Alex Albon vom Team Williams nach eine Crash
Alex Albon vom Team Williams nach einem Crash: Hier müssen definitiv wieder Ersatzteile besorgt werden.
EPA/JOEL CARRETT

Seit Anfang 2023 ist James Vowles, Chef des Formel-1-Teams Williams, gemeinsam mit seinem CTO Pat Fry um die technologische Modernisierung seiner Systeme bemüht. Und wie er nun dem Fachmedium "The Race" erzählt, dürfte Excel bei den bestehenden Problemen eine große Rolle spielen. So hatten die Mitarbeiter Microsofts – mehr oder weniger beliebte – Software verwendet, um jene 20.000 Einzelteile zu verwalten, die sich in einem modernen Rennauto befinden.

Das System sei "ein Witz" gewesen, sagt Vowles: "Unmöglich zu navigieren und unmöglich zu aktualisieren." In der gewaltigen Exceltabelle habe es unter anderem an Informationen gemangelt, wie viel die einzelnen Teile kosten, wie lange die Produktionszeit ist und ob bereits Ersatzteile nachbestellt wurden. Ein Fahrzeug gegenüber einem anderen zu priorisieren, egal ob es um dessen Herstellung oder Inspektion ging, sei ein Ding der Unmöglichkeit gewesen.

Excel scheitert, Menschen scheitern

"Wenn Sie nachvollziehen möchten, wie sich hunderttausende Komponenten innerhalb ihrer Organisation bewegen, dann ist eine Exceldatei nutzlos", sagt der Manager. Weil der Bestellstatus gewisser Ersatzteile unklar war, mussten meist Menschen diese Informationen mühsam nachforschen. Manchmal mussten die Mitarbeiter physisch in der Werkstatt nach Teilen suchen. Einige Teile wurden zu spät geliefert, die falschen Teile wurden priorisiert.

"Wenn man sich einmal auf diesem Level der Komplexität befindet, auf dem die moderne Formel 1 heute ist, dann scheitert Excel, und dann scheitern die Menschen. Und genau an dem Punkt befinden wir uns nun", sagt Vowles. Gleichzeitig wurde der Wechsel auf ein modernes Trackingsystem als zu teuer erachtet, fügt Fry hinzu. Dies habe dazu geführt, dass "Menschen sich an ihre absoluten Grenzen begeben und daran zerbrechen".

Kein Einzelfall

Das Team Williams ist jedoch kein Einzelfall, wie es in einem Artikel des IT-Fachmediums "Ars Technica" heißt. So habe Sebastian Anthony beim Einstieg in das Renault-Team dem Medium berichtet, dass auch dieses Formel-1-Team sein System über eine Exceldatei verwaltete. Diese war 77.000 Zeilen lang, also mehr als dreimal so lang wie jene von Williams.

Jedes der Formel-1-Teams verwaltet sich selbst über eine eigene IT, muss sich aber freilich auch mit Zulieferern, externen Dienstleistern und anderen Institutionen koordinieren. Modernere Teams wechseln daher auf eine spezialisierte Enterprise-Ressource-Planning-Software (ERP), die eben genau diesen Zweck erfüllt: komplexe Ressourcen innerhalb eines Unternehmens effizient verwalten.

Und der Rennsport ist nicht die einzige Branche, in der Microsofts Tabellensoftware an ihre Grenzen stößt. In dem Artikel von "Ars Technica" heißt es etwa, dass 2013 internationale Investmentbanker für Aufsehen sorgten, weil sie wichtige Daten manuell zwischen Exceldateien hin- und her kopierten. In Österreich wiederum war die unsachgemäße Verwendung von Excel im Sommer 2023 Auslöser eines innenpolitischen Dramas. (red, 22.3.2024)