Die teilstaatliche OMV, Österreichs größter Industriekonzern, ist zugleich der größte Öl- und Gaskonzern in Südosteuropa. Der Grund ist die wichtige Rumänien-Tochter der OMV, die Petrom, an der der Konzern seit dem Jahr 2004 die Mehrheit hält. Vor der Küste des Landes, im Schwarzen Meer, finden sich zahlreiche Öl- und Gasförderungsprojekte, die von der OMV Petrom betrieben werden.

Bei den betroffenen Teilen handelt es sich, soweit auf den Fotos ersichtlich, offenbar auch um jene dicken Pfeiler, auf denen das Konstrukt ruht.
Bei den betroffenen Teilen handelt es sich, soweit auf den Fotos ersichtlich, offenbar auch um jene dicken Pfeiler, auf denen das Konstrukt ruht.
Foto: anonym
Tiefe Rostspuren haben sich ins Metall gefressen.
Tiefe Rostspuren haben sich ins Metall gefressen.
Foto: anonym

Bei einem davon deuten Fotos, die dem STANDARD vorliegen und die aus dem vergangenen November stammen sollen, allerdings auf einen bedenklichen baulichen Zustand hin. Die Aufnahmen der Gasplattform kommen von einem Whistleblower, der sich zunächst an die rumänische Filiale der Umweltorganisation Greenpeace gewandt hat. Sie zeigen tiefe Spuren von Rost, der sich in Teile einer der OMV-Petrom-Anlagen gefressen hat. Konkret soll es sich um die Plattform VII des sogenannten Istria-Perimeters unweit der Küste in der Nähe der südostrumänischen Stadt Konstanza handeln. Dort fördert die OMV Öl und Gas. Unter den betroffenen Teilen finden sich, soweit auf den Fotos ersichtlich, nicht nur etwa Stiegen und Geländer, sondern offenbar auch jene dicken Pfeiler, auf denen das Konstrukt ruht.

Die Plattform liegt nahe der Stadt Konstanza im Schwarzen Meer.
Die Plattform liegt nahe der Stadt Konstanza im Schwarzen Meer.
Foto_ anonym

"Die Fotos deuten darauf hin, dass die Schutzschichten der Träger korrodiert sind, was sich auf die Wandstärke auswirkt", sagt Surya Jaikaran, Energieanalystin bei Greenpeace International im niederländischen Amsterdam, die selbst jahrelang in der Öl- und Gasindustrie tätig war. "Die Wandstärken der Träger und des Unterwasserfundaments sind so ausgelegt, dass sie dynamischen Belastungen standhalten, durch Wellen, Strömungen und das Gewicht der Plattform selbst. Wenn die Korrosion die Wandstärke beeinträchtigt, ist die Widerstandsfähigkeit der Plattform gefährdet." Jaikaran warnt davor, dass "das Risiko von Arbeitsunfällen und Umweltkatastrophen deutlich steigt". Sie wirft der OMV vor, dass der Zustand der Plattform offenbar nicht den Standards der Branche für Gesundheit, Sicherheit und Umwelt in der Öl- und Gasindustrie entspreche. Auch Greenpeace Österreich fordert infolge der Enthüllung die OMV auf, "die Sicherheit der bestehenden Plattformen zu prüfen", so Klima- und Energiesprecherin Jasmin Duregger – ehe zusätzliche Anlagen zur Gasförderung in Betrieb genommen werden, wie es der Konzern gerade plant.

Die Umweltgenehmigung ist laut rumänischen Medien im Jahr 2019 erteilt worden.
Die Umweltgenehmigung ist laut rumänischen Medien im Jahr 2019 erteilt worden.
Foto: anonym

Laut rumänischen Medien ist die betroffene Plattform 7 nach wie vor in Betrieb. Die Umweltgenehmigung sei im Jahr 2019 erteilt worden, berichtet Radio Constanța, das öffentliche Lokalradio der Stadt. Die dafür zuständige Behörde dafür ist die "Verwaltung des Biosphärenreservats Donaudelta" (rumänisch abgekürzt ARBDD), die für eine ökologisch äußerst sensible Region verantwortlich ist: die Mündungsgegend der Donau ins Schwarze Meer, die für ihre vielfältige Tier- und Pflanzenwelt bekannt ist.

Was sagt die OMV zu all dem? Auf STANDARD-Anfrage kommt ein eher allgemein gehaltenes Statement. "Die Aktivitäten der OMV Petrom werden unter Einhaltung aller Sicherheitsvorschriften und Industriestandards durchgeführt, wobei Gesundheit und Sicherheit für das Unternehmen an erster Stelle stehen", heißt es. "Infrastruktur und Ausrüstung werden kontinuierlich überwacht und im Rahmen geplanter Wartungsarbeiten – oder bei Bedarf – instandgehalten. Der bauliche Zustand der Offshore-Plattformen unterliegt einem regelmäßigen rechtlichen Zertifizierungsprozess durch unabhängige Behörden."

Man investiere viel Geld "in ein Erneuerungsprogramm für Offshore-Anlagen", heißt es weiter. Das Unternehmen unternehme "alle notwendigen Anstrengungen und Investitionen, um die Sicherheit und Kontinuität des Betriebs zu gewährleisten". In den letzten Sätzen des Statements schließlich geht es konkret um die Anlage, von der nun Fotos aufgetaucht sind: "In Bezug auf die Aspekte, die für eine der Plattformen von OMV Petrom gemeldet wurden, können wir bestätigen, dass diese Gegenstand regelmäßiger Inspektions- und Wartungsarbeiten ist. Die laufenden Arbeiten werden voraussichtlich im April abgeschlossen sein." (Joseph Gepp, 2.3.2024)