Christoph Hochhäusler (Jg. 1972) dreht seit Anfang der 2000er-Jahre Spielfilme und gilt als ein Vertreter der Berliner Schule.
Christoph Hochhäusler dreht seit Anfang der 2000er-Jahre Spielfilme und gilt als ein Vertreter der Berliner Schule.
Caroline Lessire

Der Regisseur Christoph Hochhäusler antwortet ausführlich auf die via E-Mail zugeschickten Fragen. Gekürzt werden musste der Verweis auf Austro-Hollywoodveteranen wie Fritz Lang und Erich von Stroheim, den sich der Berliner am Ende nicht nehmen ließ.

STANDARD: Berliner Schule – ist das Label okay oder passé?

Hochhäusler: Beides vielleicht. Das kam ja von außen, Kritikerinnen und Kritiker hatten versucht, eine Summe aus bestimmten Filmen zu ziehen, Ende der 1990er. Für mich macht der Begriff Sinn nicht unbedingt als stilistischer Gleichklang – dafür war das Feld schon immer zu weit – denn als ein Geflecht von Arbeits­zusammenhängen und -freundschaften. Das verlockendste Versprechen des Kinos war für mich immer, gemeinsam unterwegs zu sein. Das Verhältnis der verschiedenen "Mitglieder" unter­einander ist natürlich nicht immer wildromantisch, aber doch ­belastbar und geht über die "Nachbarschaft ohne Jägerzaun" (von der Christian Petzold einmal gesprochen hat) noch hinaus.

STANDARD: Muss sich das deutschsprachige Kino mehr trauen?

Hochhäusler: Ja. Aus vielen Gründen – historischen, strukturellen – ist Dreistigkeit rar. Aber mindestens so sehr fehlen auch Eleganz, Menschenkenntnis, Liebe. Ich vermisse viele Spielarten, die es schon gab. Das deutschsprachige Kino ist vergesslich, immer in der Krise – und bringt dann doch immer wieder Ausreißer hervor. Wobei von Berlin aus gesehen Wien vieles besser macht ...

STANDARD: Drei österreichische Filme, die Sie begeistern:

Hochhäusler: Ich nenne mal drei Filme, die formativ waren für mich: Knittelfeld – Stadt ohne Geschichte (1997) von Gerhard Friedl, mit dem ich studiert habe. Ein filmischer Meteoriteneinschlag. ­Inter-View von Jessica Hausner (1999): Der hat in der Netzhaut auch einen Krater hinterlassen. Unbedingt zu nennen wäre auch Die Klavierspielerin von Michael Haneke (2001), an dessen formaler Meisterschaft ich mich lange abgearbeitet habe. (Valerie Dirk, 5.4.2024)