Das Sneakermodell "Transport" des Herstellers Hoka ist ein Freizeitschuh.
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Sie sind so schwarz wie schlicht und so ziemlich das Gegenteil von Donald Trumps goldenen Sneakern. Der Presse fielen sie trotzdem sofort auf. Präsident Joe Biden trägt das sportliche Schuhwerk der US-Marke Hoka nämlich neuerdings zu öffentlichen Anlässen – und ja, zum Anzug.

Mal wurde er in ihnen gesichtet, als er aus seinem Helikopter Marine One stieg, ein andermal während der Wahlkampagne in Michigan. Verantwortlich für das Medienecho dürfte auch die gepolsterte XL-Sohle der Sneaker sein. Sie ist das Markenzeichen des 2009 gegründeten Herstellers, der zum US-amerikanischen Schuhunternehmen Deckers Outdoor Corporation gehört. Und ja, ein wenig sieht die Sohle wie eine Vorlage zu den "Ugly Micky Maus"-Sneakern von Balenciaga aus. Ein gewisses Verständnis für den modischen Zeitgeist kann dem 81-jährigen Biden nicht abgesprochen werden.

Anfang März in Philadelphia: Joe Biden in Sneakern, Jill Biden hingegen ist auf High Heels unterwegs.
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Die Begeisterung für die "Air Bidens", den gedämpften Gesundheitsschuh mit dem praktischen Schnellschnürsystem, schwappte bislang allerdings nicht auf den politischen Gegner über. Bidens Berater zwängen den 81-Jährigen, ein Paar "Lifestyle-Sneaker" zu tragen, weil er so viel stolpere, ätzte das republikanische Gremium RNC Research auf X (vormals Twitter) – und spielte auf den Gesundheitszustand des US-Präsidenten an.

Dass dem wackeligen Präsidenten zu Sneakern geraten wurde, mag sein. Biden hat schließlich schon einige öffentliche Stürze hingelegt. Doch das 150-Dollar-Modell mit dem vielsagenden Namen "Transport" ist dem goldfarbenen Trump-Sneaker zumindest in Sachen Image eine Nasenlänge voraus.

Nicht nur was für Ältere

Die Sneaker von Hoka sind nämlich ziemlich angesagt – und nein, nicht unter Rentnern. Model und Autorin Emily Ratajkowski trägt sie, Harry Styles sowieso, Gwyneth Paltrow besorgt sich in ihnen ihr Gemüse auf dem nächstgelegenen Farmer's Mar­ket. Cameron Diaz trat in einem rotorangenen Paar in der Talkshow von Kelly Clarkson auf. Warum sollte also nicht auch ein Ü80-US-Präsident im Wahlkampfmodus die Teile tragen?

Zumal Sneaker in der Politik immer wieder eine Rolle spielten. Wir erinnern uns: Joschka Fischer legte 1985 seinen Amtseid als erster grüner Minister Hessens in Sakko und weißen High-Top-Sneakern von Nike ab, damals ein rebellisches Statement. 2020 flogen dem US-Senator Ed Markey und seinen "authentischen" "Nike Air Revolutions"-Modellen aus dem Jahr 1987 die Sympathien zu, und ja, in Österreich machte während der Pandemie ein Turnschuhminister von sich reden.

"Stabil gebaut"

Doch zurück zu den Modellen des US-Präsidenten. Wie kommentieren Sneaker-Spezialisten die Qualitäten des "Air Bidens"? Stefan Schamböck, Berater beim Wemove Runningstore in Wien-Mitte, steht vor einer Wand mit bunten Schuhen. Er sagt: "Die Schuhe sind stabil gebaut, man kann nicht nach innen kippen und gerader nach vorn abrollen." Damit dürften sie für den US-Präsidenten ihre Funktion erfüllen. In Sachen breiter Sohle sei Hoka ein Vorreiter gewesen, mittlerweile setzten fast alle Hersteller darauf. Welchen Sneaker er Joe Biden verkaufen würde? Da will der Berater sich nicht auf die Schnelle festlegen. Um einen passenden Schuh zu finden, müssten erst die Füße vermessen werden. Den Service nähmen viele Menschen nicht nur für Schuhe wahr, die sie in der Freizeit, sondern auch im Job trügen.

Im Juli 2023 trug US-Präsident Joe Biden Skechers-Slip-ins, Modell "Ultra Flex 3.0".
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Zwar wurde in den vergangenen Wochen vor allem über die Hokas von Joe Biden diskutiert, doch der US-Präsident ist Wiederholungstäter. Schon im vergangenen Sommer kombinierte er sportliche Sneaker zum Blazer, damals ein Paar Skechers. Eines fällt im Rückblick auf: Der 81-Jährige scheint Schuhe mit Schnellschnürsystem zu bevorzugen – durchaus verständlich. (feld, 20.3.2024)