"Monkey Man" erzählt vom blutigen Rachefeldzug eines Mannes (Dev Patel) gegen die korrupten Mächte, die seine Mutter ermordet haben.
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Wenn Schauspieler Regisseure werden, geht das oft nicht gut. Dev Patel wurde mit Slumdog Millionär weltberühmt und versucht seitdem dieser Rolle wieder zu entkommen. Manchmal gelungen, wie in dem Filmdrama Lion, das ihm 2017 eine Oscar-Nominierung einbrachte. Dann wieder weniger gelungen, wie in M. Night Shyamalans Die Legende von Aang, einer desaströsen Verfilmung der Nickeloedeon-Kinderserie Avatar – Der Herr der Elemente. Bei seinem Herzensprojekt Monkey Man spielt Patel nicht nur die Hauptrolle, sondern saß trotz Hand- und Beinbrüchen und Corona-bedingter Schwierigkeiten bei den Dreharbeiten auch im Regiestuhl.

Uga Uga Krah Krah

Die Geschichte vom wilden Affenmann ist dreckig, roh und nicht besonders einfallsreich: Es geht um Rache. Ein wortkarger Mann – im Abspann wird Patel "Kid" genannt – schlägt sich mit einer Gorilla-Maske auf dem Kopf Nacht für Nacht durch illegale Untergrund-Kämpfe in den indischen Slums. Durch Rückblenden erfährt man, dass Kid durch ein Massaker in seinem Heimatdorf und den Tod seiner Mutter stark traumatisiert ist. Und generell ist er ziemlich wütend auf die korrupte Herrschaftsklasse, die nicht nur für den Tod seiner Mutter verantwortlich ist, sondern mit ihrem falschen Propheten die Gesellschaft unterdrückt. Den einzigen Ausweg sieht er darin, sich das hierarchische Kastensystem unbarmherzig und in stilisierten Neonfarben hinaufzutöten.

Monkey Man | Official Trailer
Universal Pictures

Monkey Man ist ein leidenschaftlich brutaler, schneller und dichter Actionfilm, der auf einer großen Leinwand tatsächlich viel Spaß macht. Die chaotischen Produktionsbedingungen sieht man dem Film an, sie tragen aber zum düsteren Endergebnis bei. Statt professioneller Kameras wurden schon einmal die iPhones und Handkameras ausgepackt, um die dreckige Atmosphäre einzufangen. Gedreht wurde pandemiebedingt nicht in Indien, sondern auf einer kleinen indonesischen Insel in Isolation und unter zunehmend unklarer werdenden Finanzierungsbedingungen. Bei einer der ersten Actionszenen brach sich Patel die Hand, nachträgliches digitales Entfernen des Gipsverbands wäre zu teuer gewesen, deswegen kämpfte er mit Schrauben in der angeschwollenen Hand weiter.

Politische Realität

Solche Filme sind am schönsten, wenn sie sich trauen, wirklich nur das zu sein. Monkey Man aber holt uns mit Rückblenden und seiner politischen Ebene immer wieder aus dem Modus, in dem man mit offenem Mund und ausgeschaltetem Hirn sabbernd die Leinwand anstarrt. Dass die fiktive Partei im Film wohl an die rechtskonservative hindunationalistische Bharatiya Janata Party (BJP) angelehnt ist, verankert Monkey Man doch zu sehr in einer unangenehmen Realität. Netflix, das sich den Film eigentlich gesichert hatte, gab die Rechte an Jordan Peele und seine Produktionsfirma Monkeypaw Productions weiter, wohl um sich den indischen Markt nicht zu ruinieren. Dass dabei die orangen Flaggen der BJP rot eingefärbt wurden und die korrupte Partei dadurch kommunistisch zu sein scheint, lässt einen ratlos zurück.

Als indischer John-Wick-Klon funktioniert Monkey Man trotzdem, aber um wirklich etwas Substanzielles zu sagen, ist er zu wenig durchdacht. Wenn man blutige Rachegeschichten, verknüpft mit komplexen moralischen Fragestellungen, sehen will, sollte man sich lieber an Dev Patels südkoreanische Vorbilder halten, an I Saw the Devil und Oldboy. (Jakob Thaller, 4.4.2024)