Blick auf zusammengepresste Plastikabfälle
Plastik ist zu wertvoll, als dass es verbrannt werden soll. Ab Ende 2025 ist EU-weit eine Recyclingquote bei Kunststoffen von 50 Prozent vorgeschrieben.
Philip Pramer

Schwache Konjunktur und Inflation haben die Verpackungsflut etwas gebremst. Um knapp sechs Prozent sei die Lizenzmenge im vergangenen Jahr zurückgegangen, nachdem es in einzelnen Bereichen wie beispielsweise bei Glas während der Corona-Pandemie ein zum Teil zweistelliges Wachstum gegeben habe, sagt der Vorstandssprecher der Altstoff Recycling Austria (ARA), Harald Hauke. Mit Wachstum sei auch heuer nicht zu rechnen, das sei jedoch für ein nicht auf Gewinn ausgerichtetes Unternehmen wie die ARA nicht weiter schlimm. Die größere Herausforderung steht nächstes Jahr an. Bis 31. Dezember 2025 muss die Recyclingquote bei Kunststoffen laut EU-Vorgaben auf 50 Prozent steigen.

Für Österreich bedeutet das nicht mehr und nicht weniger als eine Verdoppelung der Anstrengungen. Denn augenblicklich liegt die Recyclingquote bei Kunststoffen hierzulande bei etwa 25 Prozent. "Das ist nicht berauschend, aber mehr als gesetzlich verlangt", sagt Hauke im Gespräch mit dem STANDARD. Rechtlich vorgeschrieben sind bisher tatsächlich nur 22,5 Prozent. Bei Kunststoff sei es jedoch deutlich schwieriger als bei anderen Verpackungsmaterialien, am Ende des Tages eine hohe Recyclingquote zu erreichen.

Sortenrein trennen

Bei Glas gibt es Container, in die man leere Weinflaschen und Marmeladengläser hineinschmeißen kann – eine über Jahre und Jahrzehnte gut eingeübte und eingespielte Praxis. Das Glas landet anschließend, möglichst von Fremdstoffen befreit, im Ofen, wird eingeschmolzen und kommt als neues Gebinde wieder auf den Markt. Für Kunststoffe gibt es auch ein Sammelsystem, die gelbe Tonne oder den gelben Sack. "Es braucht aber einen Zwischenschritt", sagt Hauke. Kunststoffe sollten möglichst sortenrein getrennt werden, was schwierig sei, weil es unterschiedlichste Zusammensetzungen gibt. Jeder Strom müsse sodann separat recycelt werden.

"Es gibt die 80-80-80-Formel: 80 Prozent sammeln, davon 80 Prozent sortieren und davon wiederum 80 Prozent recyceln; das ergibt unterm Strich etwas mehr als 50 Prozent", sagt Hauke. Deshalb sei das Erreichen der 50 Prozent Recyclingquote bis 2025, die bis Ende 2030 auf 55 Prozent steigen soll, "eine echte Herausforderung" und viel schwerer zu erreichen als beispielsweise 70 Prozent bei Glas oder 75 Prozent bei Papier bzw. Pappe und Karton, wo Österreich ohnehin schon darüber liegt.

ARA-Vorstandssprecher Harald Hauke im Gespräch
Will die Menschen zum Sammeln von Kunststoffen animieren: Harald Hauke, Vorstandssprecher der Altstoff Recycling Austria (ARA).
APA/GEORG HOCHMUTH

Was ist die Recyclingquote überhaupt? Da gab es in den einzelnen Mitgliedsländern der EU-27 in der Vergangenheit unterschiedlichste Berechnungsarten. Erst mit dem Kreislaufwirtschaftspaket 2018 hat Brüssel eine einheitliche Definition festgelegt – nämlich jene, dass alles berechnet wird, was aus der Recyclinganlage tatsächlich herauskommt. Zur Recyclingquote zählt folglich nur jenes Material, das am Ende des Recyclingprozesses übrig bleibt und zu neuen Produkten verarbeitet wird.

Nun gelte es, die Menschen verstärkt für das getrennte Sammeln von Kunststoffen zu sensibilisieren, sagt Hauke. Das und der Versuch, Abgabestellen möglichst benutzerfreundlich in Wohnnähe einzurichten, sollten am Ende des Tages Früchte tragen. Derzeit habe man österreichweit rund 23.000 gelbe Tonnen stehen, gut zwei Millionen Haushalte sammelten mittels gelbem Sack.

Einwegpfand

Noch werden auch PET-Flaschen mitsortiert, ab kommendem Jahr gibt es dafür ein eigenes Einwegpfandsystem mit einem Aufschlag von 25 Cent je verkauftes Gebinde. In Deutschland wird ein Einwegpfand auf PET schon seit Beginn des aktuellen Jahres erhoben. In Österreich fallen mit Einführung des Einwegpfands auf PET-Gebinde bis zu 56.000 Tonnen an Kunststoffmaterial aus dem Recyclingkreislauf.

Um die Sortiertiefe beim Kunststoffrecycling auszubauen, ist im Ennshafen in Oberösterreich um 70 Millionen Euro eine neue Kunststoff-Sortieranlage errichtet worden. Eigentümer der Triplast GmbH, welche die in Enns gerade anlaufende Anlage betreibt, sind neben der ARA-Dienstleistungstochter ARAplus die deutsche Duales System Holding GmbH & Co. KG (Der Grüne Punkt) sowie das in Molln (OÖ) beheimatete Umwelttechnikunternehmen Bernegger. Die neue Sortieranlage ist auf rund 100.000 Tonnen ausgelegt und damit dreimal größer als die größten der mehr als ein Dutzend Sortieranlagen, die es derzeit in Österreich gibt. Nicht alle der bestehenden Sortieranlagen würden benötigt, meint Hauke. Mit einer Gesamtkapazität von 170.000 bis 180.000 Tonnen sollte man in Österreich das Auslangen finden. (Günther Strobl, 13.3.2024)