Der Eingang des Filmmuseums im Albertina-Bau. Neuerdings kann man es auch mit dem Nonstop-Kinoabo besuchen.
Der Eingang des Filmmuseums im Albertina-Bau. Neuerdings kann man es auch mit dem Nonstop-Kinoabo besuchen.

Gleich rechts neben der Albertina liegt das Österreichische Filmmuseum (ÖFM). Den schlichten Eingang ziert ein Fantasiewesen der Künstlerin Gertie Fröhlich. Seitdem die ganz in Schwarz gehaltene Kinemathek 1964 von Peter Kronlechner und Peter Kubelka gegründet worden ist, hat sich die Kinokultur stark verändert – das ÖFM bleibt sich treu, indem es Filmgeschichte mit der Gegenwart ins Gespräch bringt. Das jedenfalls betont Direktor Michael Loebenstein:

STANDARD: Herr Loebenstein, wie hält sich das ÖFM mit 60 fit?

Loebenstein: Durch ständige Bewegung! Museen sind ja weder Schreine noch Mausoleen, sondern lebendige Orte der Auseinandersetzung und des Lernens. Die Filmgeschichte entwickelt sich ja – Kanon hin oder her – ständig weiter, Technologien genauso. Und wir sehen historische Filme ja auch immer in der Gegenwart, im Jetzt, also unter neuen Perspektiven. Und Filme zu konservieren, heißt nicht bloß sie ins Regal zu legen, auch da bedarf es regelmäßiger Pflege.

STANDARD: Wie feiern Sie ihr Jubiläum?

Loebenstein: Anders als zu unserer 50-Jahrfeier vor 10 Jahren nicht mit einem Rückblick, sondern indem wir uns mit der Gegenwart und Zukunft unserer Profession auseinandersetzen: Forschungsprojekte zu Stadt und Film, Filmprogramme die sich mit dem Konflikt im Nahen Osten, mit dem Verhältnis von Film und Geschichte sowie mit weiblichen, schwarzen und queeren Positionen auseinandersetzen, sowie ein internationales Symposium zum frühen Kino und seinen Schnittstellen zu den anderen Künsten. Aber am wichtigsten: wir errichten gerade im Wiener Arsenal ein neues, modernes Museumsdepot, das wir 2025 in Betrieb nehmen werden!

Michael Loebenstein leitet das ÖFM seit 2017 und feiert heuer auch einen runden Geburtstag: den 50er.
Michael Loebenstein leitet das ÖFM seit 2017 und feiert heuer auch einen runden Geburtstag: den 50er.
ÖFM/Eszter Kondor

STANDARD: Das ÖFM ist Wien-zentriert. Möchten Sie auch in die Bundesländer expandieren?

Loebenstein: Wir haben uns immer als eine Wiener Institution verstanden die weltweit agiert, und das inkludiert natürlich die Bundesländer. Wir sind wenigsten einmal jährlich in Graz sowie in Linz auf Festivals wie der Diagonale und Crossing Europe präsent, und immer wieder kooperieren wir mit Programmkinos in den Ländern. Auf meiner Wunschliste für die nächsten Jahre stünde es aber definitiv, gerade mit unseren Vermittlungsprogrammen für Kinder und Jugendliche vermehrt mit Kinos und Bildungsanstalten östereichweit zu kooperieren. Das ist letztlich eine Frage des Geldes.

STANDARD: Wo sehen Sie das ÖFM 2084, in 60 Jahren?

Loebenstein: Immer noch relevant – egal wohin die Technologie sich entwickelt, wird es immer wichtig sein, zu den Ursprüngen dieser so einflussreichen Kunstform zurückzugehen. Und ich würde mir wünschen, dass wir immer noch diesen wunderbaren Kinosaal in der Albertina, das "Unsichtbare Kino", bespielen!

STANDARD: Peter Kubelka wird nächste Woche 90. Was wünschen Sie dem ÖFM-Mitbegründer?

Loebenstein: Dass seine – scheinbar unerschöpfliche – Energie nicht versiegen möge und er so leidenschaftlich, alert, neugierig und streitbar bleibt, wie er ist! (Fragen: Valerie Dirk)