Klimaprotest
"Kulturelle Organisationen wären dafür prädestiniert, bei der Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle einzunehmen", heißt es seitens der Studienautoren.
IMAGO/Müller-Stauffenberg

Lausanne - Museen, Theater und Opernhäuser hinken in Sachen Nachhaltigkeit hinterher. Viele haben sich zwar der Nachhaltigkeit verpflichtet, setzen diese Verpflichtungen aber nicht konsequent um, wie die weltweit ersten Analyse zur Nachhaltigkeit von Kulturinstitutionen zeigt. Durchgeführt wurde die Analyse von Forschenden der Universität Lausanne (Unil).

"Kulturelle Organisationen wären dafür prädestiniert, bei der Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle einzunehmen", sagte Julie Grieshaber, Mitautorin der Studie, am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Sie würden jährlich hunderte von Millionen Besucherinnen und Besucher anziehen. Zudem habe die Öffentlichkeit großes Vertrauen in diese Institutionen. "Eine solche Vorreiterrolle nimmt ein Großteil der analysierten Institutionen aber nicht wahr", stellte die Forscherin klar. Zusammen mit Studienleiter Martin Müller befragte Grieshaber über 200 der einflussreichsten Museen, Theater und Opernhäuser der Welt. Die Studie garantierte den teilnehmenden Institutionen Anonymität.

Öffentlicher Druck nimmt zu

Die Ergebnisse, die am Dienstag im Fachblatt "Sustainability: Science, Practice and Policy" veröffentlicht wurden, zeigen: 60 Prozent der befragten Kulturinstitutionen haben Nachhaltigkeitsfragen erst in den letzten fünf Jahren oder sogar noch später in ihre Strategie integriert. "Es gibt zwar viele Nachhaltigkeitserklärungen, die Umsetzung hinkt aber hinterher", sagte Grieshaber. Im Durchschnitt erzielten kulturelle Organisationen 37 von 100 möglichen Punkten im Nachhaltigkeitsindex der Studie. "Das bedeutet aber nicht, dass kulturelle Einrichtungen im Vergleich zu anderen Sektoren im Rückstand sind", betonte Grieshaber.

Trotzdem müssten die Organisationen ihr Engagement in Sachen Nachhaltigkeit nun verstärken, forderten die Forschenden. Laut Studie nimmt der öffentliche Druck auf die Kulturinstitutionen zu: Die Welle von Protestaktionen in den Jahren 2022 und 2023, bei denen Aktivisten versuchten, Kunstwerke in großen Museen auf der ganzen Welt zu beschädigen, deute darauf hin, dass die Zeiten vorbei seien, in denen die betroffenen Organisationen das Wohlwollen der Öffentlichkeit genossen und sich einer Überprüfung durch Interessengruppen entziehen konnten, hieß es. (APA, 27.2.2024)