Der Intendant des Wiener Konzerthauses Matthias Naske blickt zuversichtlich auf die neue Saison.
Der Intendant des Wiener Konzerthauses Matthias Naske blickt zuversichtlich auf die neue Saison.
APA/EVA MANHART

"Wir haben einen Superrun im Moment" - selten präsentieren sich sonst meist auf Lamento gestimmte Kulturlenker derart optimistisch wie Konzerthaus-Intendant Matthias Naske bei der Präsentation der neuen Saisonvorhaben am Mittwoch. Die Zahlen geben dabei durchaus Grund zur Zuversicht, ist man demnach doch am besten Weg, den coronabedingten Einbruch der Abonnements im kommenden Jahr wieder wettzumachen.

Nach dem Tiefpunkt von gut 24.000 verkauften Abos 2020/21, verzeichne man mittlerweile "nur" mehr ein Minus von 5,8 Prozent im Vergleich zur Vor-Coronasaison 2019/20, als man 33.169 Abos verkaufte, so Naske. "Und das werden wir nächstes Jahr aufholen", zeigte sich der 60-Jährige zuversichtlich. Einen nicht unwesentlichen Beitrag dazu soll die erweiterte Jugend leisten, wird doch die Altersgrenze für das Jugendabo auf 30 Jahre angehoben. Das Abo sei jedenfalls keineswegs tot, sondern ein wichtiger Wegweiser im dichten Programmdschungel.

62 Abozyklen

Die 112. Saison beginnt am 7. September mit Anne-Sophie Mutter und Manfred Honeck samt dem Pittsburgh Symphony Orchestra, die John Adams, Mendelssohn Bartholdy und Mahler am Programm haben. Bis zum Saisonabschluss präsentieren sich dann 710 Ensembles oder Einzelkünstler in gut 500 Konzerten am Haus.

Dafür hat man 62 Abozyklen aufgelegt, wobei sich auch drei neue Formate im Talon befinden. Ein neuer Zyklus ist etwa Meisterstimmen mit Juan Diego Florez, Benjamin Bernheim und Elina Garanca. Und auch Jordi Savalls Originalklanginterpretation der Beethoven-Symphonien findet sich am Programm, nachdem das Projekt ursprünglich Corona zum Opfer fiel.

Porträtserien sind für Cellostar Sol Gabetta, Jazzer Wynton Marsalis, den Pianisten Alexander Melnikov, den Dirigenten Raphael Pichon und Publikumsliebling Erwin Steinhauer aufgelegt. Aber auch abseits dessen geben sich die klingenden Namen ihrer Profession die Klinke des Konzerthauses in die Hand. Drei Mal soll für vier Projekte Pianolegende Martha Argerich am Haus gastieren, Patricia Kopatchinskaja, Renaud Capucon oder Gidon Kremer sind ebenso zu erleben wie Brad Mehldau oder Diane Reeves.

Unter dem Label Grenzenlos Musik gestaltet unter anderen Josef Hader einen Abend mit Musik zum Thema Trunkenheit unter dem Titel Rausch. Der 29-jährige Pianist Filippo Gorini aus Italien will 2025, dem Jahr seines 30. Geburtstags, an sieben Orten einige Wochen verbleiben, wobei sich Wien im Reigen findet. Neben den Auftritten im Konzerthaus stehen hier zahlreiche soziale Projekte an.

Nachtkonzerte als neues Format

Für Frühaufsteher geht das Format der Sonntagsmatineen des Wiener Kammerorchesters um 10.30 Uhr respektive der Wiener Symphoniker um 11 Uhr weiter. Mittagskonzerte mit hochwertigen Interpreten sind um 12.30 Uhr im Schubert-Saal angesetzt.

Und wem all das als zu früh ist, für den werden nun erstmals Nachtkonzerte ab Frühjahr 2025 aufgelegt, die um 21.30 Uhr beginnen und denen sich am Ende DJ-Sets und Partystimmung anschließen. Eine allzu frühe Sperrstunde werde es hier nicht geben, versprach Naske: "Wir werden sicher weit über Mitternacht hinausgehen."

Bedauert Debatte um Currentzis-Engagement

Ambivalent hat der Konzerthaus-Chef die Debatte um das geplante Engagement von Teodor Currentzis bei den Wiener Festwochen betrachtet, die letztlich in der Ausladung des greco-russischen Dirigenten mündete. "Es hat mich traurig gemacht", unterstrich Naske. Es sei abermals eine Gelegenheit zur differenzierten Debatte verpasst worden. Zugleich sei unbestritten festzustellen: "Es gibt Momente, wo man sensitiv sein muss."

Neo-Festwochen-Intendant Milo Rau hatte ursprünglich geplant, die ukrainische Dirigentin Oksana Lyniv mit einem Requiem im Konzerthaus auftreten zu lassen, dem sich zehn Tage später Currentzis mit Brittens War Requiem im Burgtheater hätte anschließen sollen. Nach dem Widerstand der Maestra ließ Rau dieses Vorhaben fallen.

"Wien verliert den Auftritt eines großen Musikers mit einem Werk, das definitiv gegen den Krieg gerichtet ist", bedauerte Naske. Er verstehe nicht, weshalb in dieser Causa die Debatte stets so hochgekocht werden müssen. "Ich mache da nicht mehr mit", stellte der Kulturmanager klar, der Currenztis auch in der kommenden Saison nicht auf seinem Programmplan hat: "Wir werden so lange warten, bis die Konstellation hoffentlich zugunsten der Ukraine wieder eine bessere ist. Ich sage aber auch offen: Ich bin traurig darüber." (APA, 13.3.2024)