Christoph Baumgartner schießt.
Die Sportfotografen hatten sich kaum eingerichtet, da schoss Christoph Baumgartner schon das 1:0.
REUTERS/David W Cerny

Bratislava – Das Länderspieljahr hat mit Sturmböen und Starkregen begonnen, Fußball ist halt ein Freiluftsport. Die Bedingungen am Samstagabend in Bratislava waren nicht gerade dazu geeignet, einen Leckerbissen zu verheißen, aber Gastgeber Slowakei und Gast Österreich, beide sind EM-Teilnehmer, traten vor 9912 Fans im halbleeren Nationalstadion trotzdem an. Die beiden Landeshauptstädte sind nur rund 70 Kilometer voneinander entfernt, das ist ein Katzensprung ohne Reisestrapazen und ohne Jetlag.

Teamchef Ralf Rangnick konnte fürs Wetter nichts, die Aufstellung hingegen lag voll in seinem Verantwortungsbereich. Er stellte Patrick Pentz ins Tor, der 20-jährige Rapidler Leopold Querfeld debütierte neben Kevin Danso in der Innenverteidigung. Fußball kann rühren, Stefan Lainer gab rechts in der Viererkette ein Comeback. Im Juli des Vorjahres war der Gladbach-Legionär an Lymphknotenkrebs erkrankt. Phillipp Mwene verteidigte links. Xaver Schlager wurde zunächst geschont, das zentrale Mittelfeld bildeten Nicolas Seiwald und Florian Grillitsch. Der Rest waren Konrad Laimer, Kapitän Marcel Sabitzer, Christoph Baumgartner und Michael Gregoritsch.

Baumgartner hat es eilig

Rangnick wollte "die Stärken weiter stärken, nichts Neues erfinden." Es gab aber dann doch etwas ganz Neues: Anstoß Österreich, Gregoritsch passt zu Baumgartner, der legt los, lässt drei Slowaken aussteigen, trifft aus 18 Metern flach ins linke Eck. Nach nicht ganz sieben Sekunden. Das war historisch, ein Rekord für die Ewigkeit, es ist unwahrscheinlich, dass diese Marke in den nächsten 250 Jahren von irgendeinem österreichischen oder anderen Nationalspieler unterboten wird. Für Baumgartner (24) war es das zwölfte Länderspieltor.

Die frühe Führung gefiel auch den Kollegen von Baumgartner (Dritter von links).
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Das Niveau der ersten sieben Sekunden konnte nicht gehalten werden, fortan plätscherte das Spiel eher dahin, kaum Pressing-Situationen, es gab auf beiden Seiten einige Fehlpässe. 20. Minute: Sabitzer prüft mit einem abgefälschten Freistoß Goalie Dubravka. 26. Minute: Eine präzise Flanke von Sabitzer köpfelt Gyömber ebenso präzise an die eigene Stange. Unmittelbar darauf wurden die Slowaken zweimal gefährlich, einmal rettete Danso knapp vor der Linie. Halbzeitfazit: Historischer Start, der Rest war aber doch ausbaufähig.

Joker Weimann sticht

Rangnick brachte für die zweiten 45 Minuten Schlager, Max Wöber und Patrick Wimmer; Grillitsch, Querfeld und Laimer hatten Feierabend. Diesmal ist in den ersten sieben Sekunden nichts passiert. 55. Minute: Gregoritsch kann aus dem Chaos in der slowakischen Abwehr kein Kapital schlagen. 56. Minute: Der wieselflinke und bärenstarke Baumgartner köpfelt aus kurzer Distanz, Obert wehrt im Fallen auf der Linie ab. 60. Minute: Stefan Posch ersetzt Lainer. 70. Minute: Baumgartner und Gregoritsch gehen, Romano Schmid und Andreas Weimann kommen. Das Match sehnte sich nach dem Schlusspfiff. Wobei es noch einen Höhepunkt hatte. 82. Minute: Schneller Angriff, ausgehend von Sabitzer gelangt der Ball zu Schmid, der legt quer zu Weimann. Der West Bromwich-Legionär trifft wuchtig zum 2:0. Joker wurden erschaffen, um zu stechen. Österreichs Sieg gegen harmlose Slowaken war verdient.

Am Dienstag folgt der nächste Test, die Türkei gastiert ab 20.45 Uhr im Wiener Ernst-Happel-Stadion. (Christian Hackl aus Bratislava, 23.3.2024)

Ergebnis des EM-Testspiels:

Slowakei – Österreich 0:2 (0:1)
Bratislava, Narodny futbalovy stadion, 9.912, SR Farrugia Cann (MLT)

Tore:
0:1 (1.) Baumgartner
0:2 (82.) Weimann

Slowakei: Dubravka - Pekarik (62. Tomic), Gyömber (83. Kosa), Obert, Hancko - Kucka (63. Benes), Lobotka, Duda - Suslov (62. Duris), Bozenik (75. Tupta), Haraslin (83. Mak)

Österreich: Pentz - Lainer (60. Posch), Querfeld (46. Wöber), Danso, Mwene - Seiwald, Grillitsch (46. X. Schlager) - Laimer (46. Wimmer), Baumgartner (70. Schmid), Sabitzer - Gregoritsch (70. Weimann)

Gelbe Karte: Querfeld