Sean Penns Film
Sean Penns Film "Superpower" hat am Samstag, den 13. April TV-Premiere auf The History Channel.
EPA/MIKOLAJ KURAS

Wien – Es war ein bewegendes Monument für einen kämpferischen Politiker, das 2023 auf der Berlinale beeindruckte: Sean Penns Dokumentarfilm "Superpower" über den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wurde damals in Berlin gefeiert. Hollywoodstar Penn und sein Co-Regisseur Aaron Kaufman haben ein Werk über die Ukraine in den ersten Kriegstagen geschaffen. Am Samstag (13. April) feiert der Film nun um 20.15 Uhr (TV)-Premiere im deutschsprachigen Raum auf The History Channel.

Der Film beginnt acht Tage vor Kriegsbeginn bei einer Besprechung in Los Angeles, springt zurück auf einen früheren Besuch des Teams in der Ukraine im November 2021, zu Bildern von der Revolution am Maidan, fügt Fernsehberichte ein und ein Vorgespräch, das Penn mit einem früheren US-Botschafter in der Ukraine geführt hat.

Tage mit wenig Schlaf

Dann schließlich folgen die Dreharbeiten in der Ukraine im Februar 2022. Die Nacht des russischen Überfalls erleben Penn und Kaufman im Hotel. Es werden Tage mit wenig Schlaf, die Geschichte entwickelt sich anders als geplant, nicht als eine Bestandsaufnahme der Ukraine in Zeiten der Bedrohung, sondern in Momenten des Krieges.

Am Tag des russischen Einmarsches ist ein Gesprächstermin mit Präsident Selenskyj angesetzt. Und was nicht für möglich zu halten ist, gelingt. Penn und sein Team kommen vereinbarungsgemäß zum Präsidentenpalast und werden von einem erstaunlich gefassten Selenskyj empfangen. "Er will uns tot sehen, er hasst uns", sagt der Staatsmann über Kreml-Chef Wladimir Putin.

Selenskyj "Mann der Liebe"

Penn ist nach dem Gespräch mit Selenskyj von diesem gefangen, bezeichnet ihn als "Mann der Liebe" und als korrekt. Erste Zweifel an der journalistischen Unbestechlichkeit beschleichen den Zuschauer.

Dann fährt das Team an die Westgrenze des Staates, nach Lemberg, führt dort weitere Interviews. Ein Who's who vom polnischen Ministerpräsidenten bis zum ukrainischen Verteidigungsminister stellt sich dem Gespräch mit dem Star. Eine amerikanische Dokumentation wird offenbar als hochwillkommenes Sprachrohr für die eigenen Botschaften erkannt.

Permanente Bildpräsenz

Im Juni 2022 kehrt Penn mit seinem Team nochmals zurück, diesmal will er an die Front. Mit der Zeit wird seine permanente Bildpräsenz in der Doku ärgerlich: Penn mit Sonnenbrille, Penn mit Helm, Penn mit Schutzweste im Unterstand. Bei jedem Gespräch ist der wohlwollend nickende Penn mit im Bild.

Hinzu kommt der Gehalt der Interviews, die wenig Neues erfahren lassen. Und die tragischen, grausamen Bilder kennt man aus den täglichen Nachrichten – allerdings nicht so mühsam für die Augen, wie es hier die beständig wackelnde Handkamera vermittelt. Hinzu wird videoclipartig schnell geschnitten, Inserts ein- und ausgeblendet. Auf Dauer suggeriert das nicht Aktualität und Präsenz, sondern ermüdet schlicht.

Für Penn war von Besuch zu Besuch klarer, dass es den Ukrainern weniger um den Krieg gehe, sondern darum, die eigene Kultur aufrechtzuerhalten: "Am Tag des Einmarsches war es, als ob uns das Herz gebrochen wäre." Es gehe weniger darum, was geschehe, wenn die Ukraine verliere, sondern darum, was passiere, wenn Russland gewinne. "Then we are all fucked", so Penn bei der Weltpremiere in Berlin. (APA, 3.4.2024)