Es ist ein seit Jahren boomendes und äußerst umstrittenes Geschäft: jenes mit kommerzieller Spionagesoftware. Während Geheimdienste und Polizeibehörden gern auf die Dienste von Firmen wie der NSO Group oder Intellexa zurückgreifen würden, um Zielpersonen unbemerkt überwachen zu können, warnen Kritikerinnen und Kritiker seit Jahren vor den Konsequenzen. Werden all diese Tools doch oftmals auch gegen Opposition und Medien eingesetzt – und zwar sowohl in westlichen Demokratien als auch in vielen autoritären Staaten.

Sanktionen

Nun kommt einer der größten Staatstrojaneranbieter unter immer stärkeren Druck – und das gleich von mehreren Seiten. Die USA haben fünf Unternehmen aus dem Umfeld des Intellexa-Konsortiums sowie zwei von deren Topmanagern auf die offizielle Sanktionsliste gesetzt. Das bedeutet nicht nur, dass US-Firmen mit ihnen keine Geschäfte mehr machen dürfen, es wird auch das in den USA befindliche Vermögen der Betroffenen eingefroren. Die Firma stelle ein wachsendes Sicherheitsrisiko für die USA und deren Bürger dar, so die Argumentation der US-Regierung.

Bei Intellexa arbeitet man derzeit wohl eifrig am Neuaufbau der eigenen Infrastruktur. Die US-Sanktionen wird man hingegen nicht so leicht umschiffen können.
AP

Dies folgt einer zuletzt stark verschärften Gangart der US-Regierung gegen solche Firmen. So hatte man erst Anfang Februar die Möglichkeit geschaffen, ein Einreiseverbot gegen die Entwickler von kommerzieller Spyware zu verhängen. Sanktionen werden mit dem aktuellen Schritt nun zum ersten Mal gegen solch eine Firma verhängt.

Offline

Als wäre das noch nicht unerfreulich genug für den Predator-Hersteller, haben fast gleichzeitig Sicherheitsexperten der Insikt Group sowie von Sekoia die Infrastruktur für den Betrieb der Spionagesoftware öffentlich gemacht.

Auf diesen Umstand reagieren die Predator-Entwickler nun mit der Notbremse: Die beschriebene Infrastruktur wurde vom Netz genommen. Es ist damit bereits das zweite Mal innerhalb eines halben Jahres, dass Intellexa nach entsprechenden Berichten die eigene Infrastruktur wieder frisch aufbauen muss.

Vorgeschichte

Intellexa ist in den vergangenen Monaten immer stärker unter Beschuss gekommen. So hatte im Oktober 2023 eine Recherche von Amnesty International und diversen Medien offengelegt, wie die Software gegen Menschenrechtsaktivisten, Politiker und Wissenschafter eingesetzt wird. (Andreas Proschofsky, 7.3.2024)