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Umweltaktivistinnen und -aktivisten haben nahe einer Tesla-Fabrik in Grünheide bei Berlin einen Wald besetzt und sich auf einen wochenlangen Protest eingerichtet. "Je länger die Besetzung dauert, desto besser", sagte eine Sprecherin der Initiative "Tesla stoppen" am Freitag. Die Besetzung des Waldstücks aus Protest gegen die geplante Erweiterung des Tesla-Geländes begann in der Nacht auf Donnerstag.

Die Initiative rief weitere Unterstützer auf, das Camp zu besuchen und noch Material wie Bauholz, Sägen, Kletterausrüstung und Hängematten mitzubringen. "Wir hoffen, dass noch mehr Leute vorbeikommen." Auch politisch dürfte der Streit um Ausbaupläne Teslas anhalten.

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In der Kritik steht das US-Unternehmen von Elon Musk auch, weil er nach amtlichen Messungen bestimmte Abwasserwerte in Grünheide überschritten hat. Der zuständige Wasserverband Strausberg-Erkner kam deshalb am Freitag zu einer Sondersitzung zusammen. Das Ergebnis: Tesla muss derzeit nicht mit einem Stopp seiner Abwasser-Entsorgung rechnen. Die Verbandsversammlung kam aber nicht zu einer Einigung. Vielmehr sei eine Beschlussvorlage zu einem Entsorgungsstopp vertagt worden, teilte der Vorsitzende der Verbandsversammlung, Henryk Pilz mit. Warum sie vertagt wurde, bleib zunächst unklar. Der Bürgermeister der Kleinstadt Erkner trat im Anschluss als Vorsitzender des Gremiums zurück.

Zuvor hatte der US-Elektroautobauer Tesla den Wasserverband vor einem Entsorgungsstopp gewarnt. "Ihnen ist bekannt, dass der Stopp einer Einleitung der Abwässer der Gigafactory zu einem Produktionsstopp der Gigafactory führen würde. Ein solcher Beschluss verursacht täglich einen Schaden in Millionenhöhe", hieß es in einem Schreiben des Unternehmens. Der Linksfraktionschef im Landtag, Sebastian Walter, kritisierte bei X: "Hier wird alles weggeräumt, was den Profiten von #tesla im Weg steht." Tesla müsse sich endlich an Regeln halten.

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Im Camp neben der E-Autofabrik kamen nach Angaben der Initiative um die 80 bis 100 Umweltaktivisten zusammen. Sie errichteten Baumhäuser in mehreren Metern Höhe, spannten Seile zwischen den Kieferbäumen und schlugen Zelte auf. Die Protestinitiative will die Rodung des Waldes für eine Tesla-Erweiterung verhindern. Etliche der Umweltaktivisten, die ihre Gesichter teils nicht zeigten, waren auch bei Protestaktionen im Hambacher Forst oder im Braunkohle-Dorf Lützerath dabei.

Der E-Autobauer plant, neben dem 300 Hektar großen bestehenden Werksgelände einen Güterbahnhof, Lagerhallen und einen Betriebskindergarten zu errichten. Dafür sollen mehr als 100 Hektar Wald weichen. Erweiterungspläne von Tesla waren auch bei einem Bürgerentscheid in Grünheide vor einigen Tagen mehrheitlich abgelehnt worden. Die Gemeindevertretung entscheidet nun nach dem negativen Bürgervotum voraussichtlich im Mai über den Bebauungsplan.

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Die Polizei sieht keinen Anlass, das Zeltlager im Wald aufzulösen, beobachtet das Geschehen dort aber. "Man hat auch weiterhin ein Auge drauf", sagte ein Sprecher. Der Protest im Kiefernwald kann bis zum 15. März fortgesetzt werden, wie die Polizei entschieden hatte. Da die Versammlung aber nicht angemeldet gewesen sei, sei ein Strafverfahren wegen eines Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet worden, sagte ein Sprecher am Freitag.

Von der Initiative hieß es: "Wir sind gesprächsoffen, lassen uns aber nicht aus dem Wald verdrängen." An diesem Samstagnachmittag ist in Grünheide ein Waldspaziergang aus Protest gegen Tesla geplant sowie ein Klavierkonzert im Wald. Tesla äußerte sich auf Nachfrage bisher nicht zu dem Protestcamp neben der Fabrik - auch die Gemeinde Grünheide nicht. (APA/dpa, 3.3.2024)