Die oberösterreichische Schriftstellerin Dominika Meindl ist in ihr Elternhaus in Wilhering zurückgezogen. Obwohl einiges hässlich ist, wie sie selbst meint, hat sie beschlossen, das Haus so zu umarmen, wie es ist.

"Mein bürgerlicher Name ist zwar Dominika Meindl, aber eigentlich bin ich selbsternannte Bundespräsidentin der Republik Österreich, das Amt ist zugegebenermaßen sehr erfüllend. Präsidentin bin ich seit 2017, es gab damals nämlich so viele Wahlwiederholungen, was recht enervierend war, sodass ich sehr plötzlich den Drang verspürt habe, mich einzuschalten. Bei Lesungen, Moderationen und Ausstellungseröffnungen in Oberösterreich werde ich in der Tat immer wieder gebeten, als Bundespräsidentin zu erscheinen. Und ich mache das mit Stolz.

Dominika Meindl lebt mit Hündin Fini in Wilhering in Oberösterreich in ihrem Haus aus den 1980er-Jahren.
Dominika Meindl lebt mit Hündin Fini in Wilhering in Oberösterreich in ihrem Haus aus den 1980er-Jahren.
Kurt Hörbst

Es war ehrlich gesagt eine ziemliche Genugtuung, das Patriarchat zu stürzen und endlich ein Matriarchat zu etablieren. War eh schon längst an der Zeit. Denn Fakt ist: Als kinderlose Frau ist man in Österreich fast schon so wertvoll wie ein kleiner Mann. Das erinnert mich an die Fruchtzwerge: "So wertvoll wie ein kleines Steak!" Und ich sage das durchaus mit Sarkasmus, aber traurigerweise nicht nur.

"Es ist ein Privileg und eine finanzielle Absicherung, so eine Erbschaft antreten zu können", sagt Dominika Meindl.
Kurt Hörbst

Manchmal ist dies auch das Zuhause der Bundespräsidentin, beispielsweise wenn wir Werbe- und Ankündigungsvideos für die Lesebühne drehen, doch im Großen und Ganzen wohnt hier die Zivilperson Dominika Meindl. Und die Meindl, muss man wissen, ist nach vielen Jahren in Linz in ihr Elternhaus nach Wilhering zurückgezogen, sehr oldschool, aber irgendwie auch sehr befriedigend. Geplant wurde das Haus 1979, ein Jahr nach meiner Geburt, fertiggestellt wurde es 1982, und es ist ein zwar schönes, hochwertig gebautes Haus, aber der Zeitstempel ist ihm absolut anzusehen. Kann sein, dass dieses Ding in zehn Jahren oder so wieder hochmodern sein wird!

Zum Arbeiten zieht sich die Schriftstellerin in das Arbeitszimmer unterm Dach zurück.
Zum Arbeiten zieht sich die Schriftstellerin in das Arbeitszimmer unterm Dach zurück.
Kurt Hörbst

Das Haus ist Dokument einer schönen Kindheit, mit tollen Eltern und tollen Geschwistern, es gibt hier viele wunderschöne Erinnerungen, und auch wenn meine Eltern seit einigen Jahren tot sind, so wohnen hier immer noch ihre Geister. Ich habe schon einmal versucht, ein bissl was zu verändern, denn einige Dinge wie die Vorhänge, die Holzvertäfelung an der Decke oder die riesigen, oft in Büros stehenden Topfpflanzen mit ihren Pflanztöpfen, die überall herumstehen, finde ich schrecklich. Doch das alles geht ins Geld, einen umfassenden Umbau kann ich mir eh nicht leisten. Und so habe ich beschlossen, das Haus zu umarmen, so wie es ist.

"Der Zeitstempel ist ihm absolut anzusehen", sagt Dominika Meindl über ihr Haus.
Kurt Hörbst

Es ist ein riesiges Haus, das ich hier geerbt habe, an die 250 Quadratmeter Wohnfläche, und es ist ein Privileg und eine finanzielle Absicherung, so eine Erbschaft antreten zu können. Ich wohne hier mit meinem Hund, eine freche, aufgeweckte Dame namens Fini, eine zutiefst unruhige Mobilie, die hier den ganzen Tag herumzischt. Ich lebe zwar auch in einer Beziehung, seit zwei Jahren sind wir verpartnert, aber mein Mann Klaus Buttinger und ich wohnen getrennt. Ich hier, er in Wels. Wer weiß, vielleicht ziehen wir ja eines Tages noch zusammen! Buttinger, was meinst? Ziehen wir z’am? Kontaktanzeige!

Die Vorhänge, die Holzvertäfelung und die Topfpflanzen wollte Dominika Meindl zwischenzeitig verändern, doch für einen umfassenden Umbau fehlte das Geld.
Die Vorhänge, die Holzvertäfelung und die Topfpflanzen wollte Dominika Meindl zwischenzeitig verändern, doch für einen umfassenden Umbau fehlte das Geld.
Kurt Hörbst

Ich liebe dieses Wohnzimmer! Ich fühle mich wahnsinnig wohl hier, ein Ort zum Rückzug, ein Wohnparadies, das Geborgenheit und Gemütlichkeit versprüht. Einerseits ist dieses Haus meine Höhle, andererseits finden hier auch regelmäßige Familienfeste statt, Geburtstage, Weihnachten, sommerliche Grillfeste, da kommt dann die ganze Mischpoche vom Buttinger, und plötzlich lümmeln hier 40 Leute auf dem Teppichboden. I love it!

Zum Arbeiten, Schreiben, Recherchieren ziehe ich mich am liebsten ins Arbeitszimmer zurück, ganz oben im Dachgiebel, mit Ausblick auf die Donau. Die Abgeschiedenheit da oben ist gut, denn ich bin stark prokrastinationsgefährdet. Ansonsten sitze ich im Sommer gerne im Baumhaus, das ich vor ein paar Jahren – quasi als therapeutischer Abschied – gemeinsam mit dem Buttinger und meinem Vater gebaut habe. Es gibt noch so viele Projekte! Eines davon: Ich will noch mehr Gegensatz zwischen Rückzug und Abenteuer, denn meine große Leidenschaft ist die Wildnis des Toten Gebirges. Das Leben muss gemütlich sein – und wild bleiben." (11.3.2024)