Pornhub
Die neue Gesetzgebung könnte Pornoseiten viele Zugriffe kosten.
AP/John Locher

Surft man als Texaner aktuell auf die Website Pornhub oder solche ähnlicher Services der Mutterfirma Aylo, dann wird man statt mit expliziten Videos mit einer Textnachricht begrüßt: "Sehr geehrter Nutzer, wie Sie vielleicht wissen, verlangen Ihre gewählten Vertreter in Texas, dass wir Ihr Alter überprüfen, bevor wir Ihnen Zugang zu unserer Website gewähren." Der Grund für die aktive Sperre vonseiten des Anbieters, erklärt der Text weiter, seien die neuen Online-Altersverifizierungen in den USA, die auch in allen EU-Ländern bereits im April aktiv werden sollen.

Wenig wirksam

Die neuen Vorschriften, die vor Texas in den letzten Monaten schon in anderen US-Bundesstaaten rechtskräftig wurden, verlangen von Besuchern von Porno-Websites, dass sie ihr Alter durch eine Kopie ihres Personalausweises nachweisen. Aylo ist von diesem Vorgehen natürlich nicht begeistert, da man durch diese Maßnahmen mit Sicherheit einen Rückgang der Nutzerzahlen erwartet. Nach außen argumentiert man allerdings anders, und so schreibt Aylo in seiner Botschaft weiter, dass "die Vorlage eines Ausweises jedes Mal, wenn Sie eine Plattform für Erwachsene besuchen wollen, keine wirksame Lösung für den Onlineschutz von Nutzern ist und tatsächlich Minderjährige und Ihre Privatsphäre gefährdet". Die Methode sei das "am wenigsten wirksame und zugleich restriktivste Mittel", das man habe einführen können.

Der Umsetzung ging in Texas ein rechtliches Schachspiel voraus. Bereits im Vorjahr hätte auch in diesem Bundesstaat das neue Gesetz zur Altersüberprüfung in Kraft treten sollen, doch Pornhub reichte kurz nach der Unterzeichnung durch den verantwortlichen Gouverneur Greg Abbott aus genannten Gründen eine Klage ein, um das Gesetz zu blockieren. Ein Richter erließ daraufhin eine einstweilige Verfügung, die die sofortige Durchsetzung des Gesetzes verhinderte. Letztlich konnten sich die Vertreter des neuen Gesetzes allerdings durchsetzen, und die einstweilige Verfügung wurde aufgehoben.

Texas ist nicht der erste und mit Sicherheit nicht der letzte Bundesstaat, der von der Sperre betroffen ist. Lösungsvorschläge, die für beide Seiten akzeptabel sind, scheint es allerdings nur wenige zu geben. In Louisiana ruft Aylo Besucher der Websites dazu auf, die digitale Führerschein-App zu nutzen und sich damit zu verifizieren. "Wir glauben, dass die einzige wirksame Lösung zum Schutz von Minderjährigen und Erwachsenen darin besteht, das Alter der Nutzer auf ihrem Gerät zu überprüfen und den Zugang zu altersbeschränkten Materialien und Websites auf der Grundlage dieser Überprüfung entweder zu verweigern oder zu erlauben", erklärte Aylo. Viele Bundesstaaten und Länder verfügen allerdings nicht über eine solche Möglichkeit, zumindest noch nicht.

Pornhub, Aylo
In Europa ist die Überprüfung des Alters noch mit einem einfachen Mausklick zu bestätigen.
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Europa zieht nach

Auch in der EU ist das Thema präsent, wo derzeit noch ein simpler Mausklick als Altersverifizierung ausreicht. Ursprünglich ab Februar 2024 geplant, müssen Pornhub, Xvideos und Stripchat in Europa voraussichtlich ab April – also in wenigen Wochen – eine Altersverifizierung einführen. Auch die EU argumentiert für das Gesetz mit dem "Schutz Minderjähriger". Zumindest soll die neue Gesetzgebung nur jene Websites betreffen, die mehr als 45 Millionen User pro Monat erreichen. Die Plattformen von Aylo gehören zu dieser Gruppe. Die erwartbare Reaktion vieler Nutzer wäre wohl, auf kleinere und vielleicht noch weniger sichere Angebote zu wechseln. Auch wie die EU-Kommission die Einstufung der größeren Plattformen zukünftig angesichts möglicher schwankender Nutzungszahlen handhaben will, ist noch eine offene Frage.

Wie dieser Altersnachweis genau funktionieren wird, ist noch unklar. Am wahrscheinlichsten ist, dass Ausweise hochgeladen werden müssen, obwohl es in Europa eigentlich durch die eIDAS-Verordnung möglich sein sollte, sich mit nationalen digitalen IDs wie der ID Austria anzumelden. Der Vorteil dieses Verfahrens: Es werden nur die nötigen Daten übermittelt. Im Fall von Pornoseiten also nur das Alter des Konsumenten. Da aber noch nicht alle Länder so weit sind, müssen wohl wieder Passkopien hochgeladen werden, was natürlich ein zusätzliches Sicherheitsrisiko darstellt.

In den USA sind zuletzt nachgewiesenermaßen die Suchanfragen mit dem Begriff "VPN" stark angestiegen – einem Mittel, um online den eigenen Standort zu verschleiern. Derzeit führt Texas dieses Ranking an. Die Gründe braucht man wohl nicht näher zu erklären. (red, 15.3.2024)