2014 waren Ai Weiweis Bubbles im Park von Schloss Blenheim zu sehen, ab Juni im Kaiserpark in Bad Ischl.
2014 waren Ai Weiweis Bubbles im Park von Schloss Blenheim zu sehen, ab Juni im Kaiserpark in Bad Ischl.
Ai Weiwei and Blenheim Art Foundation

Am Volumen weltweiter Kunsttransporte bemessen, gehört 2024 zu einem für Logistiker und Spediteure eher intensiven Jahr. Sieht man von der üblichen Beförderung von Museumsleihgaben für Ausstellungen oder Handelsware von Auktionshäusern und für den Kunstmessezirkus ab, auch aufgrund von Biennalen: etwa der bereits angelaufenen Diriyah Biennale in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad (bis 24. 5.) und der Biennale in Venedig (ab 20. 4.), wo zeitgleich zahlreiche Schauen stattfinden werden. Insofern kommen Behinderungen bei Kunsttransporten eher ungelegen.

Im Ausmaß noch nicht absehbar sind solche infolge des neulich erfolgten Brückeneinsturzes in Baltimore. Am Handelsvolumen orientiert, gilt dieser Hafen in Maryland als neuntgrößter der USA. Einem Bericht der BBC zufolge könnten sich Lieferungen für Monate verzögern, da der Hafen fürs Erste nicht passierbar sei.

Die Gefahr Huthi-Rebellen

Geht es um Kunst, dann sind Unternehmen im Nahen Osten und Kunden, die Werke zwischen Asien und Europa versenden, schon seit November von Verzögerungen betroffen. Der Grund: der Konflikt im Roten Meer, konkret die Angriffe der Huthi-Rebellen an der Hauptroute für Frachtschiffe, die von Asien und dem Nahen Osten nach Europa fahren. Schätzungsweise 15 Prozent des weltweiten Frachtaufkommens werden sonst über diese Strecke befördert.

Auch Ai Weiwei betroffen

Aktuell davon betroffen ist etwa einer der Transporte für die Ausstellung von Ai Weiweis Installation Bubble, die im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt ab 12. Juni in Bad Ischl zu sehen sein wird, wie Alfred Weidinger, Geschäftsführer der OÖ Landes-Kultur GmbH, erklärt. "Ursprünglich wollte die Reederei das Schiff durch den Suezkanal bewegen", derzeit gebe es aber keine Versicherung, die Kunstwerke auf dieser Strecke versichere, die Reederei habe den Kurs geändert und fährt stattdessen "also nun um Südafrika", so Weidinger.

An Bord der Fracht aus China befinden sich etwa 72 Bubbles aus Porzellan, die 2015 in einer großangelegten Ai-Weiwei-Präsentation der Blenheim Foundation vor dem Schloss in der Grafschaft Oxfordshire zu sehen waren. "Wir haben ausreichend zeitlichen Vorlauf, um die Kunstwerke zeitgerecht zum Aufbau nach Bad Ischl zu bekommen", ist Weidinger überzeugt. Sodann werden die Bubbles im Park der Kaiservilla verteilt.

Im Roten Meer

Zu erheblichen Verzögerungen kam es jedenfalls im Umfeld der Diriyah Biennale bei jener Fracht, die bereits auf der Route unterwegs war. Geplante Transporte mussten teils kurzfristig von See- auf teurere Luftfracht umgestellt werden. Etwa auch beim deutschen Kunstspediteur Hasenkamp, dem Vertragspartner der Biennale, der am Arabischen Golf den Großteil solcher Transporte abwickelt.

"Die aktuellen Probleme im Roten Meer haben erhebliche Auswirkungen auf unsere Kunstlogistik in der Region", bestätigt Thomas Schneider, Geschäftsführer von Hasenkamp. Deshalb setze man derzeit verstärkt auf Luftfracht, auch, "um unsere hohen Standards für die sichere und pünktliche Lieferung von Kunstwerken zu gewährleisten", betont Schneider. An den Standorten in Hamburg oder Dubai sei der Anteil an Seefracht naturgemäß höher, insgesamt liege das Volumen jährlich aber nur bei knapp fünf Prozent.

Seetransporte nicht beliebt

Bei Kunstversicherern sind Seetransporte allerdings nicht sonderlich "beliebt". Vor allem aus konservatorischen Gründen und auch aufgrund gewisser Risiken, wie Nikolaus Barta, Geschäftsführer der Barta Managing Art Insurance, zu bedenken gibt. Stichwort Große Haverei: Gerät ein Containerschiff etwa durch hohen Wellengang in eine Gefahrensituation, dann ist der Kapitän berechtigt, Teile der Ladung über Bord zu schmeißen, einerlei ob Kunst oder Haushaltsgeräte.

Eher selten wird Seefracht auch von Museumspartner, einem Tiroler Unternehmen für schlüsselfertige Wanderausstellungen, Kunsttransporte und Museumstechnik, genutzt. Wenn, dann "hauptsächlich für die in Brixen oder Bayern gefertigte Ausstellungsarchitektur für Ausstellungen in den USA und Kanada", eine Route, auf der bisher noch keine Einschränkungen zu bemerken waren, informiert Geschäftsführerin Kathrin Sandrini.

Bei Kunsttrans wird ebenso auf Luftfracht gesetzt, zu 90 Prozent, wie Birgit Vikas, Geschäftsführerin der Kunsttrans-Gruppe, betont. Über den Seeweg habe man heuer kaum noch transportiert: aufgrund laufend steigender Kosten und vor allem deshalb, da keine gesicherten Zustelldaten möglich sind. Hört man sich bei den Museen in Wien um, weiß keiner von Beförderungseinschränkungen im Hinblick auf geplante Ausstellungen oder im Leihverkehr zu berichten. Man lässt eben bevorzugt fliegen. (Olga Kronsteiner, 2.4.2024)