Er hat gepöbelt, gejammert und gezetert. Einen "Betrüger" hat er den Richter genannt und der Staatsanwältin vorgeworfen, sie wolle ihm seine "Babys" wegnehmen – womit nicht etwa seine leiblichen Kinder, sondern ein paar Hochhäuser und Golfclubs gemeint waren. Und am Ende hat Donald Trump, wieder einmal, gewonnen.

Gleich mehrfach hat sich sein Theater über die saftige Millionenstrafe im Zivilprozess wegen seiner Vermögensmanipulationen ausgezahlt. Es hat nicht nur seine treuen Anhänger mobilisiert und ihm den Anlass für eine gewaltige Spendensammelaktion geliefert: Trump konnte in buchstäblich letzter Minute tatsächlich die geforderte Kaution um fast zwei Drittel auf 175 Millionen Dollar (162 Millionen Euro) reduzieren und eine weitere Galgenfrist für deren Bereitstellung erwirken.

Donald Trump hat gut lachen.
Donald Trump hat gut lachen.
GETTY IMAGES NORTH AMERICA/WIN M

Die Szenarien einer Pfändung aller Trump-Konten oder gar einer Zwangsversteigerung des Trump Towers sind damit fürs Erste vom Tisch. Der Ex-Präsident hat sich in der vergangenen Woche selbst damit gebrüstet, rund 500 Millionen Dollar in flüssigen Mitteln zu besitzen. Selbst wenn das – wie üblich bei ihm – übertrieben war, dürfte es ihm nun wesentlich leichter fallen, Finanzinstitute zu finden, die eine Bürgschaft für den reduzierten Betrag übernehmen.

Nicht aus dem Schneider

Ganz aus dem Schneider ist der Mann, der nach Erkenntnissen des Gerichts jahrelang mit erlogenen Vermögensangaben günstige Konditionen bei Banken und Versicherungen ergaunert hat, freilich noch nicht. Das Berufungsgericht hat nämlich nur die Höhe der Kaution, nicht das eigentliche Strafmaß reduziert. Sollte Trump mit seinem Widerspruch vor dem Kadi scheitern und das erste Urteil in Kraft treten, muss er die ursprünglichen 464 Millionen Dollar abdrücken. Bis dahin freilich könnte sich nach dem Börsengang seiner Propagandaplattform "Truth Social" eine neue Geldquelle aufgetan haben: Rund drei Milliarden Dollar ist sein Anteil wert. Nun muss er nur noch seine Geschäftspartner dazu bringen, ihn von der sechsmonatigen Haltepflicht zu entbinden.

Einmal mehr also behält Mark Twain auf bittere Weise recht: Die Neuigkeiten von Trumps finanziellem Aus waren stark übertrieben. Der Milliardär reibt sich die Hände. Gleichzeitig schafft er es mit unzähligen Winkelzügen, den Beginn der viel schwerwiegenderen Strafprozesse immer weiter zu verzögern. Dass nun ausgerechnet das wohl unwichtigste und wackligste Verfahren wegen der Schweigegeldzahlung an den Pornostar Stormy Daniels als erstes am 15. April beginnt und mutmaßlich als einziges vor der Wahl abgeschlossen werden kann, verstärkt den fatalen Eindruck vieler Amerikaner: Diesem skrupellosen Verbrecher ist ihr Justizsystem einfach nicht gewachsen. (Karl Doemens, 25.3.2024)