Die Prähistorische Abteilung im Naturhistorischen Museum (NHM) Wien beschreitet viele Wege der Wissensvermittlung. Gemeinsam mit der Münze Österreich AG wurde nun mit einer eigenen Silbermünzserie über den prähistorischen Fundort Hallstatt, der seit Jahrzehnten einen wesentlichen Forschungsschwerpunkt des NHM bildet, ein neuer eingeschlagen. Wie es dazu kam und was dabei entstand, soll in nachfolgendem Beitrag vermittelt werden.

Von der Tausch- zur Münzwirtschaft

Die Hallstattkultur (= ältere Eisenzeit: ca. 800–450 v. Chr.) gilt als Beispiel für eine stark hierarchisch gegliederte Gesellschaft, aus der uns persönlicher Wohlstand sehr deutlich durch materielle Hinterlassenschaften entgegentritt. Gerade im namengebenden Gräberfeld von Hallstatt, das in der Zeit von ca. 800–370 v. Chr. mit wohl weit mehr als 5.000 Bestattungen belegt wurde, wird dies anhand der reichen Grabbeigaben deutlich. Diese kamen überwiegend durch den weitreichenden Handel mit einem Großteil der zu jener Zeit bekannten Welt in die abgelegene Salzmetropole. Die Erforschung dieses Fundorts ist seit Jahrzehnten eine der Kernaufgaben eines interdisziplinären Wissenschaftsteams am NHM und wird durch dessen Kooperationspartner, die Salinen Austria AG und die Salzwelten GmbH, unterstützt.

Die idyllisch am See gelegene Welterbegemeinde – darüber das Salzbergtal mit seinen prähistorischen Fundstellen
Die idyllisch am See gelegene Welterbegemeinde – darüber das Salzbergtal mit seinen prähistorischen Fundstellen.
NHM Wien, A.W.Rausch

Es herrschte also noch Tauschhandel, auch wenn dieser damals bereits weit entwickelt war. Es wurde zwar nicht mehr, wie zuvor in der reinen Naturalwirtschaft, Ware direkt gegen Ware getauscht, um so die unmittelbaren Bedürfnisse zweier Partner zu befriedigen, sondern mit sogenanntem Nutzgeld gehandelt. Als solches wurde ein allgemein anerkanntes Tauschgut, dem ein eindeutiger Wert zugeordnet wurde, verwendet (zum Beispiel Metallbarren oder aber auch Salz). Diese Phase kann als erste Stufe der Geldwirtschaft betrachtet werden.

Um ein einheitliches Preisverhältnis garantieren zu können, war es aber in weiterer Folge notwendig, Geld in gleich große Mengen teilen zu können, wodurch die Münzgeldwirtschaft entstand. Dies geschah in unseren Breiten jedoch erst nach der Hallstattepoche, in der darauffolgenden Latènekultur, also in der jüngeren Eisenzeit (ca. 450–15 v. Chr.). Jedoch sind uns auch aus dieser Epoche aus Hallstatt noch keine Münzen überliefert. Diese kamen wohl erst später in römischer Zeit dorthin, obwohl es in der Latènezeit bereits Münzprägestätten im heutigen Österreich gab, wie am Beispiel des niederösterreichischen Fundorts Roseldorf, dem derzeit ältesten bekannten Münzprägeort Österreichs, zu sehen ist. Wie auch Hallstatt stellt dieser Fundort einen jahrzehntelangen Forschungsschwertpunkt der Prähistorischen Abteilung im NHM dar.

Münzprägung und Münzfälschung bei den Kelten am Sandberg in Roseldorf

Ein im Jahr 1975 am Sandberg gemachter Fund eines Tüpfelplattenfragments mit Spuren von Gold lässt auf eine eigene Münzprägung in der Keltensiedlung ab der Mittellatènezeit (ab ca. 250 v. Chr.) schließen, da solche Tüpfelplatten als Gussformen zur Herstellung von Münzrohlingen dienten. In die Vertiefungen dieser Tüpfelplatten wurden abgewogene Metallstücke gelegt und im Brennofen geschmolzen. Anschließend wurden diese Schrötlinge noch im warmen Zustand zwischen zwei Metallstempeln beidseitig mit den Münzbildern durch Hammerschläge geprägt.

