Ein Signa-Türschild
Die Signa Prime braucht dringend frisches Geld – nun kommt es doch noch.
Foro: Christian Fischer

Schön langsam wäre es eng geworden. Monatelang haben die Verantwortlichen der insolventen Signa Prime, der wichtigsten Immobilientochter der von René Benko gegründeten Immobiliengruppe, nach frischem Geld gesucht – allein, sie wurden nicht fündig. Ihrer Schwestergesellschaft Signa Development hat Signa-Investor Hans Peter Haselsteiner einen 25 Millionen Euro schweren Massekredit eingeräumt, aber bei der Prime tat sich: nichts. Zuletzt war auch noch der Verkauf eines der besten Immobilienportfolios am Nein des Gläubigerausschusses gescheitert: Die deutsche Industriellenfamilie Schoeller blitzte mit ihrem Angebot für die Prime Assets GmbH ab, in der ein Teil des Goldenen Quartiers, das Gebäude, in dem Verfassungsgerichtshof und Bank Austria Kunstforum daheim sind, das Hotel Park Hyatt in Wien und das Innsbrucker Kaufhaus Tyrol stecken. Perdu war er, der erhoffte Geldsegen aus dem Verkaufserlös.

Am Freitag war es dann aber doch so weit. Der britische Vermögensverwalter Attestor räumt der Signa Prime einen Massekredit von hundert Millionen Euro ein, wie Sanierungsverwalter Norbert Abel bekanntgab. Anfang der Woche hatte schon Signa-Vorstandsmitglied Erhard Grossnigg in einem STANDARD-Interview Verhandlungen über eine Geldspritze von 100 Millionen Euro bestätigt und einen Abschluss des Deals zu Ende der Karwoche in Aussicht gestellt.

Republik lehnt den Deal ab

Details zum Massekredit wurden nicht bekanntgegeben. Laut STANDARD-Recherchen hat der Prime-Aufsichtsrat der Kreditaufnahme am Donnerstag zugestimmt, am Freitag wurde der Gläubigerausschuss mit der Sache befasst, sie haben ein Äußerungsrecht. Bis auf Wolfgang Peschorn, der als Chef der Finanzprokuratur die Interessen von Gläubigerin Republik Österreich vertritt, sollen die Gläubiger dem Deal positiv gegenüberstehen. Am Freitag wurden die Verträge unterschrieben, nächste Woche soll das Geld fließen. Unterschiedliche Kredittranchen haben unterschiedlich lange Laufzeiten und sind unterschiedlich verzinst, mit 15 bis 20 Prozent, heißt es. Bestätigungen dafür sind nicht zu erhalten.

Stichwort Laufzeiten: Der 2012 vom deutschen Investor Jan-Christoph Peters gegründete britische Geldgeber Attestor, der rund sieben Milliarden Euro vor allem von US-Universitätsstiftungen und Family Offices verwaltet, ist auf Langzeitfinanzierungen spezialisiert. Er legt auch "Evergreen Funds" auf, die nicht auf eine bestimmte Laufzeit ausgerichtet sind. Österreich ist für den Geldgeber übrigens kein Neuland: Er war an der Kommunalkredit beteiligt, als zweitgrößter Aktionär. Der Kommunalfinanzierer wurde in der Finanzkrise vom Staat gerettet, Attestor stieg 2016 ein. Im Vorjahr wurde die sanierte Bank verkauft. In Deutschland war das bekannteste Engagement ein luftiges: 2021 hat Attestor die Ferienflieger-Gesellschaft Condor gekauft. Und auch die Signa war dem Investor nicht neu: Im Herbst, also noch vor der Insolvenz, verhandelte Assestor laut "Handelsblatt" über eine Geldspritze, damals ging es um 600 Millionen Euro, und daraus ist dann nichts geworden.

Geld fürs Überleben im Sterben

Und wofür braucht die Prime das Geld? Fürs Überleben im Sterben, könnte man sagen. Denn als Nächstes wird ihr gesamtes Vermögen an den Treuhänder (Abel) übertragen, der es dann zu Geld macht. Damit das geschehen kann, muss gemäß Insolvenzordnung zunächst einmal der Sanierungsverwalter (Abel) bezahlt werden, da geht es um rund 25 Millionen Euro. Geld, das die Prime ohne die Geldspritze nicht hätte. Vor allem aber müssen mit dem Geld die deutschen Immobilientöchter stabilisiert werden, die zum Großteil in vorläufigen Insolvenzverfahren stecken. Nur so kann man Notverkäufe, sogenannte Firesales, abwenden, in denen geringe Erlöse erzielt werden.

Neben Attestor hatte man noch mit anderen potenziellen Kreditgebern verhandelt. Zu denen zählten ein britisch-amerikanischer Fonds ebenso wie, bis vor rund zwei Wochen, Signa-Investor Kühne und die Raiffeisen Bank International. (Renate Graber, 29.3.2024)