Dovydas (Kęstutis Cicėnas) und Elena (Greta Grinevičiūtė) gehören zusammen, doch da Dovydas asexuell ist, müssen sie in ihrer Beziehung ein wenig improvisieren.
Dovydas (Kęstutis Cicėnas) und Elena (Greta Grinevičiūtė) gehören zusammen, doch da Dovydas asexuell ist, müssen sie in ihrer Beziehung ein wenig improvisieren.
Stadtkino

Elena liebt Dovydas, Dovydas liebt Elena. Der Funke zwischen den beiden Anfang Dreißigjährigen springt schon während ihrer ersten Begegnung über. Die Tänzerin Elena (Greta Grinevičiūtė) probt eine Inszenierung mit gehörlosen Jugendlichen, der Gebärdendolmetscher Dovydas (Kęstutis Cicėnas) hilft mit der Kommunikation. Als Elena nach einigen Treffen mehr möchte, blockt Dovydas ab. Er sei asexuell und fühle sich nicht zu anderen Personen hingezogen. Auch nicht zu Elena.

Einblick in die Kreativszene Vilnius'

Marija Kavtaradze ist eine der interessantesten aktuellen Regiestimmen Litauens. Das Beziehungsdrama Slow, ihr zweiter Film, der auf dem Sundance Film Festival mit dem Regiepreis ausgezeichnet wurde, belegt das. Denn die Art und Weise, wie sie ihren Figuren auf der Suche nach einer Beziehungsform folgt, die für beide funktioniert, ist feinfühlig beobachtet.

SLOW - ab 1. März 2024 im Kino!
em sic
Stadtkino Filmverleih

So fokussiert das Drama auf seine zwei Protagonisten ist, es gelingt ihm auch, beide als Teil ihrer Umgebung, ihrer jeweiligen Arbeits- und Beziehungswelt zu inszenieren. Das Resultat ist eine mit Sinn für ästhetische Bildkompositionen und zeitgenössische litauische Rockmusik erzählte Geschichte, die zugleich Einblick in die Lebensrealität junger, kreativer Großstädter in Vilnius schafft.

Eine andere Art der Beziehung

Anstatt Dovydas Asexualität als Anomalie oder Störfaktor zu problematisieren – er sieht darin keinen Hinderungsgrund, eine Paarbeziehung zu führen –, steht Elena im Fokus. Denn als Tänzerin lebt sie auch von ihrer Körperlichkeit und genießt den begehrenden Blick anderer. Dass Dovydas Sinnlichkeit nur im geringsten Maße zulässt, nagt an ihr. Doch der Vorschlag, die Beziehung zu öffnen, kommt schließlich von ihm.

Weshalb, so fragt er, sollte man nach den Regeln leben, die wer weiß wer irgendwann einmal aufgestellt hat? Einfach ist es allerdings nicht, denn eine Öffnung bedeutet auch das Sich-Einlassen auf komplizierte Gefühle. Ein zarter Film über ein Tabuthema. (diva, 1.3.2023)