Donald Trump ist ein Mann ohne Prinzipien. Was wenige überraschen wird – aber durch seine Haltung zur Abtreibung erneut belegt wird. Noch in den 2000er-Jahren unterstützte er als TV-Baulöwe das Recht. Als Wahlkämpfer 2016 und 2020 vertrat er dann das genaue Gegenteil. Evangelikalen redete er nach dem Mund – in der Hoffnung, sie mögen ihm im Abtausch für restriktive Politik seinen unchristlichen Lebenswandel verzeihen. Als Präsident setzte er um: Das von ihm mit Feinden der körperlichen Selbstbestimmung besetzte Höchstgericht strich 2022 das Abtreibungsrecht.

Donald Trump besetzte das Höchstgericht mit Feinden der körperlichen Selbstbestimmung, unter ihnen Richter Neil Gorsuch. Abtreibung erwies sich als Wahlkampfgift – und Trump schwenkt nun um.
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Das erwies sich an der Urne als Gift. Daher, und nur daher, schwenkt Trump nun um. Seine Idee einer Fristenlösung hat gute Chancen, zum Wahlkampfschlager zu werden. Auch wenn sie für die Mehrheit der US-Staaten eine Streichung bestehender Rechte bedeuten würde: Sie klingt vernünftig und nach Kompromiss, in Umfragen findet sie Mehrheiten. Und so ehrlich muss man sein: Für Frauen in jenem guten Dutzend an Bundesstaaten, die seit 2022 harte Verbote durchgesetzt haben, wäre sie eine echte Verbesserung.

Der Teufel liegt in der Umsetzung. Der Vorschlag braucht eine Mehrheit im Kongress. Für eine Verschärfung werden Demokraten kaum stimmen. Nötig ist eine große Mehrheit der Republikaner. Und auch wenn Trump die Partei kontrolliert: Sie wird schwer zu finden sein. Trump wird, einmal gewählt, das Thema ohnehin wieder vergessen – mit seinem Spiel ohne Prinzipien hat er sein Ziel dann schon erreicht. (Manuel Escher, 19.3.2024)