Jacqueline Kornmüller und Kat Menschik
Jacqueline Kornmüller und Kat Menschik.
Illustration: Kat Menschik / Galiani Berlin

Wild entschlossen war sie, erzählt die Regisseurin Jacqueline Kornmüller, ihr wunderbares altes Haus auf dem Land zu verkaufen. Es kam alles anders. Das ist die Kurzfassung rund um ein kleines, feines, ganz in Grün gehaltenes Büchlein mit dem schönen Titel Das Haus verlassen, das gerade bei Galiani erschienen ist.

Denn als der erste Interessent das Haus betrat, wusste Kornmüller: Das, was gerade stattfindet, ist nichts weniger als ein dokumentarisches Theaterprojekt. Interessant waren nicht mehr der Hausverkauf, sondern nur noch die Immobilientouristen, die nach und nach kamen, das Haus anzuschauen. Entstanden ist daraus ein nicht langer, aber wundersamer Text, in dem das Haus und seine Nochbewohnerin miteinander sprechen und die potenziellen Neobewohner und -bewohnerinnen mehr oder auch weniger willkommen heißen.

In den Text verliebt

Kat Menschik hat sich in diesen Text verliebt, erzählt sie, und wahrscheinlich muss man sie im Gegensatz zu Jacqueline Kornmüller, die in Österreich vor allem mit ihren Ganymed-Inszenierungen bekannt wurde, einem österreichischen Publikum erst vorstellen. Bei der Wiener Buchpräsentation im Odeon-Theater saß die Deutsche neben Kornmüller auf der Bühne, übrigens so schön bunt wie ihre Illustrationen, die auf Projektionen hinter den beiden zu sehen waren. Es ist Menschik zu verdanken, dass dieses hübsche Buch nun vorliegt. Sie hat sich für ihre "Lieblingsbuch"-Reihe bei Galiani, in der sie ansonsten oft Werke der Weltliteratur (Ein Landarzt von Kafka oder Shakespeares Romeo und Julia etc.) bildnerisch in Szene setzt, für diese zuvor nie publizierte Geschichte der in Deutschland geborenen und in Wien lebenden Regisseurin entschieden.

Menschik hat damit guten Instinkt bewiesen, denn Kornmüllers Text berührt. Nicht zuletzt, weil er in seiner Versuchsanordnung dieser vielen intimen Momente einer Hausbesichtigung Fragen stellt: Wohin wollen wir ziehen? Wie wohne ich? Oder: Wie sind wir überhaupt verortet?

Die Suchende und der Frager

Es geht also um Fragen der Lebenshaltung. So versammelt die Regisseurin Kornmüller sehr unterschiedliches Besichtigungspersonal wie etwa die Suchende, den Frager oder den Blutdiamantenhändler, einen Belgier und die Frau Salz oder auch ein Kind in ihrem zum Lieblingsbuch gewordenen Doku-Theaterstück. Und weil dieses Haus über die Jahre und nicht nur im Laufe dieser Geschichte so viel Persönlichkeit entwickelt hat, ist es mittlerweile ein bisschen beleidigt, das zumindest verraten die Autorin und die Illustratorin am Abend der Buchpräsentation. Menschik, die mit ihren prachtvoll kindlichen Bildern den Text illustriert hat, war noch nie in Kornmüllers Haus auf dem Land. "Wir sind aber verabredet", sagt Menschik lachend. Bleibt bloß die Frage, was eigentlich Menschiks Illustrationen zeigen? Die hat ihr eigenes Landhaus gezeichnet. Das passt wunderbar. Also: zwei Frauen, zwei Häuser. Und was das alles mit Haruki Murakami zu tun hat? Das ist wieder eine andere Geschichte, aber in Das Haus verlassen nachzulesen. (Mia Eidlhuber, 2.3.2024)

Jacqueline Kornmüller,
Jacqueline Kornmüller, "Das Haus verlassen". Illustriert von Kat Menschik. € 23,50 / 96 Seiten. Galiani-Verlag, 2024
Cover: Galiani Berlin