Florian Wirtz jubelt.
Florian Wirtz traf noch etwas sehenswerter, aber auch etwas langsamer als Christoph Baumgartner wenige Stunden zuvor.
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Lyon – Mit einem historischen Blitzstart und einer eindrucksvollen Leistung hat die groß aufspielende deutsche Fußball-Nationalmannschaft plötzlich EM-Feuer entfacht. Angeführt von Boss Toni Kroos und Blitz-Torschütze Florian Wirtz bestand die radikal umgebaute Mannschaft von Bundestrainer Julian Nagelsmann den schwerstmöglichen Härtetest bei Vize-Weltmeister Frankreich beim 2:0-Erfolg mit Bravour. Wirtz traf in Lyon 83 Tage vor dem EM-Auftakt gegen Schottland bereits nach acht Sekunden und sorgte damit für das schnellste Länderspieltor der DFB-Geschichte. Kai Havertz (49.) erhöhte nach Wiederanpfiff.

Wirtz sorgte vor 56.000 Fans im Groupama Stadium für einen Knalleffekt: Nach dem Anstoß bediente Rückkehrer Kroos den Leverkusener in einer einstudierten Angriffs-Variante und der 20-Jährige hämmerte den Ball aus der Distanz unter die Latte. Den Weltrekord verpasste Wirtz nur knapp: Wenige Stunden zuvor hatte Christoph Baumgartner bei Österreichs 2:0 in der Slowakei einen Hauch schneller getroffen.

Die frühe Führung beflügelte die Gäste, mit viel Selbstvertrauen hatte die DFB-Auswahl in der Anfangsphase die Spielkontrolle. Jamal Musiala vergab nach schöner Vorarbeit von Wirtz die nächste Möglichkeit (5.). Die Gastgeber erhöhten im 150. Spiel unter Trainer Didier Deschamps nach 20 Minuten Tempo und Schlagzahl. Superstar Kylian Mbappe verzog (22.), Adrien Rabiot setzte einen Kopfball über das Tor (24.). Dann enteilte Mbappe Rechtsverteidiger Joshua Kimmich, Torhüter Marc-Andre ter Stegen reagierte stark (25.). Die Nummer eins des FC Barcelona ersetzte den verletzt abgereisten Manuel Neuer, der aber von Nagelsmann bereits die Stammplatz-Zusage für die EM hat.

Deutschland stark verbessert

Insgesamt war das deutsche Spiel mit Dirigent Kroos verbessert, neben ihm stopfte Robert Andrich die Löcher. Die Strukturen beim dreimaligen Europameister waren erkennbar, die Spieler nahmen die klare Rollenverteilung ihres Trainers an. Nagelsmann diskutierte derweil angeregt mit seinem Co-Trainer Sandro Wagner und machte sich fleißig Notizen.

Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit war die DFB-Auswahl hellwach. Bis zum ersten Abschluss von Havertz dauerte es nur 63 Sekunden. Der Arsenal-Profi hatte im Sturm den Vorzug gegenüber dem einzig im Kader verbliebenen Dortmunder Niclas Füllkrug erhalten – und zahlte das in ihn gesetzte Vertrauen zurück. Nach einem Traumpass von Wirtz und der Vorarbeit von Musiala blieb er vor dem französischen Tor eiskalt.

Das DFB-Team war bemüht, schnell ins Gegenpressing zu kommen, was nicht immer klappte. Doch die Ballsicherheit beeindruckte dank Kroos, der Auftritt war bemerkenswert souverän. Mittelstädt (79.), Thomas Müller und Neuling Deniz Undav (beide 81.) hätten fast nachgelegt. In der Schlussphase wurden die Franzosen mehrfach gefährlich, Rüdiger verhinderte sensationell ein Eigentor von Mittelstädt kurz vor der Linie.

Brasilien gewinnt im Wembley

In einem weiteren Schlager kassierte England ohne den am Knöchel verletzten Bayern-Star Harry Kane gegen Brasilien eine 0:1-Niederlage. Den einzigen Treffer im Wembley Stadium erzielte mit Endrick ein 17-jähriger Wechselspieler in der 80. Minute. Der Stürmer jubelte über seinen Premierentreffer im Dress der "Selecao", er wird nach dieser Saison von Palmeiras zum spanischen David-Alaba-Club Real Madrid wechseln. Für Brasiliens Neo-Teamchef Dorival Junior war es ein erfolgreicher Einstand und das trotz einiger verletzungsbedingter Ausfälle, wie jenem von Neymar, und fünf Debütanten in der Startelf. Bei den Engländern musste Kyle Walker nach weniger als 20 Minuten angeschlagen ausgewechselt werden.

Kein Erfolgserlebnis gab es auch für Belgien beim 0:0 in Irland. Ohne den verletzten Topstar Kevin de Bruyne hatten die "Roten Teufel" sogar noch Glück, als Tormann Matz Sels in der ersten Hälfte einen Elfmeter des Iren Evan Ferguson parieren konnte. Dadurch konnten die Belgier die ungeschlagene Länderspielserie auf mittlerweile elf Partien - darunter waren auch zwei Spiele in der EM-Quali gegen Österreich (3:2,1:1) - ausbauen.

Keine Tore fielen auch beim Duell von Dänemark mit der Schweiz. Im Parken-Stadion von Kopenhagen mussten die "Eidgenossen" früh den Ausfall von Stammgoalie Yann Sommer verkraften, der nach einem Zusammenprall mit Ex-Sturm-Graz-Stürmer Rasmus Höjlund in der ersten Hälfte nicht weiterspielen konnte. Ein 0:0 gab es zudem auch für Kroatien in Kairo gegen Tunesien. (sid, red, APA, 23.3.2024)