Beim Fußball wird man nicht oft Zeuge eines Weltrekordes. Persönlich kann ich mich in über sechs Lebensjahrzehnten bewusst an keinen einzigen erinnern. Beim Spiel gegen die Slowakei passierte aber genau das. Während vereinzelte Mitglieder unserer Fernsehrunde noch Erleichterung von der individuellen Matchvorbereitung in den Sanitärräumen suchten, stürmte Christoph Baumgartner vom Anstoß weg Richtung gegnerisches Tor, zog von 20 Metern ab und erzielte in der siebenten Sekunde das 1:0 für Österreich. Schneller hat es auf Länderspielebene noch niemand geschafft. Weltrekord! Frech und schlitzohrig! Unsere Fernsehrunde war aus dem Häuschen.

Jene aber, die im Häuschen waren und als verhinderte Zeitzeugen wieder in die Runde zurückkehrten, glaubten an eine fingierte Information unsererseits, auch das eingeblendete Ergebnis auf dem Fernsehschirm konnte ihre Skepsis nicht erschüttern, blitzartig war auch der ORF Teil ihrer Verschwörungstheorie. Uns Gewährsmännern und -frauen war das egal, wir wussten, was wir gesehen hatten.

Unaufdringlich, klug und kompetent

An dieser Stelle folgt nun ein unerwartetes Lob für den ORF. Es war eine ausgesprochen gute Idee der Sendungsverantwortlichen die Co-Kommentatorinnenposition mit der ehemaligen Teamkapitänin Viktoria Schnaderbeck zu besetzen. Allerdings brachte das unsere Fernsehrunde um das Vergnügen sich, wie sonst immer, über die ORF-Kommentatoren lustig zu machen. Schnaderbeck kommentierte unaufdringlich, klug und äußerst kompetent, und indem sie die Dinge direkt ansprach, unterschied sie sich wohltuend von der üblicherweise agierenden ORF-Schönrednerbande.

Viktoria Schnaderbeck – ehemalige Teamkapitänin – bestach als Co-Kommentatorin durch Klugheit und Kompetenz.
Viktoria Schnaderbeck – ehemalige Teamkapitänin – bestach als Co-Kommentatorin durch Klugheit und Kompetenz.
Foto: Judith Strieder

Denn in der ersten Halbzeit gab es auch nichts schönzureden. Abgesehen vom Weltrekordtor war das eine äußerst dürftige Leistung unseres Teams. Ideenlos, schlampig und uninspiriert könnte man sagen. Der Slowakei genügte eine durchschnittliche Leistung uns spielerisch den Faden abzuschneiden und so ging unser Team nur mit etwas Glück mit der knappen Führung in die Halbzeitpause.

Gelungener Start ins EM-Jahr

Der Teamchef stellte in der Halbzeit auf drei Positionen um, erinnerte das Team offenbar an seine Möglichkeiten und siehe da, plötzlich begann das österreichische Nationalteam wieder Fußball zu spielen. Gregoritsch und Baumgartner vergaben noch Großchancen, ehe Weimann einen schönen Konter über Sabitzer und Romano Schmid spektakulär zu 2:0-Endstand abschloss. Drei Auswechslungen in der Pause brachten den Umschwung und zwei Joker bereiteten das entscheidende 2:0 vor. Der Kader unseres Teams wird breiter und ausgeglichener. Eine durchaus erfreuliche Entwicklung und eine gute Voraussetzung, wenn man eine Turniermannschaft für die Euro werden will.

Aufgrund der zweiten Halbzeit kann man tatsächlich von einem gelungenen Start ins EM-Jahr sprechen, gegen die Türken am Dienstag, darf es aber dann doch ein bisserl mehr sein. Man erzielt nicht jedes Mal ein Weltrekordtor, das dann vielleicht andere Mankos etwas überstrahlt. Ein sehr gelungenes Debüt feierte aus unserer Sicht Leopold Querfeld, obwohl er bereits ab der achten Minute mit einer Gelben Karte vorbelastet war, als Innenverteidiger und wir begrüßen Stefan Lainer nach seiner schweren Erkrankung wieder zurück im Team. (Gerald Simon, 25.3.2024)