Ein Roter Panda
Unter den alternativen Browsern gilt vielen der Firefox als beste Option, sein Maskottchen ist übrigens ein Roter Panda und kein Fuchs.
AFP/CARLOS COSTA

Den Weg ins World Wide Web findet man im Jahr 2024 meist über Chrome, auf Desktop-PCs ebenso wie auf Smartphones ist der Browser von Google meistens die erste Wahl. Doch das muss nicht sein, wie auch die Entscheidungsträger der EU erkannt haben: Im Rahmen des Digital Markets Act (DMA) muss Google seinen Usern seit Anfang März beim neuen Einrichten eines Android-Smartphones mehrere Browser-Alternativen zur Auswahl anbieten. Der entsprechende Browser wird dann installiert und unter anderem standardmäßig verwendet, wenn Links aus anderen Apps geöffnet werden sollen.

Eine ähnliche Auswahl gab es bei Android-Geräten bereits für alternative Suchmaschinen, im Rahmen des DMA wird dies auch für Nicht-Android-Geräte (also hauptsächlich iPhones und Desktop-PCs) angeboten. Grund genug für den STANDARD, Anfang März eine Auswahl der besten Suchmaschinen als Alternativen zu Google vorzustellen.

Auf einer Website führt Google an, was die Anforderungen an Browserhersteller sind, um in der Auswahl vorzukommen. Dazu gehört, dass Browsing der Hauptzweck der App sein muss. Wenig überraschend ist auch Bedingung, dass die App im Google Play Store erhältlich ist und dass sie die jüngste Android-Version unterstützt. Unterstützung von HTTPS ist ebenso eine Voraussetzung wie die Tatsache, dass die App in Englisch oder der Landessprache verfügbar ist. Es darf nur ein Browser pro Anbieter eingereicht werden, der Browser muss bereits mindestens 5000 Mal installiert sein.

Marktanteile mobiler Browser

Was uns wieder dazu führt, uns die Marktanteile mobiler Browser genauer anzusehen. Anders als bei den Suchmaschinen ist Google hier laut Daten von Statcounter in Österreich kein unangefochtener Platzhirsch, was vor allem an der Verbreitung von iPhones und Samsung-Smartphones liegt: so kam Chrome im Februar 2024 bei den mobilen Browsern auf einen Marktanteil von 49,99 Prozent, relativ knapp gefolgt von Apples eigenem Safari mit 36,73 Prozent, auf Platz Drei folgt weiter abgeschlagen der Samsung Internetbrowser (9,6 Prozent).

Alle drei Browser sind standardmäßig auf den Geräten vorinstalliert. Entscheiden sich Menschen in Österreich bewusst für einen anderen mobilen Browser, so fällt die Wahl auf Firefox (1,34 Prozent), Opera (1,17 Prozent) oder Microsofts Edge (0,28 Prozent).

Marktanteile mobiler Browser in Österreich.
Marktanteile mobiler Browser in Österreich.
Statcounter

Auf dem Desktop kommt Chrome in Österreich übrigens auf einen Marktanteil von 47,80 Prozent. Auf Platz 2 folgt mit 18,85 Microsofts Edge – von bösen Zungen immer gerne als "der beliebteste Browser, um andere Browser herunterzuladen" bezeichnet. Hier folgen Firefox (16,2 Prozent), Safari (10,89 Prozent) und Opera (5,55 Prozent), außerdem nutzen 0,2 Prozent der Bevölkerung noch Microsofts Internet Explorer.

Blickt man schließlich auf die Gesamtstatistik aller Plattformen in allen Ländern der Welt, so zeigt sich die klarere Platzhirschposition Googles: weltweit kommt Chrome auf einen Marktanteil von 65,31 Prozent, Safari auf 18,31 Prozent, Edge auf 5,07 Prozent. Zu beachten ist auch, dass viele moderne Browser auf der Codebase Chromium basieren, die Open-Source ist und von Google entwickelt wird. Darunter fallen die Browser anderer Konzerne ebenso wie diverse kleinere Projekte.

Statcounter

Nachfolgend sollen potenzielle Alternativen zu Chrome auf mobilen Geräten vorgestellt werden. Bewusst verzichtet wird dabei auf Beschreibungen von Safari und dem Samsung Internet Browser – denn diese sind in den ihren jeweiligen Ökosystemen selbst als Platzhirsche anzusehen.

Firefox

Firefox
Firefox bietet auch auf dem Smartphone die Möglichkeit, diverse Add-ons zu installieren.
Screenshot

Vor langer, langer Zeit wurde Firefox als aussichtsreichste Alternative zu Microsofts Internet Explorer gefeiert, bevor Chrome das Ruder übernahm. Nun ist sein Marktanteil zwar klein, aber unter den alternativen Mobile-Browsern in Österreich ist er noch immer der stärkste Herausforderer. Und das liegt unter anderem an den Features, die auch auf dem Smartphone genutzt werden können.

