Das Bild zeigt Tesla-Mitarbeiter, die gegen den Anschlag Linksextremer auf die Gigafactory protestierten.
Licht aus: Derzeit bleibt den Mitarbeitern der Gigafactory in Deutschland nicht anderes übrig als zu protestieren. Strom wird es nach dem Anschlag noch länger keinen geben.
REUTERS/Christian Mang

Nach dem Anschlag auf die Stromversorgung der Tesla-Autofabrik in Grünheide bei Berlin soll der Schutz der Energienetze erhöht werden. Der deutsche Bundesverband für den Schutz Kritischer Infrastrukturen (BSKI) sieht großen Nachholbedarf. "Hier ist noch ein Riesen-Tätigkeitsfeld", sagte der Vize-Vorstandschef des Verbands, Hans-Walter Borries, am Samstag im rbb-Inforadio.

Energieversorger und Netzbetreiber müssten in Sicherungsmaßnahmen investieren, um Kameras, Bewegungsmelder und Sensoren an Strommasten an heiklen Positionen anzubringen. "Es muss also eine höhere Sensibilität für Sicherungsmaßnahmen stattfinden", so Borries. Viele Strommasten lägen auf unbebauten Gebieten, es sei daher leicht, an diese Objekte ranzukommen. Auch die deutsche Bundesnetzagentur sieht die Notwendigkeit, die Sicherheit und Gefahrenabwehr zu verbessern.

Schwerwiegende Folgen

Der Anschlag auf die Stromversorgung hat für die einzige europäische Autofabrik von Tesla massive Folgen: Das Unternehmen rechnet damit, dass die Produktion wegen des Stromausfalls noch bis Ende kommender Woche stillsteht. Aus Solidarität und zum Zeichen des Zusammenhalts versammelten sich am Freitagabend viele Beschäftigte vor dem Werk in Grünheide.

Eine Sprecherin der deutschen Bundesnetzagentur sagte zum Angriff auf den Strommast: "Der Vorfall unterstreicht die Notwendigkeit resilienter Energieversorgungsstrukturen in Deutschland." Der Gesetzgeber erarbeite gerade mit dem Kritis-Dachgesetz die Anforderungen an die Sicherheit von kritischer Infrastruktur auch gegenüber physischen Gefahren. "Ziel ist, das Sicherheitsniveau weiter anzuheben."

Nach Angaben des deutschen Innenministeriums wird sich die deutsche Regierung zeitnah in der ersten Jahreshälfte mit dem Kritis-Dachgesetz befassen. Der deutsche Bundesverband für den Schutz Kritischer Infrastrukturen hofft, dass es in diesem Jahr "als rechtssichere und verbindliche Ordnung" in Kraft tritt, wie Vize-Vorstandschef Borries sagte. "Es ist so, dass bisher nur im Promillebereich in die Unternehmenssicherheit investiert wird. Wir müssen uns in Zukunft vor Augen halten, dass wir wahrscheinlich in einem höheren Prozentbereich Sicherheit von Unternehmen großschreiben müssen."

Bisher unbekannte Täter hatten am Dienstag auf einem Feld in Ostbrandenburg Feuer an einem frei zugänglichen Strommast gelegt, der auch die Versorgung der Autofabrik in Grünheide gewährleistet. Der zuständige Stromnetzbetreiber Edis nannte kein Datum für die Wiederversorgung von Tesla sowie eines Logistikzentrums von Edeka mit Strom. Zum jetzigen Zeitpunkt sei es auch nicht möglich, eine Aussage zur Schadenshöhe zu treffen, hieß es. Spezialisten arbeiteten mit Hochdruck auf der Baustelle am Strommast. Auch die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Gelände wurden laut Edis erhöht.

"Vulkangruppe" verantwortlich

Die deutsche Bundesanwaltschaft hatte nach dem Anschlag die Ermittlungen übernommen. Die oberste Anklagebehörde sieht einen Anfangsverdacht unter anderem der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, der verfassungsfeindlichen Sabotage sowie der gemeinschaftlichen Brandstiftung. Die linksextreme "Vulkangruppe" hatte erklärt, sie sei für den Anschlag verantwortlich.

Vor dem dunklen Tesla-Werk, das nach wie vor ohne Strom ist, kamen am Freitagabend mehr als 2.000 Mitarbeiter und Familienangehörige zusammen, wie Tesla-Werksleiter André Thierig sagte. Sie ließen ihre Handy-Lichter leuchten. Thierig schrieb Freitagabend beim Karriere-Netzwerk LinkedIn noch, die Beschäftigten setzten ein klares Zeichen gegen Gewalt, für den Zusammenhalt der Belegschaft und "dass wir uns nicht unterkriegen lassen". (APA, 10.3.2024)