"Kurz und bündig", schrieb Lisl Ponger auf die Nachfrage, ob sie bei den Antworten auf die drei Fragen nicht noch etwas elaborieren möchte. Dahinter ein Smiley.

Prägnanz ist ein unterschätztes Talent. Jemand wie Ponger, die seit Ende der 1970er-Jahre Kurzfilme im Bereich innovatives und experimentelles Kino dreht und dazu Gründungsmitglied des Verleihs Sixpackfilm ist, der sich auf knappe Avantgardeformen fokussiert, muss das wissen. Die kurze Form schenkt Freiheit, von bestimmten ökonomischen Zwängen etwa, aber auch im ästhetischen Sinn. Die 1947 in Nürnberg geborene Ponger hat sich ebendiese Form zu eigen gemacht. Ihr neugieriges Kameraauge fällt auf Bewegungen, die man unter dem Schlagwort "postkoloniale Kritik" subsumieren könnte.

Der Blick auf das, was wir als fremd verstehen, ist Gegenstand vieler ihrer Filme – Passagen von 1996 ist nur der bekannteste. In einer Werkschau auf der diesjährigen Diagonale kann man sich hineinbewegen in das Ponger'sche Universum sowie in eine spielerische Carte blanche, in der die Avantgarde­filmerin Arbeiten zeigt, die sie selbst schätzt.

STANDARD: Filmanthropologin, Avantgardekünstlerin oder Tricks­terin – welche Zuschreibung passt zu Ihnen?

Ponger: Das liegt im Auge der Betrachterin, des Betrachters.

STANDARD: Vier Jahrzehnte forschende Filmarbeit: Wo finden Sie heute das Unbekannte?

Ponger: In Büchern, Reisen und mit etwas Glück auf Floh­märkten.

STANDARD: Welche drei Filme oder Themen sind Ihnen in der Carte blanche besonders wichtig?

Ponger: Das Carte-blanche-Programm entfaltet sich assoziativ durch die Abfolge der ausgewählten Filme: spielerisches Nach­denken über Film, koloniale Kritik, Stress im Großraumbüro, und am Ende stirbt Mickey Mouse. (Fragen: Valerie Dirk, 5.4.2024)