Dietrich Wanke, Geschäftsführer von European Lithium, geht im Stollen in die Tiefe.
In den Tiefen der Kärntner Koralpe soll sich eines der größten Lithiumvorkommen Europas befinden.
Standard / Jakob Pflügl

Batteriefähiges Lithium, und das direkt aus dem Lavanttal – mit diesem Versprechen buhlt das australische Unternehmen European Lithium seit Jahren um Investorengelder. Die Australier wollen an der Kärntner Koralpe eines der größten Lithiumvorkommen Europas fruchtbar machen. Laut eigenen Angaben brauchen sie dafür aber jede Menge Kapital. Seit Ende Februar notiert man deshalb auch an der US-Börse Nasdaq.

Laut einer Aussendung wurde European Lithium durch eine Fusion zur Critical Metals Corporation umgewandelt, die die "Errichtung und Inbetriebnahme des Lithiumbergwerks in Frantschach-St. Gertraud im Bezirk Wolfsberg" vorantreiben soll. Seit 28. Februar werden die Anteile dieses neuen Unternehmens an der US-Börse gehandelt – bisher mit eher bescheidenem Erfolg: Innerhalb von zwei Wochen brach der Kurs der Aktie um die Hälfte ein.

Versprochen und verschoben

Das Versprechen vom Lithium aus dem Lavanttal ist mittlerweile über ein Jahrzehnt alt. Die Rechte am Vorkommen in Wolfsberg hatten sich die Australier bereits 2011 gesichert. Seither folgten allerlei Verschiebungen: Zunächst war von einem Abbaubeginn im Jahr 2016 die Rede. Später wurde der Start zunächst auf 2020 und dann auf 2022 verschoben. Zuletzt sprach das Unternehmen davon, dass man 2025 mit der Lithium-Gewinnung beginnen könne, mit der Weiterverarbeitung im Jahr 2026.

So mancher Beobachter geht nicht davon aus, dass das Projekt jemals von der aktuellen Betreibergesellschaft realisiert wird. "Das Unternehmen beschäftigt sich ausschließlich mit Probebohrungen und mit irgendwelchen Gewinnplänen, die dann an den Börsen zu Geld gemacht werden sollen", sagte Günther Vallant (SPÖ), Bürgermeister von Frantschach, kürzlich dem ORF. Die Gemeinde habe zum geplanten Abbau noch keinerlei Pläne vorgelegt bekommen.

"Nicht in unseren Händen"

Auch beim Land Kärnten geht man nicht davon aus, dass schon bald Lithium abgebaut wird – eher im Gegenteil. Derzeit läuft ein Verfahren, um festzustellen, ob für das Projekt eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) notwendig ist. Das Verfahren wurde von European Lithium selbst eingeleitet, um spätere Verzögerungen zu verhindern. Seitens des Landes hieß es Ende Jänner allerdings, dass das Unternehmen wichtige Unterlage nicht vorgelegt habe, die für den Abschluss des Verfahrens notwendig sind.

Bei European Lithium sieht man das auf Nachfrage des STANDARD anders: "Wir haben bislang alle notwendigen und verlangten Dokumente eingereicht und werden das auch in Zukunft tun", sagt Österreich-Chef Dietrich Wanke. "Der Prozess ist jedoch aus unserer Sicht nicht vollständig transparent, und wir mussten etwa auf Nachfrage zusätzliche Dokumente einreichen." Laut Wanke wäre es dem Unternehmen "sehr recht, wenn das Verfahren schneller vonstattengehen würde. Das liegt nicht allein in unseren Händen."

Von Börse zu Börse

Wie viel Geld die Australier mit dem Börsengang in den USA lukriert haben, ist nicht bekannt. "Hierzu wollen wir keine Details nennen", heißt es auf Anfrage des STANDARD. Es sollen jedenfalls "erhebliche zusätzliche Mittel" sein. Das sei notwendig, weil "die erste Phase des Abbaus wie in der Branche üblich im Voraus finanziert werden muss".

Für die Gruppe ist die Nasdaq nicht der einzige Börsenauftritt. Der Handel mit Aktien von European Lithium an der australischen Börse ASX sei am 1. März wiederaufgenommen worden, heißt es in der Presseaussendung. Auch in Frankfurt werden Aktien des Unternehmens gehandelt. Von der Wiener Börse hat man sich nach zwei Strafen der Finanzmarktaufsicht in den Jahren 2021 und 2022 mittlerweile zurückgezogen. (Jakob Pflügl, Alexander Hahn, 14.3.2024)