Der 78-jährige Japaner wurde in Europa mit dem Projekt The Circle am Flughafen Zürich bekannt.
Der 78-jährige Japaner wurde in Europa mit dem Projekt The Circle am Flughafen Zürich bekannt.
Tom Welsh

Der Architekt Riken Yamamoto ist, wie am Dienstag bekanntgegeben wurde, der Pritzker-Preis-Träger des Jahres 2024. Der 1945 in China geborene und in Japan aufgewachsene Yamamoto wird im Frühjahr den mit 100.000 Euro dotierten Preis in Chicago entgegennehmen – er ist der mittlerweile neunte Japaner und der 47. Mann unter den bisher 53 Preisträgern.

Anders als sein Vorgänger David Chipperfield gehört Yamamoto zwar nicht zu den sogenannten "Stararchitekten" mit weltumspannender Präsenz, doch er kann mit seiner 50-jährigen Karriere auf ein Werk mit enormer maßstäblicher Breite verweisen: Wohnhäuser, Museen, Bibliotheken und Verwaltungsgebäude und vor allem Bauten für Hochschulen, die meisten in Japan und China. Die Future University in Hakodate und die Feuerwehrzentrale in Hiroshima (beide 2000) mit ihren filigranen Glasfassaden sind beispielhaft für die Leichtigkeit und Transparenz, die viele seine Bauten kennzeichnet.

Räume als Ort des Zusammenkommens

Dabei ist Yamamoto alles andere als ein kühler Technokrat. Als Wesenskern seiner Architektur gilt das Gespür für Räume als Orte des Zusammenkommens, in denen es um mehr geht als um Privatheit und Egoismus. "Für mich bedeutet das Wahrnehmen und Teilen von Raum die Anerkennung einer Gemeinschaft", sagt Yamamoto, der seine zahlreichen Reisen auf allen Kontinenten als prägend für sein Verständnis einer Architektur der Öffentlichkeit und Gemeinsamkeit bezeichnet, die sich in den großen, luftigen Hallen, Foyers und Zwischenräumen seiner Gebäude wiederfindet.

Eine Haltung, die man in ihrer noblen Zurückhaltung durchaus typisch japanisch und in ihrer Offenheit global und inklusiv nennen darf. Eine Haltung, die auch die Pritzker-Jury in ihrer Begründung honorierte: "Seine Architektur schreibt keine Aktivitäten vor, sondern lässt die Menschen ihren Alltag mit Eleganz, Normalität, Poesie und Freude selbst gestalten."

In Europa realisierte Yamamoto bisher nur wenig, darunter jedoch das bisher größte und teuerste Gebäude der Schweiz, den nicht unumstrittenen, 2020 eröffneten Komplex "The Circle" am Flughafen Zürich, für den er sich vom mittelalterlichen Stadtkern der Schweizer Metropole inspirieren ließ. (Maik Novotny, 5.3.2024)