Darunter fällt in erster Linie die Möglichkeit, Add-ons zu installieren, mit denen zum Beispiel Werbung blockiert oder Paywalls umgangen werden können. Andere Plug-ins ermöglichen, sich den Text von Websites vorlesen zu lassen. Es können außerdem Sammlungen von Artikeln und Websites angelegt werden, um sie später gebündelt an einem Ort zu lesen. Das Design der Startseite lässt sich anpassen.

Wer sich anmeldet, der kann Inhalte zwischen Desktop und Smartphone synchronisieren und Tabs von anderen Geräten anzeigen lassen. Laut Firefox werden die Daten dabei verschlüsselt übertragen. Private Tabs werden freilich auch unterstützt. Außerdem heißt es, dass sowohl Third-Party-Cookies als auch Social Tracker blockiert werden, was die Ladezeit der Websites beschleunigt und außerdem Vorteile in puncto Datenschutz bietet.

Microsoft Edge

Microsoft Edge
Die drei wichtigsten Themen für Microsoft: KI, KI und KI.
Screenshot

Die nächste Alternative hat auf mobilen Geräten zwar einen vergleichsweise kleinen Marktanteil, stammt aber ebenfalls von einem Konzern: Microsofts Edge. Hier steht Künstliche Intelligenz im Mittelpunkt des Geschehens, über einen zentralen Button am unteren Bildschirmrand kann ein KI-Bot geöffnet und mit diesem gechattet werden. Auf Wunsch nutzt dieser GPT-4, also die gleiche technologische Basis wie die kostenpflichtige Version von ChatGPT.

Beim ersten Start im STANDARD-Test erfolgte sofort eine Anmeldung beim Microsoft-Konto, über welchen diverse gespeicherte Daten wie Verlauf, Lesezeichen und Passwörter mit anderen Geräten synchronisiert werden. Microsoft weist explizit darauf hin, dass bei der Nutzung "erforderliche Diagnosedaten" gesammelt werden. Allerdings können in den Datenschutzeinstellungen Tracker ebenso wie Werbeanzeigen - letzteres auf Basis von Adblock Plus - unterbunden werden. Private Tabs gibt es auch hier, allerdings mit den üblichen Einschränkungen in puncto Datenschutz-Nützlichkeit.

Bing ist als Standardsuchmaschine aktiviert. Die Startseite kann angepasst werden, indem das Anzeigen von Newsfeeds, Verknüpfungen und wechselnden Hintergrundbildern aktiviert oder deaktiviert wird.

Anders als in Firefox können hier keine Add-ons hinzugefügt werden. Allerdings ermöglicht es Microsofts Browser standardmäßig, sich Websites vorlesen zu lassen. Dabei kann die Lesegeschwindigkeit angepasst und zwischen mehreren Stimmen gewählt werden. Zudem gibt es einen ablenkungsfreien Lesemodus, bei dem irritierende Elemente einer Website entfernt werden. Außerdem besteht auch in Edge die Möglichkeit, verschiedene Websites zu einer Sammlung zusammenzufassen.

Opera

Opera
Opera sieht auf dem Smartphone schick aus, und unter der Haube gibt es ein paar nette Funktionen.
Screenshot

In puncto Erscheinungsbild kann Opera eine gewisse Ähnlichkeit mit Microsofts Edge nicht abgesprochen werden. Auch hier legt sich auf der Startseite ein Hintergrundbild hinter die Suchleiste. Verknüpfungen und News sind standardmäßig aktiviert, können aber einfach deaktiviert werden. Ebenso kann ein Farbschema aktiviert werden. Als Standardsuchmaschine fungiert Google.

Auch hier kann auf Wunsch ein Werbeblocker aktiviert werden. Beliebt ist Opera aber vor allem in Ländern mit schwächerer Netzabdeckung, da auf Wunsch ein Datensparmodus aktiviert werden kann. Im Gegensatz zu den bisher in diesem Artikel vorgestellten Browsern verfügt Opera außerdem über ein integriertes Virtual Private Network (VPN), mit dem Fake-Standorte simuliert werden können. Im STANDARD-Test konnten so zum Beispiel Bilder über Googles Gemini erstellt werden, was in Österreich derzeit noch nicht möglich ist.

