Der Superb als Trio am westlichsten Punkt Festlandeuropas, am Cabo da Roca. Nächste Station: Amerika.
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Fünf Meter fünfzig lang, einen Meter siebzig breit und ebenso hoch, 2,5-Liter-Sechszylinder, Hinterradantrieb, Leergewicht 1.800 Kilogramm, Luxuslimousine, erlesen geschmackvoll im Erscheinungsbild. Beim Superb ist Nomen einfach gleich Omen – wenngleich der hier Angeführte der erste Namensträger war, jener aus dem Jahr des Herrn 1934.

So elegant waren Autos einst: Škoda Superb 3000 OHV von 1939.
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Zukunft braucht Herkunft, um wieder einmal den g'scheiten deutschen Philosophen Odo Marquard zu zitieren. Von Herkunft hat gerade Škoda reichlich, möge für die Zukunft Ähnliches gelten, und jedenfalls: 90 Jahre später debütiert der jüngste Superb, die vierte Generation unter VW-Konzern-Ägide und seit 2001 über 1,6 Millionen Mal verkauft: vier Meter neunzig lang, eins fünfundachtzig breit, eins achtundvierzig hoch, Frontantrieb und Allrad, Leergewicht 1.575 bis 1.987 Kilogramm, gehobene Mittelklasse und stilsicher im Jetzt und Heute.

Den Superb gibt es nach wie vor als Kombi und Limousine. Nur die rustikale Hochbeinversion Scout entfällt, die ist an der neuen Produktionsadresse in Pressburg nicht darstellbar.
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Wir berichten direkt von der Degustation in Portugal, von der Fahrvorstellung, das Foto oben entstand vor der anderen Golden Gate Bridge, jener in Lissabon, und es drehte sich um den Kombi, den Škoda Combi schreibt, die Limousine folgt bald danach.

Der Combi ist ein Kombi, wie er sein soll: geräumig und durchdacht.
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Um gleich zur Kernkompetenz zu kommen: Was der schluckt! Die nackten Daten – 690 bis 1920 Liter, 30 mehr als zuletzt, beim Plug-in-Hybrid 510 bis 1.770 (keine Frage, ein Einschnitt im Hauptanschaffungsargument) – sagen wenig verglichen mit der Wirkung, die diese Raumhöhle macht, wenn man vor ihr steht. Wie immer ist das Ganze garniert mit pfiffigen Ideen (deren ganze 28 an Bord zu finden sind), welche dort geparkte Utensilien hindern, den freien Fliehkräften auf dem Markt der Längs- und Querbeschleunigungen nachzugeben.

Gleich fühlt man sich zur anerkennenden Bemerkung gedrängt: Schön, mit welcher Selbstverständlichkeit Škoda den Kombi am Leben hält, jedenfalls im ganz großen Format und im kompakteren (Octavia). Schade nur, dass der Fabia Combi, dessen Neuauflage fix und fertig war, den Groscherlzählern zum Opfer fiel – heiß begehrt, warf auch Gewinn ab, aber nicht genug.

Innen beim Bedienkonzept immerhin kein Touch-Overkill, und der mittlere der drei Dreh-drück-Regler mit integrierten digitalen Anzeigen lässt sich in vier Funktionen frei programmieren.
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Nicht nur dem Kombi, auch der Limousine bleibt Škoda treu, anders als VW – Passat und Superb wurden gemeinsam von Škoda und den Wolfsburgern entwickelt, sie werden in Bratislava gebaut –, wo der Passat nur mehr mit Rucksack erhältlich ist. Geschichte ist bei Škoda allerdings auch die rustikale Version Superb Scout, und damit rasch zum Antriebskapitel.

Breite Antriebspalette

Zur Auswahl stehen drei Ottos mit 110 kW (150 PS, 48-Volt-Mildhybrid), 150 und 195 kW (204 und 265 PS), zwei Diesel (110 und 142 kW / 150 und 193 PS) sowie ein Plug-in-Hybrid mit 150 kW (204 PS) Systemleistung, Frontantrieb und 25,7 kWh Bruttokapazität, gut für über 100 km E-Reichweite und jetzt auch gleichstromladbar mit 50 kW in 25 Minuten.

Und weil's so schön ist, noch einmal ein flüchtiger Blick über die Front des 1939er-Jahrgangs.
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Die Innenraumanmutung, eingangs schon angerissen, kratzt an der Oberklasse, hinten sitzt man wie weiland die Fürsten, vorn der wie heute üblich klobige zentrale Berührungsbildschirm, aber immerhin lässt Škoda seine Klientel nicht eiskalt den Touchtod sterben, Tasten und Dreh-drück-Regler erleichtern das Leben, besonders der zentrale der mittigen drei, den man mit vier Funktionen aus sechs zur Auswahl stehenden frei programmieren kann, und damit endgültig zu den Fahreindrücken.

Selbes adaptives Fahrwerk wie im Passat, mit Zweiventildämpfern, ein Ventil reagiert auf Zug, eines auf Druck, wunderbar harmonisches Ein- und Ausfedern, dazu blitzsaubere Lenkung. In Sachen Komfort, Geschmeidigkeit und auch in flott gefahrenen Kurven hat der Superb ein ganz neues Niveau erreicht, mit entsprechender Spreizung zwischen Normal- und knackig-sportlichem Sportmodus.

Drei Motorisierungen sahen wir uns an: den 1,5-Liter-Mildhybrid-Benziner und die zwei Diesel, den schwächeren mit Frontantrieb, den stärkeren mit Allrad. Benziner: passt gut, aber nicht übermotorisiert. Die Diesel: passen besser, weil andere Leistungsentfaltung und sparsamer. Über 1.000 km Reichweite! Zu Hochform läuft der Superb auch beim Parken auf, dank ausgefuchster elektronischer Hilfen. Und wenn das nichts nutzt, weil fast fünf Meter Auto? Škoda arbeitet noch am Pan-Tau-Assistenzsystem. Mit Zeige- und Mittelfinger über die dann mitgelieferte Melone streichen, schon schrumpft der Wagen auf Spielzeugautogröße.

Fazit Superb: ein Charakterfest – das ist ein charakterfester Typ, der wie sein Hochbaubruder Kodiaq eindrucksvoll demonstriert, was Škoda inzwischen kann. Ein Auto wie aus einem Guss. (Andreas Stockinger, 25.3.2024)