Er war einer der universellsten Vertreter der Moderne, kam aus der Praxis des Musizierens und wurde schließlich einer der wesentlichen Komponisten der undogmatischen Moderne. Der ungarische Komponist Péter Eötvös, 1944 in Odorheiu Secuiesc im heutigen Rumänien geboren (damals ungarischer Teil Transsylvaniens), studierte beim arrivierten ungarischen Komponisten Zoltan Kodaly.

Später ging er – nicht als Dissident, sondern offiziell – nach Deutschland, wurde Pianist im Ensemble des Komponisten Karl Heinz Stockhausen und später auch als Dirigent ein Faktor in der internationalen Moderneszene: Pierre Boulez holte Péter Eötvös als langjährigen Leiter des Ensemble Intercontemporain, eines maßgeblichen Klangkörpers für zeitgenössische Musik.

Ein wesentlicher Erfolgschritt, mit dem er sich als Komponist eta­blierte, war die Komposition der Oper Drei Schwestern. Sie zeigte einen subtilen Könner abseits plakativer Effekte. Delikat verschmolz Eötvös Countertenorstimmen mit einer orchestralen Welt der reduzierten Pointen. Auf harmonisch anspruchsvoller Grundlage erwuchs bei diesem Werk nach Anton Tschechow aber auch das Kon­trastvolle. Aparte Glissandi prallten auf deftige Eruptionen von Blech und Schlagwerk, im Sinne starker Dramaturgie.

Offenheit in Vorlagen und Stilen

Die Offenheit des Komponisten zeigte sich auch in der Wahl der Vorlagen und Stile. Bei seinem Musiktheater Le Balcon nach Jean Genet tauchte er in die Sphäre der Unterhaltung ein, in die Welt des französischen Chansons, das er schließlich individuell verarbeitete.

Individualität ist auch das Schlüsselwort bei Eötvös. Er hatte die Fähigkeit, die Errungenschaften der Moderne zu einer persönlichen Sprache zu formen. In Angels in America generierte er einen Klang, der auch Assoziationen an Broadway ermöglichte. Auch hier, wo alle Sänger und Sängerinnen opernunüblich mikrofonverstärkt agierten, überzeugte subtile farbliche Differenzierung abseits des Plakativen, betörten raffinierte Überlagerungen von Strukturen.

Universalist Péter Eötvös starb am Sonntag in der Früh im Alter von 80 Jahren in Budapest. (Ljubiša Tošić, 24.3.2024)