Apropos KI: auch in Opera ist ein KI-Bot namens Aria integriert, der laut Eigenangabe "von den US-amerikanischen Unternehmen OpenAI und Google betrieben" wird. Opera selbst verarbeitet die dort angegebenen Daten, gibt sie aber nicht an die genannten Partner weiter, heißt es. Bilder erstellen kann die KI nicht, wohl aber typische KI-Textantworten geben. Zur Nutzung ist ein Opera-Konto erforderlich. Wer sich stattdessen mit einem Google-Konto anmeldet, dem wird automatisch ein Opera-Konto erstellt. Wie bei der Konkurrenz ist es auch hier möglich, Inhalte über besagtes Konto mit anderen Geräten zu teilen und zu synchronisieren. Private Tabs gibt es freilich auch bei Opera.

Vivaldi

Vivaldi
Auch in der mobilen Version von Vivaldi werden die Tabs als Registerkarten angeordnet.
Screenshot

Gegründet wurde Opera übrigens von einem Isländer namens Jon Stephenson von Tetzchner. Er zog sich nach Meinungsverschiedenheiten im Jahr 2011 aus Opera zurück und gründete 2013 einen Konkurrenten namens Vivaldi. Dieser beinhaltet vor allem in der Desktop-Version diverse Möglichkeiten zum Anpassen an die persönlichen Vorlieben, wie von Tetzchner dem STANDARD im Interview erklärt hatte. Wer sich einen Vivaldi-Account einrichtet, kann Daten zwischen den Geräten synchronisieren.

Auf dem Smartphone ist unter anderem gewöhnungsbedürftig, aber unter Umständen praktisch, dass die Tabs auf Wunsch wie auf dem Desktop am oberen Bildschirmrand angeordnet werden können. Deren Mindestbreite lässt sich nach den eigenen Vorstellungen einstellen. Die Adressleiste kann wahlweise am oberen oder unteren Bildschirmrand angezeigt werden. Möglich ist es außerdem, Screenshots ganzer Websites zu erstellen. Tracker und Werbeblocker können auf Wunsch blockiert werden, und natürlich gibt es auch hier Private Tabs. Eine Skurrilität ist, dass Vivaldi ein eigenes Browsergame namens "Vivaldia" bietet.

Duckduckgo

Duckduckgo
Datenschutz ist ein trockenes Thema? Nicht wenn es von einer sprechenden Ente erklärt wird!
Screenshot

Kommen wir nun zu jenen mobilen Browsern, die besonderen Fokus auf das Thema Datenschutz legen. Das Thema ist wichtig, aber oft etwas trocken, weshalb der Anbieter Duckduckgo zu einem Trick greift: Die Vorteile des mobilen Browsers werden beim ersten Start von einer sprechenden Ente erklärt. Ruft man mit Duckduckgo eine Website auf, so erzählt die Ente, welche Tracker entdeckt wurden und blockiert diese.

Auffällig ist, dass bei Duckduckgo auch dort Werbung entfernt wird, wo sie bei anderen Browsern teils noch angezeigt wird. Und über die Schaltfläche "Feuer" können personenbezogene Daten "weggebrannt" werden, die sich sonst im Browser angelagert hätten. Standardmäßig wird im mobilen Browser über die gleichnamige Suchmaschine gesucht, die ebenfalls auf Datenschutz spezialisiert ist. Diese verfügt auch über einen KI-Chat, aus dem laut Anbieter keine Daten gespeichert werden. Als Modelle kommen GPT-3 und das hierzulande eigentlich noch nicht verfügbare Claude zum Einsatz.

Doch Durckduckgo kann noch mehr. So kann eine Funktion namens "Schutz gegen App Tracking" aktiviert werden, bei der auch Tracker in anderen Apps blockiert werden. Die Funktion ist kostenlos, arbeitet im Hintergrund und entdeckte bereits nach wenigen Minuten die ersten Trackingversuche. Nicht blockiert werden Tracker, wenn dadurch die Funktionalität einer App negativ beeinträchtigt wird. Dazu gehören neben Whatsapp, Youtube, Gmail und Google Home auch diverse andere Browser. Außerdem kann der "Duckduckgo E-Mail-Schutz" aktiviert werden. Hierbei handelt es sich um einen Mail-Weiterleit-Service, bei dem Tracker aus E-Mails entfernt werden.

Anders als bei der Konkurrenz läuft die Synchronisierung zwischen Geräten hier nicht über eine Anmeldung bei einem Account, sondern über das Scannen von QR-Codes. Private Tabs gibt es nicht, aber das ist auch nicht nötig: Was bei der sprechenden Ente passiert, bleibt bei der sprechenden Ente.

Brave

Brave
Der Chatbot von Brave kann manuell in deutsche Sprache übersetzt werden. Dann heißt er plötzlich "Löwe" anstatt "Leo".
Screenshot

Hinter einem weiteren bekannten Browser mit Fokus auf Datenschutz steckt ein Mann, der zuvor mit einer anderen Entwicklungen die Welt verändert hatte: Brendan Eich, Erfinder der Programmiersprache Javascript. Dessen Browser Brave zeigt auf der Startseite stets an, wie viele Tracker und Werbeanzeigen blockiert wurden, wie viele Megabyte an Daten nicht heruntergeladen wurden und wie viel Zeit damit gespart wurde. Auch kann mit "Brave News" ein Newsfeed aus ausgewählten Quellen zusammengestellt werden, der auf der Startseite angezeigt wird.

