Air gastierten mit ihrem Debütalbum
Air gastierten mit ihrem Debütalbum "Moon Safari" im Wiener Konzerthaus.
Wiener Konzerthaus/Gerd Schneide

Vielleicht sind Air nirgends so bekannt wie in Österreich. Sobald die ersten Töne von La Femme d'argent angespielt werden, erinnert man sich nämlich daran, dass die Telefonberatung Rat auf Draht jahrelang genau dieses Lied in ihrer Fernsehwerbung verwendet hat. Und eigentlich passt das gut. Die sanften Synthesizerklänge fühlen sich sofort an wie eine warme Umarmung, von der man behutsam ummantelt an einen ruhigen Ort zum Träumen entführt wird.

Jean-Benoît Dunckel und Nicolas Godin spielen ihr 1998 erschienenes Debütalbum in voller Länge, begleitet werden sie dabei von Schlagzeuger Brian Reitzell. Die Männer mit ihren Synthesizern sind ganz in Weiß gekleidet, und verschiedene Scheinwerfer färben die Szenerie und den Bühnennebel ein: Blau, Rot, Orange – Sterne. Air spielen ihre großen Hits Kelly, Watch the Stars! oder Sexy Boy, das nostalgische Seufzen im restlos ausverkauften Konzerthaus kann man fast hören und ganz bestimmt spüren.

Zwischen Highschool und Weltraum

Die Musik von Air regt zum Tanzen an, aber eher bequem. Menschen jenseits der 40 schunkeln verträumt vor sich hin. Moon Safari ist ein Album zwischen Lounge-Musik, Ambient Pop und Weltraum, es macht melancholisch und traurig, aber nicht tieftraurig, sondern zufrieden-traurig. Wenn es vorbei ist, kommt dann noch eine Zugabe mit Cherry Blossom Girl und Highschool Lover, der Instrumentalversion von Playground Love, das für den Soundtrack von Sofia Coppolas Virgin Suicides komponiert wurde.

Die melancholischen, entschleunigten Welten aus den Filmen Coppolas sind es auch, zu denen die Musik von Air vielleicht am besten passt. Als vorletztes Lied wird Alone in Kyoto gespielt, Bühnenshow: Sternenhimmel. Man fühlt sich so, als ob man wie Bill Murray in Lost in Translation in der Nacht an der Bar im höchsten Stock des Park Hyatt Hotel in Tokyo sitzt. Draußen regnet es, und in einem drinnen regiert die Einsamkeit. Aber irgendwie ist das angenehm. (Jakob Thaller, 28.2.2024)