Junge Frau beim Eisbaden, sie trägt eine pinke Haube und blaue Handschuhe
Wichtig: Der Kopf sollte beim Eisbaden immer über Wasser bleiben, denn dort sitzen die meisten Kälterezeptoren.
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Aus der Methode des "Eismanns" Wim Hof ist längst ein Trend geworden. Immer mehr Anhängerinnen und Anhänger des niederländischen Sportlers schwören auf die positiven Effekte auf die Gesundheit, die das Kältebad haben soll: bessere körperliche und mentale Fitness, schnellere Regeneration und vieles mehr. Das meiste davon fußte aber nicht auf wissenschaftlichen Studien, sondern eher auf anekdotischen Beobachten und persönlichen Erfahrungen. Lange Zeit war nicht klar, was das Eisbaden aus gesundheitlicher Perspektive wirklich bringt – der STANDARD berichtete hier.

Forscherinnen und Forscher hatten zwar schon in früheren Studien versucht, die Auswirkungen der Kälteexposition auf die körperliche Gesundheit zu bewerten, aber bisher waren alle Erhebungen dazu zu klein, um eindeutige Aussagen treffen zu können.

Verbesserte Entzündungswerte

Fachleute der University of Warwick haben daher die Daten von acht veröffentlichten Studien systematisch ausgewertet und sind der Frage nachgegangen: Gibt es einen Trend, der sich in all diesen – wenn auch sehr kleinen – bisherigen Studien abzeichnet? Und tatsächlich, den gibt es. Eine Sache hat man in den Ergebnissen mehrerer Studien beobachtet: Durch das Eisbaden haben sich die Entzündungswerte im Körper bei einigen Probandinnen und Probanden deutlich verringert.

Die zentralen Ergebnisse ihrer Review-Arbeit veröffentlichten die Studienautorin und der Studienautor in "Plos One". Am auffälligsten war, dass durch das Eisbaden bei vielen das Stresshormon Adrenalin und entzündungshemmende Stoffe anstiegen, entzündungsfördernde Stoffe hingegen wurden weniger. Eindeutige Auswirkungen in Bezug auf die körperliche Leistungsfähigkeit konnten die Fachleute hingegen nicht feststellen. Vereinzelt zeigte sich in Erhebungen eine Verbesserung der Atemintensität, aber in anderen Untersuchungen gab es hier keinen signifikanten Unterschied.

Erhöhte Adrenalinwerte

Diese Studie sei jedenfalls erstmals ein überzeugender Beweis dafür, dass regelmäßiges Eisbaden akute Entzündungen im Körper reduzieren kann, sind sich Fachleute einig. Warum die Kälteexposition die Entzündungswerte verringert, ist nicht ganz klar, der Mechanismus dahinter noch nicht erforscht. Aber man hat eine Vermutung: Die Atemtechnik beim Eisbaden – das rasche Ein- und Ausatmen – versetzt den Körper in eine Art Kampf- oder Fluchtmodus und setzt große Mengen Adrenalin frei. Und vom Adrenalin wiederum weiß man, dass es Entzündungen dämpft.

Die Autorin und der Autor schreiben, ihre Studie liefere "wertvolle Einblicke in das Potenzial der Methode als ergänzender Ansatz für das Wohlbefinden". Allerdings seien noch weitere Untersuchungen zu dem Thema erforderlich. So könnte es etwa auch spannend sein, ob die Wim-Hof-Methode auch für Patientinnen und Patienten mit chronischen Entzündungen, beispielsweise einer Arthritis, einen Nutzen hat.

Außerdem sollte man künftig die Effekte des Eisbadens mit jenen von anderen gesundheitsfördernden Maßnahmen vergleichen, betont man in Fachkreisen. Denn in der aktuellen Erhebung wurden die Auswirkungen der Wim-Hof-Methode mit denen des Nichtstuns verglichen, so die Kritik. Dieser methodische Ansatz sage nicht aus über den Nutzen von Eisbaden im Vergleich zu anderen Aktivitäten wie etwa Yoga, Spazierengehen oder Schwimmen. Möglicherweise könnten die – nun zum Teil belegten – Vorteile auch durch eine risikoärmere Aktivität erreicht werden, denn schließlich sei das Baden in extremer Kälte nicht für alle völlig ungefährlich. (Magdalena Pötsch, 22.3.2024)