Mit 3D-Druckbeton konnte die wellenförmige Struktur der Fassade erreicht werden.
Heidelberg Materials/ Christian Buck

In Heidelberg findet sich seit kurzem ein futuristisches Gebäude, das mit seinen 600 Quadratmetern das bisher größte 3D-Baudruck-Projekt in ganz Europa ist. Nur etwas mehr als eine Woche dauerte der Druckvorgang inklusive der Arbeiten im Innenbereich des Gebäudes. Das Projekt entstand aus einer Zusammenarbeit verschiedener Architektenbüros mit dem Bauträgerunternehmen Kraus-Gruppe. Den Druck des Gebäudes selbst übernahm die 3D-Baudruck-Firma Peri 3D Construction Gmbh. Das Gebäude soll künftig als Rechenzentrum dienen.

CO2-sparendes Material und innovative Bautechniken

Der Rohbau des Wave House wurde mithilfe des Peri-3D-Baudruckers Cobod Bod 2 fertiggestellt. Der 3D-Drucker schickt ein zementähnliches recycelbares Material durch seine Düse und schichtet die Struktur mit einer Geschwindigkeit von vier Quadratmetern pro Stunde auf. So wurden auch die Außenwände, die vier Meter lang, elf Meter breit und neun Meter hoch sind, konstruiert.

Heidelberg Materials lieferte nach eigenen Angaben 333 Tonnen des für 3D-Druck optimierten Baumaterials "i.tech 3D". Die Wahl des Materials sei durch gute Pumpbarkeit, exzellente Extrusionseigenschaften und effizienten Materialeinsatz entschieden worden. Zusätzlich verringert sich der CO2-Ausstoß um 55 Prozent im Vergleich zur Verwendung von normalem Portlandzement, sagt der Hersteller.

Eine weitere Innovation ist nach Informationen des Bauherren Hans Jörg Kraus die Wellenform des Gebäudes. Die Ideen der Architekten hätten laut dem Geschäftsführer der Kraus-Gruppe mit konventionellen Bautechniken so nicht umgesetzt werden können.

Nachdem der Rohbau des Gebäudes durch den 3D-Druckvorgang abgeschlossen war, wurden die letzten Details von menschlichen Arbeitern hinzugefügt. Doch auch vor dem Innenraum machte die Automatisierung nicht halt. Zwar wurden Dach, Türen, Beleuchtung und diverse Verkabelungen von Handwerkern übernommen, für den Innenanstrich aber wurde ein Malroboter der deutschen Amphibolin-Werke angeheuert.

Für die Zukunft der Baubranche haben die zuständigen Firmen große Pläne. Cobod, der dänische Hersteller des von Peri 3D verwendeten 3D-Druckers, will künftig mindestens die Hälfte aller Bauprozesse auf Baustellen automatisieren. (gld, 8.3.2024)