Griechische Münzen dürften bei den Kelten in Mitteleuropa schon ab der frühesten Latènezeit, also ab ca. 450 v. Chr., in Verwendung gewesen sein. Ab dem 3. Jahrhundert v. Chr. begannen sie dann, selbst Münzen zu prägen. Die ersten waren noch sehr stark den Vorbildern aus dem Mittelmeerraum nachempfunden, die die Kelten durch den Handel, vor allem aber als Sold für ihre Einsätze als Kämpfer für dortige Herrscher kennengelernt hatten. Nach ihrer Rückkehr in ihre Heimatgebiete begannen die an Münzen nun gewohnten Kelten diese vorerst nachzuprägen und zu imitieren und später zu keltisieren.

In der keltischen Welt dürfte zunächst jeder Adelige, der über Einfluss und die nötigen Rohmaterialien verfügte, das Recht zur Münzherstellung gehabt haben. Ab der Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. gab es bereits Münzen, die mit Namen und Porträt des Stammesfürsten (z. B. Vercingetorix) versehen waren – es schien sich nun eine zentralisierte politische Macht herauszukristallisieren.

Keltische Silbermünze Typ Roseldorf I.
Keltische Silbermünze Typ Roseldorf I.
KHM Wien, G. Dembski

Die frühesten keltischen Prägungen waren Goldmünzen mit hohem Materialwert, die eher Vermögensdepot als alltägliches Zahlungsmittel waren. Später prägten die Kelten nur mehr kleinere Goldmünzen und gingen hauptsächlich zur Herstellung von Klein-Silbermünzen als Gebrauchsgeld über.

Aus Roseldorf kennen wir heute über 1.500 keltische Münzen, von denen die meisten aus Silber, einige aus Gold und etliche aus einem mit Goldüberzug versehenen Kupferkern (also Münzfälschungen) sind. Es war also bereits zur damaligen Zeit üblich, Geld zu fälschen. Ein spannendes Detail, das zeigt, wie die Archäologie über die Erforschung materieller Hinterlassenschaften dazu beitragen kann, das menschliche Wesen zu ergründen.

Doch nicht nur Eigenprägungen sind am Sandberg zu finden. Die Bedeutung der Keltensiedlung wird auch durch Fremdmünzen herausgestrichen, die vermutlich auf dem Handelsweg dorthin gelangt waren.

Im Laufe der Zeit etablierte sich also Münz- und später auch Papiergeld. Beide stellen bis heute das am häufigsten verwendete "Tauschmittel" dar.

Eisenzeitliche Kunst als Vorbild für neue Münzen

Neben der Verwendung als Zahlungsmittel sind Münzen heute aber auch eine beliebte Anlageform und bei Sammler:innen sehr beliebt. Wie bei der aktuellen Serie der Münze Österreich dienen sie somit auch als Möglichkeit, bestimmte Themen zu beleuchten und diese einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Auch zu Beginn dieser gerade neu erschienenen Münzserie stand eine konzeptuelle Grundidee, die das übergeordnete Thema in groben Zügen umreißt. Der primäre Fokus liegt darauf, das Thema in einer Weise zu beleuchten, die weniger bekannte, jedoch faszinierende Aspekte in den Vordergrund rückt und somit der Öffentlichkeit zugänglich macht. Eine fundierte Expert:innenberatung ist hierbei von essenzieller Bedeutung. Im Kontext der Serie "Das weiße Gold des Salzkammerguts" war es naheliegend, die Expertise des Naturhistorischen Museums Wien in Anspruch zu nehmen, dessen Fachkenntnisse sämtliche Facetten der Hallstattkultur umfassen und somit einen idealen Ausgangspunkt für die Entwicklung eines Serienkonzepts bieten.

