Drei Skulpturen von Damien Hirst sollen erst 2017 entstanden sein und nicht wie behauptet in den 1990ern.
Drei Skulpturen von Damien Hirst sollen erst 2017 entstanden sein und nicht wie behauptet in den 1990ern.
AFP/CLEMENT MAHOUDEAU

Mit Skulpturen von Tierkörpern, die in Formaldehyd eingelegt sind, wurde Damien Hirst vor rund 30 Jahren berühmt. Eine Recherche des "Guardian" hat jetzt ergeben, dass drei der Arbeiten, die in den letzten Jahren in Galerien in Hongkong, New York, München und London als Beispiel für seine mit dem Turner-Preis ausgezeichnete Arbeit der 1990er-Jahre ausgestellt wurden, nicht wie angegeben aus den 1990ern stammen, sondern erst 2017 hergestellt wurden.

Bei den Skulpturen handelt es sich um "Cain and Abel, 1994", in dem zwei Kälber nebeneinander in einem weißen Kasten stehen. Das zweite Werk "Dove, 1999" zeigt eine Taube, deren Flügel ausgestreckt sind, in einem weißen Acrylkasten. Dem dritten Werk gab Hirst den Titel "Myth Explored, Explained, Eploded, 1993–1999", darin zu sehen ist ein in drei Teile zerlegter Hai.

Die drei Skulpturen wurden im Jahr 2017 in der Gagosian-Galerie in Hongkong zum ersten Mal in der Schau "Visual Candy and Natural History" gezeigt. Der "Guardian" konnte keine Hinweise darauf finden, dass die Werke vor 2017 existierten, und auch Quellen, die mit allen drei Werken vertraut sind, vermuten, dass die Figuren weniger als ein Jahr alt waren, als sie in Hongkong zum ersten Mal gezeigt wurden.

Die Idee zählt

In den Jahren 2021 und 2022 war "Cain and Abel, 1994" im Museum für Naturgeschichte der Universität Oxford ausgestellt. Ein Sprecher des Museums sagt dazu: "Diese Daten wurden von Science Ltd. zur Verfügung gestellt, und das Museum ging davon aus, dass es sich dabei um das Erstellungsdatum handelt, wie es die Konvention für Kunstwerke vorsieht. Das Museum hat sie genau so wiedergegeben, wie Science Ltd. sie vorgelegt hat."

Hirsts Firma Science Ltd. erklärte auf Anfrage des "Guardian", dass das Datum, das der Künstler seinen Formaldehyd-Werken zuschreibe, nicht dem Datum der Entstehung entsprechen muss. Es gehe nicht um die physische Herstellung des Objekts, sondern vielmehr um die Absicht und die Idee hinter dem Kunstwerk. Die Anwälte von Hirst erklärten später auch, dass die Angabe des Entstehungsdatums im Titel zwar der übliche Ansatz des Künstlers für seine Formalhdeyd-Arbeiten sei, er aber manchmal auch das Erscheinungsdatum der Skulpturen verwende.

Dass dieser Ansatz im Widerspruch zu den Branchenstandards steht, sagen indes auch eine Reihe von Galeristen, Kunsthändlern und Auktionshäusern, die vom "Guardian" befragt wurden. Darunter auch solche, die in der Vergangenheit Hirsts Werke ausgestellt oder verkauft haben. (red, 19.3.2024)