Timothée Chamalet reitet in "Dune: Part Two" auf dem Wüstenplaneten Arrakis auf Sandwürmern.
Warner Bros. Pictures

Regisseur Denis Villeneuve macht in seinen Verfilmungen von Frank Herberts Science-Fiction-Klassiker etwas, das in Hollywood nur sehr selten passiert: Er lässt sich Zeit. Sein erster Dune von 2021 war nur die Einleitung einer gewaltigen Geschichte. Einer Geschichte, so groß, dass jeder bisherige Versuch, den Wüstenplaneten-Zyklus zu verfilmen fehlschlug. Am beeindruckendsten ist dabei der chilenische Regisseur Alejandro Jodorowsky an Dune gescheitert. In einem Schub von Größenwahn versuchte er in den 1970ern eine psychedelische, mindestens zehnstündige Fassung mit Salvador Dalí, Orson Welles, Mick Jagger und der Musik von Pink Floyd auf die Beine zu stellen. Wenig überraschend wollte ihm das niemand finanzieren – das Projekt verschlang schon vor Drehbeginn Millionen.

David Lynch scheiterte 1984 als Nächster. Zu wenig kreative Freiheit und fehlendes Budget erzeugten einen Schandfleck in seiner Filmografie, über den er heute noch einen Mantel des Schweigens hüllt. Da half auch Musiker Sting im Cast nicht. Und das Beste an einer amerikanischen Serienfassung aus dem Jahr 2000 war Uwe Ochsenknecht.

Denis Villeneuve ist in erster Linie Dune-Fan. Seine letzten beiden Filme Blade Runner 2049 und Arrival waren für ihn Vorbereitung, um bereit für sein Lebensprojekt zu sein. Als 13-Jähriger hatte er die Romane zum ersten Mal gelesen und es sich zum Ziel gemacht, den Wüstenplaneten so auf die Leinwand zu bringen, wie er ihn immer sehen wollte. In Teil eins kam er daher nur bis zur Hälfte des ersten von 23 Büchern.

Was bisher geschah

Darin wurde in einer feudalen Science-Fiction-Welt das Haus Atreides vom Imperator auserwählt, die Herrschaft über Arrakis zu übernehmen. Auf dem kahlen Wüstenplaneten gibt es nicht viel, aber es gibt Sandwürmer und Spice, die wertvollste Substanz des Universums. Spice wird nicht nur als bewusstseinserweiternde Droge genutzt, sondern ermöglicht auch interstellare Raumfahrt. Wer das Spice kontrolliert, kontrolliert das Universum. Bisher war das ein schwebender Fettkloß, Baron Vladimir Harkonnen (Stellan Skarsgård), der Herzog Leto Atreides (Oscar Isaac) und dessen Volk in einen Hinterhalt lockte und massakrierte. Nur Sohn Paul (Timothée Chamalet) und Mutter Lady Jessica (Rebecca Ferguson) überlebten und flohen.

Sie schließen sich in Dune: Part Two den Fremen an, einem Volk, das den Wüstenplaneten bewohnt und süchtig nach Spice ist. Besonders nahe kommt Paul der Fremen-Kriegerin Chani (Zendaya), die er bereits zuvor in Visionen gesehen hat. Er lernt zu leben wie die Fremen – von der speziellen Art, über den Sand zu gehen, bis zum Reiten auf Sandwürmern – und Anführer Stilgar (Javier Bardem) hält ihn bald für den Messias.

Dune: Part Two | Official Trailer 2
DUNE: PART TWO
Warner Bros. Pictures

Die radikalen Fundamentalisten unter ihnen glauben, er sei der Prophet aus einer alten Prophezeiung, der sie in einen Heiligen Krieg führen soll: der Erlöser Lisan al-Gaib. Andere Fremen, darunter Chani, halten nicht viel von der ganzen Erlöserei. Aber das Spice öffnet Pauls Geist – und Herrscher von Arrakis wollen immerhin auch ungeeignetere Kandidaten werden. Einer wäre der sadistische Feyd-Rautha (Austin Butler), Neffe von Baron Harkonnen. An seinem Geburtstag darf dieser ganz traditionell in einem Kolosseum Leute abschlachten. Im Hintergrund der Dune-Welt ziehen die Bene Gesserit ihre Fäden, eine Schwesternschaft mit manipulativen Fähigkeiten. Pauls Mutter ist auch eine von ihnen, und die eine oder andere Messiaslegende kann man schon einmal streuen, um das Volk gegeneinander aufzuhetzen.

Ist wieder der Wurm drin?

Visuell bewegt sich Dune: Part Two auf einer Ebene, wie man sie im Kino seit dem letzten Teil nicht mehr erlebt hat. Die kilometerlangen Dünen erstrecken sich über die Leinwand, während Hans Zimmers Score dröhnend in die Ohren hämmert. Wenn sich ein Sandwurm aus den Tiefen der Wüste erhebt, spürt man das in jeder Faser seines Körpers. Dieses einnehmende Kinoereignis gelingt auch dank des Ensembles, das bis in die Nebenrollen herausragend besetzt ist. Neben den angesagten Jungschauspielern Timothée Chalamet, Zendaya, Austin Butler und Florence Pugh ist das vor allem der ehemalige Wrestler Dave Bautista. Denis Villeneuve hat ein epochales Werk geschaffen, das der vor Komplexität strotzenden Vorlage von Frank Herbert gerecht wird.

Dass bei den Dreharbeiten in Jordanien und Abu Dhabi reihenweise Leute vor Hitze bewusstlos wurden, trägt vielleicht zur Authentizität bei. Das Themenspektrum von Dune reicht von religiösem Fanatismus und den Konflikten verschiedener politischer Ideologien bis zum offensichtlichsten Thema: der ökologischen Krise. Wasser ist auf Arrakis nämlich so knapp, dass man nicht einmal Tränen verschwendet. Wenn man weiß, dass unsere Erde in der Welt von Dune auch einmal existiert hat, kommt man ins Grübeln, ob wir nicht doch besser auf unseren Planeten aufpassen sollten. (Jakob Thaller, 29.2.2024)