Die CDU und geschlechtergerechte Sprache, das ist keine Liebesgeschichte. Die Ablehnung inklusiver Schreibweisen, die Frauen wie auch LGBTQ-Personen mitabbilden, anstelle des generischen Maskulinums geht in konservativen Sphären so weit, dass in Bayern seit kurzem ein sogenanntes "Genderverbot" gilt. Federführend dahinter steht die CDU-Schwesterpartei CSU. Beamte und Lehrer dürften seit Monatsanfang nicht mehr auf Binnen-I, Doppelpunkt oder andere Hilfsmittel zurückgreifen, um neutrale Formulierungen zu schreiben.

Einer Gruppe Unbekannter war das allerdings ein Dorn im Auge. Sie schafften es, Ende März die Suchvorschläge auf Google Maps für zahlreiche Büros und Geschäftsstellen der CDU zu manipulieren. Ganz im Sinne der Message waren diese auf einmal in – wenn auch nonsensikaler – geschlechtsneutralen Versionen in der Suche abgebildet. As "CDU" wurde etwa "CDU*in", aus dem "Bezirksverband" die "Bezirksverband:innen", wie "Heise" dokumentiert.

Zahlreiche CDU-Standorte waren in den Sucheregebnissen auf einmal gegendert, dokumentiert Heise.
Screenshot: Google Maps (via Heise)

Unbekannte Gruppe bekannte sich

Wann genau die Änderungen stattfanden, ist nicht bekannt. Erstmals aufgefallen war die Manipulation am 31. März. Auf die direkt auf der Karte sichtbaren Einträge hatten die Änderungen allerdings da noch keine Auswirkung gehabt. Mittlerweile dürften praktisch alle Ergebnisse wieder korrigiert worden sein. Zur Änderung der Suchvorschläge, so die wahrscheinlichste Theorie, dürften von vielen Usern in kurzen Abständen "Verbesserungsvorschläge" eingereicht worden sein. Google selbst weist darauf hin, dass es durch den Input von Nutzern auch zu "Ungenauigkeiten" und Fehlern kommen könne.

Das "Bekennerschreiben" auf Indymedia.
Screenshot: Indymedia

Die Verantwortung für den digitalen Vandalismus als Protestakt übernahm eine anonyme Gruppe. Sie bekannte sich auf der Plattform Indymedia dazu, "mit einer schweren staatsgefährdenden Straftat (...) sämtliche Eintragungen der CDU Geschäftsstellen gegendert" zu haben, "um auf die weiterhin existierenden patriarchalen Strukturen in diesem Land und die Politiker*innen, welche dieses System ausnutzen, hinzuweisen". Indymedia wurde vom deutschen Verfassungsschutz 2022 als "derzeit wichtigste[s] Informations- und Propagandamedium der linksextremistischen Szene im deutschsprachigen Raum" bewertet.

Die CDU-Bundespartei reagierte auf den Vorfall eher unentspannt. Man prüfe derzeit rechtliche Schritte, erklärte man am 1. April gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. (red, 3.4.2024)