Dietmar Kerschbaum,
Dietmar Kerschbaum, Intendant des Linzer Brucknerhauses.
VOLKER WEIHBOLD

Als sehr respektabler Tenor hat Dieter Kerschbaum schon Bühnenskandale erlebt. Er war als Diener Pedrillo Teil der legendären Inszenierung von Mozarts Entführung aus dem Serail (2003) bei den Salzburger Festspielen, der eine Überdosis an Wut entgegenschallte.

Was nun seitens des "Falter" an Vorwürfen gegen Kerschbaum, nunmehr Intendant des Brucknerhauses, vorgebracht wird, ist – im Gegensatz zur künstlichen Opernwelt – allerdings durch schweigsames Durchhalten nicht aus der Welt zu schaffen. Sollte es stimmen, dass Kerschbaum sich selbst als Sänger üppige Honorare genehmigt und Agenden an externe Agenturen ausgelagert hat, zeugte dies von einem fragwürdigen Amtsverständnis, welches das Brucknerhaus zum Selbstbedienungsladen degradiert.

Fragen zur Bestellung

Zwar ist es verwunderlich, dass sieben Jahre nach Kerschbaums Bestellung nun auch die Korrektheit seiner Wahl angezweifelt wird. Der Schaden ist allerdings längst entstanden, auch für die Kulturszene als solche: Sie steht wieder einmal da als Eldorado der Skandale und der mangelnden Kontrolle.

Dass ein Aufsichtsrat die Führung eines Hauses kontinuierlich kontrollieren sollte – es war beim Brucknerhaus offenbar keine Selbstverständlichkeit. Nun aber steht man vor einer Situation, die nicht nur für Kerschbaum mindestens hochnotpeinlich sein könnte. Sollte nur ein Teil dessen stimmen, was ihm vorgeworfen wird, sollte auch der Aufsichtsrat Konsequenzen ziehen. Er hat womöglich zu lange weggeschaut. (Ljubiša Tošić, 13.3.2024)