Es gibt viele Möglichkeiten, innerparteiliche Entscheidungen herbeizuführen und zu erklären. Die ÖVP Niederösterreich hatte einen wichtigen Beschluss zu fassen: Wer soll auf Platz eins der Landeswahlliste für die Nationalratswahl stehen?

Eine Möglichkeit war recht schnell ausgeschlossen. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka stand zwar bei der letzten Wahl ganz oben auf dem blau-gelben Wahlvorschlag, wird das in diesem Jahr aber nicht mehr tun. Dazu hatte er zu viele Sympathiepunkte eingebüßt.

Unauffällige Kommunikation

Logische Kandidatinnen und Kandidaten waren dann die niederösterreichischen Regierungsmitglieder: Innenminister Gerhard Karner und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner. Nur: Wer landet auf dem ersten, wer auf dem zweiten Platz? Das war eine Entscheidung mit innerparteilichem Gewicht, schließlich ist Karner Vertreter des Arbeitnehmerflügels der Partei, Tanner im Bauernbund verankert.

Klaudia Tanner und Gerhard Karner
Klaudia Tanner und Gerhard Karner.
IMAGO/SEPA.Media

Die Landespartei traf zwei Entscheidungen: Erstens soll Karner die Liste anführen und Tanner hinter ihm stehen. Zweitens soll diese Entscheidung so unauffällig wie möglich kommuniziert werden.

Ein Glück, dass Tanner nicht Claudia heißt

Die Partei spricht nämlich nicht von Nummer eins und Nummer zwei, sondern von einer "Doppelspitze". Doch das Gesetz kennt kein Ex-aequo auf Wahlvorschlägen. Deshalb räumt die Partei in der Presseaussendung zum Thema dem Lob der beiden Regierungsmitglieder viel Platz ein. Und die Information, dass Karner vor Tanner kandidiert, findet sich erst später: "Die Reihung der ersten beiden Plätze wurde alphabetisch vorgenommen."

Ein Glück für die Landespartei, dass Tanner Klaudia und nicht Claudia heißt. Sonst hätte sie sich nämlich entscheiden müssen, ob sie die alphabetische Reihung nach dem Vor- oder nach dem Nachnamen vornimmt. (Sebastian Fellner, 7.3.2024)