Während konstruktiver Gespräche und enger Abstimmung zwischen dem wissenschaftlichen Team des NHM und dem Kreativ- und Marketingteam der Münze Österreich entstand die Idee, sich auf die drei zentralen Themen Bergbau, Handel und Ritus zu fokussieren. Für jedes dieser Themen wurden adäquate Fund- und Kunstgegenstände ausgewählt, die repräsentativ die Hallstattkultur widerspiegeln und darüber hinaus auf einer Münze klar erkennbar abgebildet werden können.

Ein rekonstruierter Tragsack und ein Bronzepickel als Symbole des prähistorischen Salzabbaus in Hallstatt.
Ein rekonstruierter Tragsack und ein Bronzepickel als Symbole des prähistorischen Salzabbaus in Hallstatt.
NHM Wien, A. Schumacher

Der Start des Designprozesses erfolgte unter Verwendung der sorgfältig ausgewählten Unterlagen, wobei besonderes Augenmerk auf die authentische Bewahrung der Stilistik der Hallstattkultur gelegt wurde. So wie in anderen Kulturen zeichnet sich die Darstellung von Personen aus dieser Epoche durch eine eigenständige Ästhetik aus, die in der Forschung als sogenannter Situlenstil bekannt ist und uns als Abbildungen auf zahlreichen Bronzegefäßen der Eisenzeit überliefert ist. Diese spezifische Ästhetik wurde in die Entwürfe integriert und kontinuierlich mit vorhandenen Fundstücken abgeglichen. Im Rahmen einer koordinierten Abstimmung mit dem wissenschaftlichen Team wurde das Design schrittweise verfeinert, bis die abschließenden Entwürfe vorlagen. Dabei wurde äußerste Sorgfalt darauf verwendet, die künstlerischen Ansprüche und die historische Authentizität der Hallstattkultur in jedem Stadium des Prozesses zu wahren.

Ein Beispiel für die Situlenkunst ist dieses Detail der Situla von Kuffern mit Trinkszene.
Ein Beispiel für die Situlenkunst ist dieses Detail der Situla von Kuffern mit Trinkszene.
NHM Wien, A. Schumacher

Die finalen Entwürfe bildeten den Ausgangspunkt für die Herstellung eines handgefertigten Gipsmodells, welches den Designentwurf in ein Relief umwandelte. Diese über 100 Jahre alte Technik wurde auch bei der Gestaltung dieser Münze angewandt und erfordert das Können erfahrener Graveur:innen. In dieser künstlerisch anspruchsvollen Tätigkeit können selbst die feinsten Details präzise herausgearbeitet werden.

Das Gipsmodell entstand in präziser Handarbeit.
Das Gipsmodell entstand in präziser Handarbeit.
Münze Österreich AG

Nach der Erstellung des Gipsmodells wurde dieses in 3D gescannt. Das so entstandene digitale Modell konnte nun nach Bedarf auf die gewünschte Größe skaliert und gefräst werden. In einer aufeinanderfolgenden Serie von Arbeitsschritten wurde ein präzises Werkzeug für das Prägen der Münze hergestellt. Das dabei geschaffene Wechselspiel aus polierten, glänzenden und mattierten Stellen verleiht dieser Münze ein spezielles visuelles Erlebnis. So verwandeln kunstvolles Design, akribische Handarbeit und modernste Technik ein Stück Metall in ein wertvolles Kunstwerk.

Die Vorderseite der ersten Münze aus der neuen Serie
Die Vorderseite der ersten Münze aus der neuen Serie "Das weiße Gold des Salzkammerguts".
Münze Österreich AG

Jede dieser Münzen erzählt eine einzigartige Geschichte, sowohl über das Münzmotiv selbst als auch durch zusätzliche Informationen, die Sammler:innen über Magazine und Onlinekanäle vermittelt werden. Diese Informationsquellen ermöglichen es, tiefer in das jeweilige Thema einzutauchen und ein umfassenderes Wissen zu gewinnen. Durch die Verfügbarkeit dieser ergänzenden Informationen wird das Fachwissen für Interessierte noch größer und schafft einen Anreiz, sich intensiver mit der Geschichte der Hallstattkultur und den symbolischen Elementen auf den Münzen auseinanderzusetzen. (Veronika Holzer, Johann Rudorfer, Helmut Andexlinger, 4.3.2024)