Mondlander über der Mondoberfläche
So wie auf dieser Visualisierung dargestellt, hätte Slim auf dem Mond landen sollen. Tatsächlich verursachte der Mondlander einiges an Bangen.
EPA/Jaxa

Der Mond bringt derzeit seine Besucher ziemlich aus der Fassung – oder zumindest zum Kippen. Erst am Wochenende wurde bekannt, dass Odysseus, die Sonde der ersten erfolgreichen privaten Mondmission des Unternehmens Intuitive Machines, offenbar bei der Landung umgekippt ist. Derzeit würden Daten gesammelt, um sich ein Bild der Lage zu machen, hieß es zuletzt.

Überraschende Neuigkeiten gibt es hingegen vom japanischen Mondlander Slim. Wie die japanische Weltraumorganisation Jaxa mitteilte, hat die bei der Landung auf der Seite gekippte Sonde nach einem zweiwöchigen Schlummer ein Lebenszeichen von sich gegeben. "Letzte Nacht haben wir einen Befehl gesendet, auf den Slim geantwortet hat", teilte die Jaxa im Onlinedienst X, früher Twitter, mit. Das sei die Bestätigung, dass die Raumfähre die zwei Wochen andauernde Mondnacht überstanden und ihr Kommunikationsfähigkeiten behalten habe.

Neues Bild veröffentlicht

Zunächst habe man die Kommunikation wieder eingestellt, da es am Mond gerade mittags war und sich die Kommunikationsgeräte stark erhitzt hatten. Vor kurzem wurden nun Bilder auf X veröffentlicht, die von der Navigationskamera von Slim aufgenommen wurden.

Slim (kurz für "Smart Lander for Investigating Moon") hat seit seiner Ankunft am Mond am 19. Jänner eine turbulente Zeit hinter sich. Rund zwei Stunden war unklar, ob das 2,40 mal 1,70 Meter große Gefährt überhaupt gelandet war. Nach der Bestätigung einer geglückten Landung, was an sich schon ein historischer Erfolg war, stellte sich heraus, dass durch das Umkippen der Sonde die Solarpaneele falsch ausgerichtet waren, keine Energie produzieren konnten und somit der Strom knapp wurde. Daher entschlossen sich die Missionsmanager, die Sonde erst einmal abzuschalten, bis das Sonnenlicht aus einem günstigeren Winkel auf die Paneele treffen würde. Nachdem es gelungen war, einige Daten und Bilder zu empfangen, wurde Slim Anfang Februar wieder in den Ruhezustand versetzt.

Überlebenskünstler

Damit schien das Schicksal des Mondlanders besiegelt. Kaum jemand rechnete damit, dass Slim die 14-tägige Mondnacht, bei der die Temperaturen auf unter minus 130 Grad Celsius sinken, überleben würde. Für einen derartigen Tiefkühlzustand war die Sonde nicht gebaut. Nach dem Ende der eisigen Nacht wartete das Slim-Team offenbar noch einige Tage, um den Solarpaneelen die Chance zu geben, sich aufzuladen und die Schaltkreise wieder auftauen konnten – mit Erfolg. Nun haben die Slim-Verantwortlichen einige Tage Zeit, bis sie den Lander für die nächste Nacht abschalten müssen.

Sonde auf Mond
Dieses Bild des Mondlanders Slim wurde vom Lunar Excursion Vehicle 2 (LEV-2), einem kleinen Rover von der Größe eines Tennisballs, aufgenommen. Die Raumsonde überrascht immer wieder mit ihrem Durchhaltevermögen.
JAXA/Takara Tomy/Sony Group Corporation/Doshisha University via AP

Das unerwartete Aufwachen macht jedenfalls Hoffnung, dass auch Odysseus die kommende Mondnacht überlebt und danach auf einen Weckruf reagiert. Mondlandungen gelten als technisch höchst anspruchsvoll und gehen häufig schief. Allein in diesem Jahr liefen schon zwei geplante Landungen anders als erhofft. Mit Slim ist Japan zur fünften Mondlandenation der Erde aufgestiegen. Odysseus wieder verhalf den USA zur ersten erfolgreichen Mondlandung seit der letzten Apollo-Mission 1972.

China "umarmt den Mond"

China hat am Montag übrigens bekräftigt, bis 2030 Menschen auf den Mond zu bringen – und den Namen der Landesonde bekanntgegeben. Wie die Agentur für Raumfahrt mitteilte, soll der Mondlander "Lanyue" (den Mond umarmen) heißen. Die chinesische Zeitung "China Daily" schrieb am Montag, dass der Name aus einem Gedicht des früheren Präsidenten und Vorsitzenden der kommunistischen Partei, Mao Tsetung, aus dem Jahr 1965 stammte. Das Raumschiff, das das Gefährt und die Crew zum Mond bringen soll, heiße "Mengzhou" (Traumschiff). Sowohl die Rakete, als auch das Raumschiff und die Sonde, die sie zum Mond bringen soll, befinden sich allerdings im Moment noch in einer Vorentwicklungsphase.

"Lanyue" soll den Angaben nach aus einem Antriebsmodul und einem Mondmodul bestehen und damit ein Gewicht von 26 Tonnen auf die Waage bringen. Das Gefährt könne zwei Astronauten und ein 200 Kilogramm schweres Fahrzeug transportieren. "Mengzhou" bestehe ebenfalls aus zwei Teilen, einem zur Unterbringung der Astronauten und einem für Antrieb und Energieversorgung.

China plant mit der "Chang'e-6"-Mission in diesem Frühjahr außerdem eine unbemannte Mission zum Mond, um Bodenproben zu nehmen. Der Mond ist nach Jahrzehnten wieder in den Fokus der internationalen Raumfahrt gerückt und auch wegen den technisch höchst anspruchsvollen Missionen zu einem prestigeträchtigen Ziel mehrerer konkurrierender Staaten geworden. Die US-Raumfahrtbehörde Nasa will bis 2026 wieder Astronauten auf den Mond bringen. (kri, APA 26.2.2024)