Der Jockstrap wurde Ende des 19. Jahrhunderts in Chicago erfunden. Nun läuft er über die internationalen Laufstege.
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Das Cover des "Rolling Stone", es sollte Wellen machen. Für den Titel der März-Ausgabe posierte Kristen Stewart "unzensiert". Übersetzt hieß das: mit Vokuhila und Lederweste, die rechte Hand hatte sie in ihrem Jockstrap aus weißem Feinripp vergraben. Botschaft des Shootings von Collier Schorr: Ich bin sicher nicht Hollywood-Mainstream.

Die US-Schauspielerin, die seit Jahren für das Modehaus Chanel wirbt, hatte offenbar das Bedürfnis, sich von einer anderen Seite zu zeigen. Mit dem "riskanten Cover" habe sie die "Rollenbilder umdrehen" wollen, erklärte Stewart. Was eignete sich dazu besser, als zum Unterhosen-Halfter zu greifen? Die queere Community reagierte begeistert.

Das bisschen Unterwäsche, bestehend aus Bund, Vorderteil und zwei elastischen Bändern, war Ende des 19. Jahrhunderts von einem Chicagoer Sportartikelunternehmen erfunden worden, um Fahrradjockeys auf den kopfsteingepflasterten Straßen ihren Job zu erleichtern.

Im 20. Jahrhundert entwickelte sich der sexy Jockstrap aber vor allem zum festen Bestandteil der queeren Club-Kultur und, ja, auch zum Synonym für schwulen Sex. Das luftige Wäschestück inszeniert den bloßen Hintern schließlich in seiner ganzen Pracht.

In seiner Frühjahrskollektion 2023 ließ der New Yorker Designer Thom Browne die Hosenbünde hinunterrutschen.
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Nun kommt auch die Modeindustrie auf den Geschmack und der Mainstream ins Spiel. Nicht nur Kristen Stewart schlüpfte in die Feinripp-Version, die Unternehmen integrieren seit einiger Zeit den Jockstrap ähnlich begeistert wie den Tanga in ihre Kollektionen. So blitzt der Bund des Wäscheteils bei Tommy Hilfiger und Thom Browne aus den Hosen, bei Gucci wurden verstärkte Jockstraps obendrüber getragen. Die modischen Spielereien verwundern nicht, die Generation Y2K liebt es, Haut zu zeigen.

Eh klar, dass die gängigen Wäscheanbieter die knappen Unterhosen im Programm haben. "Betone deine Vorzüge mit einem ikonischen Jockstrap von Calvin Klein", bewirbt der Hersteller die Teile im Onlineshop. Doch warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah, werden nun einige einwenden. Das stimmt wohl.

Tatsächlich führt auch der österreichische Onlinemarktplatz Shöpping "extra scharfe Jock-Straps im angesagten Wetlook". Ein anderer Anbieter hat Modelle mit Leo-Muster im Angebot. Ein Modetrend via "CO2-neutraler Lieferung durch die Österreichische Post", was wollen wir mehr? (Anne Feldkamp, 11.3.2024)