Wahrscheinlich hatte sich der Nationalratsabgeordnete Martin Graf (FPÖ) nicht vorgenommen, den Fokus auf Förderungen für den FC Hellas Kagran zu lenken, als er am 4. Dezember des Vorjahres eine Ausschusssitzung früher verlassen musste. Angeblich, so steht es jedenfalls in einer parlamentarischen Anfrage der Grünen an ihren eigenen Sportminister Werner Kogler, verließ Graf den Ausschuss, um an einer Kundgebung für jenen bei den Taliban in Afghanistan inhaftierten Rechtsextremen teilzunehmen, den man mittlerweile heim nach Österreich geholt hat.

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Heinz-Christian Strache und Martin Graf 2012 bei einer Budgetdebatte im Parlament.
Matthias Cremer

Jedenfalls habe Graf, noch bevor er von dannen zog, in Richtung Kogler gemeint, dass er "in der aktuellen Gesetzgebungsperiode bereits 17 Förderanträge an das Bundesministerium verfasst" habe und dass alle "abschlägig behandelt" worden seien.

Da Graf der Präsident des FC Hellas Kagran ist, der in der Wiener Stadtliga kickt, war er wohl wenig erfreut über die abschlägigen Behandlungen. Doch was die grünen Abgeordneten, die die Anfrage in der Folge einbrachten, viel mehr interessiert, war die Frage: Was hat der Verein vom Vorgänger Werner Koglers im Sportministerium, also von Heinz-Christian Strache (vormals FPÖ), bekommen?

Fortuna als Förderung

Die Abgeordneten Agnes Prammer, Eva Blimlinger und Lukas Hammer richteten daher insgesamt 15 Frage unter dem Titel "Viel Fortuna für Hellas Kagran?" an den Sportminister. Sie fragten, ob es von 2018 bis 2022 zu Förderungen aus dem Sportministerium gekommen war, wie hoch diese waren und wie die für solche Förderungen "notwendige österreichweite Bedeutung" des Vereins begründet wurde. Zudem wollten sie wissen, ob es in besagtem Zeitraum Medienkooperationen zwischen dem Verein und dem Sportministerium gab.

Die Anfragebeantwortung Koglers liegt dem STANDARD nun vor und ergab für das Jahr 2019, als der damalige Vizekanzler Strache Sportminister war, "eine Medienkooperation von 19.04.2019 bis 31.12.2019 in der Höhe von insgesamt € 9.000,– (inkl. aller Abgaben) zum Zwecke der Logopräsentation auf Homepage, Facebook-Auftritt, Newsletter, Plakaten, Werbebande, Werbetransparent auf der Anlage des Vereins Hellas Kagran".

Das Kriterium der bundesweiten Bedeutung werde "von den meisten Sport- und Fußballvereinen in der Regel nicht erfüllt", so Sportminister Kogler in seiner Beantwortung. Konkrete Medienkooperationen sind offenbar höchst selten, denn seit Bestehen des Bundesministeriums für Sport kam es nur ein weiteres Mal zu einer solchen: Wieder unter dem damaligen Sportminister Strache gab es 1.500 Euro für den FC Fohrenburger Rätia Bludenz.

Agnes Prammer, Sportsprecherin der Grünen, kommentierte die Erkenntnisse aus der Beantwortung mit: "Ex-Vizekanzler Strache hat offenbar auch im Sport das FPÖ-Motto 'Euer Steuergeld für unsere Leut' angewandt. Anders ist es nicht zu erklären, warum gerade jener Fußballverein mit einer Medienpartnerschaft unterstützt wurde, der von seinem Parteikollegen Martin Graf geführt wird."

Blimlinger: "Selbstbedienungsladen" der "Kontrollpartei"

"Wann immer die FPÖ in der Regierung ist, betrachtet sie den Staat als ihren persönlichen Selbstbedienungsladen für rechte Netzwerke, an dem sie sich unentwegt bereichert", kritisiert die Sprecherin der Grünen für den öffentlichen Dienst, Eva Blimlinger, die blaue Förderung für Grafs Verein, "in Opposition will sie dann strenge Kontrollpartei sein – wie glaubwürdig das ist, soll jede und jeder selbst beurteilen."

Auf die Frage welche Anträge des FC Hellas Kagran von 2018 bis 2022 abschlägig beschieden wurden, hieß es von Kogler, dass es eine Absage für die Veranstaltung "Internationaler Ostercup 2020" am 17. März 2020 gegeben habe: "Die Begründung hierfür war, dass es sich um eine regionale Veranstaltung ohne österreichweite Relevanz handelte."

Ganz leer ging Hellas Kagran aber auch unter Kogler nicht aus, denn im Jahr 2020 wurde der Unterstützungsfonds für Non-Profit-Organisationen (NPO-Fonds) eingerichtet, "um gemeinnützige Organisationen aus allen Lebensbereichen, vom Sozialbereich über Kultur bis zum Sport, freiwilligen Feuerwehren oder gesetzlich anerkannten Religionsgemeinschaften, bei Pandemie-bedingten Einnahmenausfällen mit Zuschüssen zu unterstützen", heißt es in der Beantwortung. Unter tausenden anderen bekam hier auch Grafs Verein während der Pandemie im Jahr 2020 35.079,63 Euro, 2021 waren es 88.728,22 und 2022 schließlich 34.779,77 Euro. Auf der Seite des Fonds sind alle Zahlungen nach Jahren aufgeschlüsselt. (Colette M. Schmidt, 12.3.2024)