Ungewöhnlich ist der Zugang des Anbieters zum Thema Kryptowährungen. So können Werbetreibende nämlich sehr wohl dafür bezahlen, dass den Usern ihre Werbung ausgespielt wird. Im Gegenzug erhalten die an dem Programm teilnehmenden User eine Kryptowährung namens "Basic Attention Token" (BAT), nachdem sie die Werbung gesehen haben. Passend dazu ist eine Krypto-Wallet in den Browser integriert, die in weniger als einer Minute eingerichtet ist. Und schließlich bietet Brave noch ein integriertes VPN, das allerdings kostenpflichtig ist: derzeit kostet ein Jahresabo knapp 110 Euro.

Als Standardsuchmaschine kommt in Brave das hauseigene Brave Search zum Einsatz. Integriert ist außerdem ein eigener KI-Bot namens Leo, der auf Wunsch auch gleich ganze Websites zusammenfasst – nach aktuellem Stand zwar nur in englischer Sprache, allerdings lässt sich die Antwort anschließend wieder auf Deutsch übersetzen. Als Modelle kommen Metas Llama 2 13b, Claude und Mixtral vom französischen Anbieter Mistral AI zum Einsatz. Wer mehr Funktionen oder andere Modelle nutzen will, muss ein Abo für knapp 17 Euro im Monat abschließen.

Tor

TOR
Tor legt so viel Wert auf Datenschutz, dass wir noch nicht mal einen Screenshot machen konnten.
STANDARD/Stefan Mey

Wohl kein Artikel über alternative Browser wäre vollständig ohne einen Verweis auf das Tor-Projekt. Initiiert von einer NGO, soll dieser vor allem Menschen in autokratischen Staaten beim Umgehen von Zensur helfen. Aber natürlich kann er auch hierzulande auf Smartphones und am PC genutzt werden.

Zu diesem Zweck verbindet man sich mit dem Tor-Netzwerk, welches den Traffic durch mehrere Schichten schickt. Dadurch wird die eigene IP-Adresse verschleiert, Websites laden jedoch auch deutlich langsamer als mit anderen Browsern. Ansonsten ist der Funktionsumfang im Vergleich zu anderen hier aufgeführten Browsern stark eingeschränkt. Für Dissidenten mag Tor somit eine interessante Option sein, für den alltäglichen Gebrauch in Österreich ist es eher ungeeignet.

Ecosia

Ecosia
Ecosia verdient Geld mit Werbeanzeigen. Der Erlös wird in Aufforstungsprojekte gesteckt.
Screenshot

So wie Duckduckgo zugleich eine Suchmaschine und ein Browser ist, so bietet auch das Berliner Unternehmen Ecosia zusätzlich zur grünen Search Engine eine entsprechende App an. Auf der Startseite wird dementsprechend unter den Quick Links angezeigt, wie viele Bäume durch die Nutzung des Browsers bereits gepflanzt wurden – Ecosia nutzt die Einnahmen durch Werbeprogramme für die Finanzierung von Klimaprojekten. Einen integrierten Werbeblocker gibt es auch. Standardmäßig wird über die hauseigene Suchmaschine gesucht, die ebenfalls über einen integrierten KI-Bot verfügt.

Fazit: Für jeden Zweck ein anderer Browser

Die Grundbedürfnisse des Surfens im World Wide Web werden von allen hier genannten Browsern erfüllt. Und vielen von ihnen bieten mehr: So ist der eine etwas grüner als die anderen, der zweite legt besonders viel Wert auf Datenschutz, der dritte bietet die Möglichkeit zum Aufwerten der eigenen Surferfahrung über Add-ons. Beachtlich ist auch, dass bereits etliche Anbieter ihre Browser durch KI-Funktionen aufgewertet haben.

Gemeinsam haben sie, dass sie allesamt beim ersten Start dazu auffordern, die jeweilige App als Standardbrowser einzurichten. Tatsächlich wird man aber wohl mehrere Browser auf einem Gerät installieren müssen, um die Vorteile aller Anbieter zu nutzen, von den vielen Gestaltungsmöglichkeiten in Firefox über diverse KI-Tools bis zum Tracker-Blocking via Duckduckgo. Und auch Chrome und Safari muss man freilich nicht gleich abschreiben, wenn man bisher mit ihnen zufrieden war. Ein Experimentieren mit Alternativen kann sich aber auf jeden Fall bewähren. (Stefan Mey, 14.3.2024)