Der Wiener Anwalt Paul Bäck war 48 Jahre alt, als er im Juni 1938 durch das NS-Regime seine Lizenz verlor und bald darauf in sogenannte Schutzhaft genommen wurde. Im März 1939 konnte er Jurist emigrieren und segelte von Genua nach New York, wo er zunächst in der Wirtschaft arbeitete, bevor er dort als Rechtsanwalt zugelassen wurde. Paul Baeck, wie er sich dann nannte, erhielt 1945 die US-Staatsbürgerschaft und vertrat ebenfalls geflüchtete Kollegen mit ihren Ansprüchen gegen die österreichische Regierung – ein schwieriges Unterfangen.

Der Oberste Gerichtshof des Staates New York wurde nach 1938 für manche Anwälte aus Österreich ein Zentrum ihrer Tätigkeit.
Der Oberste Gerichtshof des Staates New York wurde nach 1938 für manche Anwälte aus Österreich ein Zentrum ihrer Tätigkeit.
AP/Ted Shaffrey

Baeck, der 1971 im Alter von 81 Jahren starb, war nicht der einzige jüdische Jurist, der sich nach der Vertreibung in den USA erneut in seinem Beruf etablieren konnte. In dem Buch "Advokaten 1938", das 2010 erstmals erschienen ist und vor zwei Jahren auch in einer englischen Ausgabe publiziert wurde, gibt es rund ein Dutzend Beispiele für Anwälte, die in den USA eine neue Heimat fanden, nachdem ihnen ihre erste geraubt worden war.

Am Donnerstag wird das mehr als 700 Seiten dicke Werk nun im Österreichischen Kulturforum in New York präsentiert, wo auch Nachkommen der damals Vertriebenen, die zumeist in den 1960ern und 1970ern verstarben, eingeladen sind.

Dem Großteil der rund 2.200 Juristinnen und Juristen, die nach 1938 ihre Berufszulassung verloren, erging es schlechter. Die meisten Geflüchteten konnten danach nicht mehr in ihrem Fachgebiet arbeiten, und viele wurden vom NS-Regime ermordet. (Eric Frey, 6.3.2024)