Wer sich im vergangenen Jahr in sozialen Medien herumgetrieben hat, der konnte schon einmal den Eindruck bekommen, dass es alles andere als eine gute Idee ist, nach Frankreich zu fahren. Das Land werde von einer regelrechten Bettwanzenplage heimgesucht, war dort zu lesen. Es folgte eine äußerst aufgeregte Debatte, gerade in sozialen Medien machte das Thema wochenlang die Runde.

Ein Vorwurf

Eine Aufregung, die aber offenbar nicht ganz so echt war wie bisher angenommen, das behauptet zumindest die französische Regierung. In einem Interview mit dem französischen Sender TF1 wirft Europaminister Jean-Noël Barrot nun Russland vor, seine Hände im Spiel gehabt zu haben.

Ob von Russland aufgebauscht oder nicht. Wer Bettwanzen hat, wird darüber wenig erfreut sein.
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Das Bettwanzenproblem sei sehr stark von "mit dem Kreml verbundenen Konten verstärkt worden", betont der Minister. Entsprechende Konten hätten zudem versucht, einen Zusammenhang zwischen der Ankunft von ukrainischen Flüchtlingen und dem Auftauchen von Bettwanzen herzustellen. Neben dem Versuch, die Unterstützung für die Ukraine zu schwächen, verfolge der Kreml aber noch ein zweites Ziel: Verunsicherung im Vorfeld der im Sommer 2024 in Paris abgehaltenen Olympischen Spiele zu säen.

Ermittlungen

Bei all diesen Aussagen beruft sich Barrot auf die Erkenntnisse der staatlichen Agentur Viginum, die im Jahr 2021 explizit zur Erkennung und Bekämpfung solcher Online-Desinformationskampagnen gegründet wurde. Bereits vor einigen Wochen hatte Viginum ein prorussisches Propagandanetzwerk aufgedeckt, auf mindestens 193 Webseiten wurden dabei Falschinformationen verbreitet.

Dass der Kreml versucht, mithilfe von Desinformationen die politische und gesellschaftliche Lage in westlichen Ländern zu destabilisieren, ist in der Vergangenheit oftmals dokumentiert worden. Dabei benutzt man gerne aktuelle Debatten, um sie künstlich aufzubauschen oder mit vollständig falschen Informationen zu vergiften. So scheint das auch in diesem Fall zu sein, zeigen doch staatliche Statistiken, dass die Verbreitung von Bettwanzen in den vergangenen Jahren tatsächlich zugenommen hat, zwischen den Jahren 2017 und 2022 sollen rund elf Prozent aller französischen Haushalte von einem solchen Befall betroffen gewesen sein.

Reaktion

Klar ist auch: Ob reales Problem oder künstlich aufgebauscht, die Debatte war auf jeden Fall wirkmächtig. So wurde etwa Anfang des Jahres vermeldet, dass sich bei auf Insektenbekämpfung spezialisierten Unternehmen derzeit die Aufträge türmen, da Hoteliers im Vorfeld der Olympischen Spiele Angst haben, mit Negativberichten in die Diskussion zu kommen, und so lieber präventiv alle ihre Zimmer noch einmal einzeln inspizieren lassen. (apo, 11.3.2024)