Der Trend hatte sich schon in den letzten Monaten 2023 gezeigt, im heurigen Jahr setzt er sich fort: In Österreich suchen immer weniger Menschen um Asyl an. Im heurigen Februar gab es 2.183 Anträge, wobei nur rund 800 davon "originär" gewesen seien, sagt Lukas Gahleitner von der NGO Asylkoordination.

Originäre Anträge sind direkte Schutzersuchen von Menschen. Sie unterscheiden sich von Anträgen, die zum Beispiel im Rahmen der Familienzusammenführung gestellt werden. Das geschieht in Österreich nun in zunehmendem Maß, positiv beschiedene Asylwerber und Asylwerberinnen der vergangenen Jahre holen ihre nächsten Angehörigen nach.

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP)
Laut Innenminister Gerhard Karner haben vor allem verstärkte Grenzkontrollen zu dem fortgesetzten Rückgang der Asylantragszahlen geführt.
Foto: APA/EXPA/Erich Spiess

Insgesamt wurden im Februar 2024 um 104 Asylanträge weniger als im Jänner gestellt. Das Minus im Vergleich zum Februar vor einem Jahr beträgt 19 Prozent. Zusammengezählt gab es in den ersten beiden Monaten 2.509 Anträge weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Zunehmend Asylanträge von Frauen

Relativ hoch ist heuer – Stichwort Familienzusammenführung – der Anteil der weiblichen Asylwerber. Sie machen gut 44 Prozent der Antragsstellenden aus. Im Vorjahr waren insgesamt 76 Prozent der Asylsuchenden männlich. Von den Altersgruppen her sind die 18- bis 35-Jährigen dominant, gefolgt von Kindern. Von Personen über 65 kamen im Jahr 2024 bisher bloß 18 Anträge. 61 Prozent der Asylsuchenden sind Syrer, die Afghanen stellen mit zehn Prozent die zweitgrößte Gruppe.

Wie aber ist das fortgesetzte Antragsminus zu erklären? Im Innenministerium weist man auf die verstärkten Kontrollen an den österreichischen Grenzen hin sowie auf Polizeikooperationen, etwa mit Ungarn. Bei der Asylkoordination bezeichnet Lukas Gahleitner vor allem das strengere Vorgehen gegen irreguläre Migration in Serbien als Ursache. An der nördlichen Grenze des Landes seien Polizeieinheiten zusammengezogen worden, was die Flucht- und Schlepperroute über Ungarn für Migranten verteuert habe. Stattdessen, so Gahleitner, würden Flüchtlinge vermehrt über die Route von Bosnien nach Kroatien, Slowenien und von dort nach Italien kommen.

Seit Jahresbeginn 1.144 Abschiebungen, meist innerhalb Europas

In 3.277 Fällen wurde heuer bisher Asyl gewährt. Dazu kamen 1.404-mal subsidiärer Schutz und 208 humanitäre Aufenthaltstitel. Während der Anteil der negativen Asylentscheide etwas höher lag als der, der positiven, war es beim subsidiären Schutz umgekehrt. Beim Aufenthalt aus besonders berücksichtigungswürdigen Gründen wurde hingegen nur rund jeder zehnte Antrag positiv beschieden. Unter den 849 "sonstigen Entscheidungen" finden sich jene Personen, die zwar einen Asylantrag stellen, aber dann in ihre eigentlichen Zielländer weiterreisen.

Stark belegt ist nach wie vor die Grundversorgung. Anfang März befanden sich dort 76.277 Personen. Gut die Hälfte davon – 52 Prozent – stammt aus der von Russland überfallenen Ukraine. Von den im Jänner und Februar 2.037 Abschiebungen erfolgten 893 Ausreisen eigenständig, 1.144 zwangsweise. 39 Prozent der Abgeschobenen waren laut Innenministerium strafrechtlich verurteilt. Oft handelt es sich dabei um EU-Bürger, etwa Bettler und Bettlerinnen aus osteuropäischen Staaten. Bis Ende Februar wurden zudem 76 Personen nach Bulgarien per Dublin-Überstellung zurückgebracht – darunter 56 syrische und 13 afghanische Staatsbürger. (bri, 20.3.2024)