Es gibt Menschen, die finden sogar aus schwierigen Situationen elegant und mit gewinnendem Lächeln heraus. Da können die Hausaufgaben auch zehn Jahre ausständig sein – die brauchen nicht einmal einen Hund, der sie gefressen hat. Kay-Michael Dankl, der zweite Wahlgewinner der Salzburger Bürgermeisterwahl von der KPÖ plus, ist so ein Mensch. Der lächelt auch Armin Wolfs dritte Nachfrage nach dem seit einem Jahrzehnt nicht an den Rechnungshof abgegebenen Finanzbericht mit erfrischender Offenheit weg.

Kay-Michael Dankl von der Salzburger KPÖ Plus bei Armin Wolf in der
Erwischt! Kay-Michael Dankl von der Salzburger KPÖ plus findet aber einen glaubwürdigen Weg aus dem Problem mit der zehn Jahre ausständigen Hausaufgabe.
ORF ZiB 2 Screenshot

Links geknöpft

Den dunkelroten Pullover links geknöpft, soll Dankl Armin Wolf aber erst einmal erklären, wie viele seiner Wähler Kommunisten wählen wollen und wie viele doch eher den "sympathischen" Kay-Michael Dankl. Der dankt lächelnd für das mutmaßliche Kompliment zum Einstieg und spricht zum ersten Mal vom Wahlmotiv einer "anderen, sozialen, ehrlichen" Politik, und es wird natürlich nicht das letzte Mal sein in dieser "ZiB 2".

Die Wahlergebnisse in Graz und Salzburg einerseits, die weit weniger guten in anderen Städten andererseits würden doch dafür sprechen, dass auch eine "extrem linke, kollektivistische Partei" hier vor allem von "starken Führungspersönlichkeiten" lebt, übernimmt Wolf die Erklärung. Dankl fällt dazu ein, dass er beileibe nicht alleine ist – das "sehr große, sehr schöne Team" in Salzburg sei von 17 auf inzwischen 69 Kandidatinnen und Kandidaten angewachsen.

Und mit demonstrativer Bescheidenheit müht er sich, die Rolle der Führungspersönlichkeit zu relativieren: "Wo die KPÖ vor Ort gut verankert ist, am Thema steigende Lebenshaltungskosten, Wohnkosten dranbleibt, gelingt es zu wachsen." Kein Kompliment an andere regionale KPÖ-Organisationen.

Viele Gemeinsamkeiten innerhalb der KPÖ

Durchaus originell wird er, angesprochen auf EU-Austrittspläne seiner Partei und eine Grazer Wortmeldung aus den dunkelroten Reihen über die Ukraine als "Kasperlnation". Da sagt Dankl, und er kann aus dem Zusammenhang eigentlich nur die KPÖ meinen: "In der Außenpolitik haben wir viele Gemeinsamkeiten." Und er nennt da Neutralität und aktive Friedenspolitik und eine Außenpolitik, "die nicht maximalen Profit oder Opportunismus in den Vordergrund stellt".

Wird er in knapp zwei Wochen in der Stichwahl Bürgermeister, will er auch die dann vorgesehenen rund 15.000 Euro monatlich großteils für soziale Zwecke spenden und für sich einen "Facharbeiterlohn" von 2.300 Euro netto beziehen. "Das schützt davor, dass man zu sehr abhebt", sagt er. Bei einem Bürgermeisterbüro im barocken Schloss Mirabell bestehe schon "die Gefahr, dass man irgendwann abhebt". So behalte man im Kopf, "für wen man warum Politik macht". Wolf beschreibt die Sozialsprechstunden und Sozialhilfen aus Politikerinnengehältern als "politische Caritas auf Lokalebene", wohl auch ein Erfolgsfaktor der KPÖ plus.

ZIB 2: KPÖ-Frontmann Kay-Michael Dankl
Den KPÖ-Frontmann Kay-Michael Dankl trennten zuletzt nur ein paar hundert Stimmen vom SPÖ-Kandidaten Bernard Auinger. In der ZIB 2 sagt er, wie die entscheidende Stichwahl für sich entscheiden will.
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Wo wir schon beim Abgeben sind: Warum hat die Kommunistische Partei Österreichs eigentlich dem Rechnungshof seit 2014 keinen Finanzbericht vorgelegt, wie gesetzlich vorgeschrieben, will Wolf wissen. Dankl ist Regional- und nicht Bundespolitiker, seine ebenfalls von den Grünen übersiedelte Salzburger Kollegin Sarah Pansy aber stellvertretende Bundesvorsitzende.

"Da muss ich selber nachfragen"

Dankl erklärt die ausständige Hausaufgabe erst damit, dass die KPÖ ja bis auf Graz "relativ wenig Parteienförderung bezogen" hat. Wolf wendet ein, dass das rechtlich irrelevant sei. Dann "muss ich selber nachfragen", räumt Dankl ein. Und vermutet noch, dass es "relativ kostspielig ist, eine eigene Wirtschaftsprüfung damit zu beauftragen". Aber, klar, "das gehört dazu. Werden wir auf jeden Fall machen." Wo doch der KPÖ Transparenz wesentlich sei.

Ähnlich elegant, wenn auch nicht ganz präzise argumentiert findet Dankl auch aus der Erinnerung an seine kaum ein Jahr alte Erklärung nach der Landtagswahl, dass man nicht mitregieren wolle und lieber Oppositionspolitik betreibe – und jetzt will er als Vizebürgermeister in der Stadt mitregieren. Bei der Wahl davor habe man unter ein Prozent der Stimmen gehabt, da wäre es "vermessen gewesen", den Anspruch auf den Landeshauptmann zu stellen. (Nach der Wahl waren es übrigens 11,7 Prozent.) Aber, so Dankl: Die ÖVP war weiter stärkste Partei im Land, und mit der habe man "wahrscheinlich am wenigsten Schnittmenge". Der Mann hat wahrscheinlich für alles eine elegante Erklärung. (Harald Fidler, 12.3.2024)

Video: Rot-Rotes Duell um den Bürgermeister.
APA