Während der Corona-Pandemie durchlebten Onlinebroker die beste aller Welten. Viele Menschen nutzten den Digitalisierungsschub während der Lockdowns und die fehlenden Konsummöglichkeiten für ihre ersten Schritte an die Finanzmärkte. Viele neue Depots wurden dafür eröffnet. "Es war eine Zeit, die viele junge Anleger und Anlegerinnen in Richtung digitaler Wertanlagen gebracht hat", sagte Ernst Huber, Chef des Onlinebrokers Dadat, am Donnerstag. Doch inzwischen hat der Effekt nicht nur stark nachgelassen, sondern sich zeitweise ins Gegenteil umgekehrt.

Ein Bild vom Handelsraum der Frankfurter Börse.
Derzeit eilt die deutsche Börse gemessen am Leitindex Dax von Rekord zu Rekord. Sie bekommt auch die meisten Orders der Dadat-Kunden ab.
APA/dpa/Boris Roessler

Denn das Vorjahr war Huber zufolge kein gutes, die Umsätze an den Börsen durch private Investierende hätten wieder nachgelassen. Erst seit dem Schlussquartal habe der Geschäftsgang wieder angezogen. Viele Neobanken und Neobroker müssten weiter viel in Technik investieren, die Finanzierung dessen sei aber nicht zuletzt wegen der hohen Zinsen viel schwerer geworden. Es sei an der Zeit, dass manche ihre Geschäftsmodelle überdenken, denn: "Eine Marktbereinigung wird stattfinden – vor allem in Deutschland, weniger in Österreich", sagt Huber.

Sein Haus hat hingegen noch viel vor, 2023 soll das "Jahr der Weiterentwicklung" werden. "Wir müssen die Österreicherinnen und Österreicher viel stärker zum Investieren bringen", sagt der Dadat-Chef. "Das ist auch wichtig, was die Altersvorsorge betrifft." Nach der neuen Website soll der Kundschaft ab Ende des zweiten, Anfang des dritten Quartals "ein komplett neues Smartphone-Brokerage" zur Verfügung stehen. Heuer im ersten Quartal wird die 2017 gegründete Dadad, Teil der Grawe-Gruppe, Huber zufolge die Marke von 50.000 Kundinnen und Kunden übersprungen haben.

Wachstum bis 2028

Insgesamt verwenden in Österreich 77 Prozent der Bevölkerung Onlinebanking, im EU-Schnitt sind es nur 64 Prozent. Wobei der Gesamtmarkt weiter stark wachsen soll, nämlich von derzeit einer Viertelmillion auf 350.000 Kunden und Kundinnen im Jahr 2028. "Wir gehen davon aus, dass noch ein Potenzial von 40 bis 50 Prozent vorhanden ist", sagt Huber.

In seinem Haus gehen die meisten Orders mit 52 Prozent Anteil an deutsche Börsen, Wien kommt auf einen Anteil von 24 Prozent. 21 Prozent der Wertpapieraufträge gehen an US-Börsen, während sich auf den Rest der Welt nur drei Prozent verteilen. Huber gibt dabei zu bedenken, dass in Deutschland und an der Wiener Börse auch viele ausländische Unternehmen gelistet seien und viele Investierende diese wegen geringerer Kosten dort handeln würden. (Alexander Hahn, 28.3.2024)