zur Erde positioniert werden. Dadurch können sie mit günstigeren Mitteln arbeiten und die Bilder kommerziell zur Verfügung stellen.
Albedo

Satelliten, die auf einer niedrigen Umlaufbahn um die Erde kreisen und durch hochauflösende Kameras sogar Personen relativ genau erkennen können: Was nach dystopischer Science-Fiction und Überwachungsparanoia klingt, das dürfte laut Artikeln von Heise.de und der "New York Times" ein reales Szenario sein. Demnach plant das US-amerikanische Start-up Albedo den Start eines derartigen Satellitensystems, Datenschützer sind alarmiert.

Auf niedriger Umlaufbahn

Die Satelliten sollen sich in der sogenannten Very Low Earth Orbit (VLEO) bewegen. Das entspricht einer Entfernung von weniger als 400 Kilometern, das ist nochmal deutlich weniger als die Low Earth Orbit, mit der eine Entfernung bis zu 2.000 Kilometern zur Erde bezeichnet wird. Durch den vergleichsweise geringen Abstand kann das Start-up kleinere und somit günstigere Objektive verwenden.

Dadurch sollen Objekte mit einer Größe von zehn Zentimetern erkannt werden können. Zum Vergleich: Die meisten der bisherigen Bildsatelliten können Objekte unterscheiden, die 30 Zentimeter groß oder größer sind. Eine Auflösung wie jene der Albedo-Satelliten wird derzeit nur von teuren und großen Militärsatelliten geboten. Das Unternehmen wirbt außerdem damit, dass die Daten innerhalb einer Stunde vom All an die irdischen Server übertragen werden.

Start schon Anfang 2025

In den USA sind solche hochauflösenden Aufnahmen aus dem All prinzipiell zulässig, da die Regierung unter Donald Trump im Jahr 2018 die Vorschriften für die zivile Satellitenauflösung gelockert hatte. Das Ziel Albedos ist das Erschließen eines kommerziellen Marktes. Das Unternehmen will Anfang 2025 die ersten Satelliten ins All schießen, weitere sollen folgen.

Zu Beginn soll die Konstellation aus sechs Satelliten bestehen, am Ende sollen es 24 Stück sein. Dann soll es möglich sein, den gleichen Ort auf dem Planeten fünfmal pro Tag zu überfliegen. Und zu fotografieren.

Aufschrei von Datenschützern

Seit Jahren warnen Datenschutzorganisationen bereits vor einer möglichen Überwachung aus dem All. Jennifer Lynch von der Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) forderte die Regulierungsbehörden zum Beispiel schon 2019 auf, die Regularien zu überarbeiten: "Das ist eine riesige Kamera am Himmel, die jede Regierung jederzeit ohne unser Wissen nutzen kann", wird sie in dem Bericht von Heise.de zitiert. In Deutschland möchte auch der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) ab 2025 ein System aus Aufklärungssatelliten ins All bringen.

Albedo ist in Austin und Denver beheimatet, beschäftigt aktuell rund 50 Personen und hat circa elf Millionen Dollar an Kapital von Investoren gesammelt. Zu den Geldgebern gehört auch das Finanzierungsunternehmen Breakthrough Energy Ventures, das von Bill Gates im Jahr 2015 gegründet wurde. Im Beirat sitzen laut Medienberichten ehemalige Direktoren der CIA und der National Geospatial Agency (NGA): Dabei handelt es sich um einen US-amerikanischen Geheimdienst, der im Verteidigungsministerium angesiedelt ist.

"Wir sind uns der Auswirkungen auf die Privatsphäre sehr bewusst", sagt Topher Haddad, einer der Gründer von Albedo, gegenüber der "New York Times". So können die Technologie zwar Menschen abbilden, sie aber nicht identifizieren. Durch zahlreiche administrative Schritte wolle man die Bedenken ausräumen.

Ex-CIA-Mitarbeiterin Linda Zall sieht in den "Augen am Himmel" den Medienberichten zufolge hingegen ein "echtes Problem". So könnten damit Dinge klar erkennbar sein, die Menschen in ihren Hinterhöfen verbergen wollen. Harvard-Astrophysiker Jonathan McDowell sieht einen Schritt näher zu einer Welt, "in der Big Brother zuschaut".

Doch das Vorhaben findet nicht nur Kritiker, sondern auch Befürworter. Laut James Baker, einstiger Leiter der National Oceanic and Atmospheric Administration, wird man etwa sehen können, an welchen Stellen Brände entstehen und wohin die Menschen fliehen. (red, 26.2.2024)